Bundesadler weg: Post-Abriss samt Mosaik früher als geplant
Bitburg · Lautlos war es nicht. Es hat ordentlich gekracht, als gestern der letzte Teil des alten Postgebäudes abgerissen worden ist - einschließlich des Mosaiks mit dem Bundesadler, das zuletzt einige Bürger noch kurz vor Toresschluss retten wollten. Zahlreiche Bitburger verfolgten den Abriss.
Nein, keiner hatte sich in einem letzten verzweifelten Versuch an den Bundesadler am Postgebäude gekettet. Es war bitter kalt, als der Abrissbagger sich gestern dem Teil des Gebäudes mit den bunten Steinen näherte. Mehr als drei Dutzend Bitburger verfolgten den Abriss des Mosaiks, das einige Bürger gerne gerettet hätten (der TV berichtete). Der Flügel bröckelt
"Da, jetzt wird er erwischt", sagte ein Mann, als gestern, ein Tag früher als angekündigt, der erste Teil des metergroßen Flügels bröckelte. "Ein Fall für den Tierschutzverein", spottete ein anderer. Keine Frage, über den Wert des Mosaiks wurde vor Ort eifrig diskutiert. "Es hätte sich doch später gut als Andenken auf dem Platz gemacht", sagte etwa Harro Schwichtenberg. Helmut Becker aber meinte: "Das hat doch mit Kunst nichts zu tun. Wenn man den Adler hätte retten wollen, hätte man sich früher drum kümmern müssen." Andreas Gerten sagte: "Ich glaube, dass in Bitburg schon architektonisch wertvollere Bauwerke abgerissen worden sind als dieses." Anders die Meinung von Günter Götten: "Leider ist es jetzt zu spät. Ich finde das sehr schade."
Kameras klicken
Kameras und Handys klickten. Der Bundesadler: das Motiv des Tages. Der letzte Tag des Mosaiks, das kurz vor dem Abriss sogar Wellen bis nach Mainz geschlagen hat. Joachim Glatz vom Landesdenkmalpflegeamt hat zuletzt im TV gesagt, dass es eine Möglichkeit gegeben hätte, das Mosaik zu schützen. Landrat Joachim Streit wehrt sich gegen den Eindruck, der dadurch möglicherweise entstanden ist: Die Kreisdenkmalpflege hätte zu spät reagiert. "Wir hatten vor einem Jahr einen Termin mit Vertretern der Generaldirektion kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz. Damals kam man zum Ergebnis, dass dieses Mosaik definitiv kein Denkmal ist", sagt Streit und ergänzt: "Es ist also keineswegs so, dass die Kreisdenkmalpflege erst durch Bürgerreaktionen aufmerksam wurde, sondern wir waren schon vor einem Jahr aktiv."
Fakt ist: Jetzt ist der Adler weg. Bürgermeister Joachim Kandels sagt: "Es hat sich bis heute keine Bürgerinitiative oder Fraktion an mich gewandt. Jetzt, kurz vor knapp, konnten wir nicht riskieren, dass jemand beim Rausschneiden des Mosaiks verletzt worden wäre. Das Gebäude war einsturzgefährdet. Das wäre fahrlässig gewesen." scho Meinung
Gute Debatte, gutes Ergebnis Von Dagmar Schommer Es hat Freude gemacht, zu verfolgen, wie in Bitburg wochenlang darüber diskutiert wurde, ob das Mosaik mit dem Bundesadler erhalten werden soll oder verzichtbar ist. Es gab spontane Angebote von Bürgern und Firmen, die für eine Bergung spenden wollten. Aber keiner hat sich an die Spitze der Bewegung gestellt und die Dinge koordiniert. Vielleicht versetzt der Glaube Berge, aber der Wunsch allein rettet eben noch kein Mosaik. Daraus lässt sich für nächstes Mal lernen. Denn die Debatte über den Adler hat auch gezeigt: So einfach lässt sich inzwischen in Bitburg nichts mehr abreißen. Und das ist gut so.
d.schommer@volksfreund.de
Extra: Zeitraffer
2010 hat der Stadtrat nach langer, kontrovers geführter Debatte beschlossen, dass das Postgebäude aus den 50er Jahren für eine Neugestaltung des Postplatzes abgerissen werden soll. Seither war auch klar, dass das Mosaik mit dem Bundesadler damit also weichen würde. Ende 2011 ging die Trierer Wohnungsbaugesellschaft GBT als Sieger aus dem europaweit ausgeschriebenen Architekten-Investoren-Wettbewerb hervor und bekam den Zuschlag für die Neugestaltung des Platzes. Damals kündigte die GBT an, dass sie noch 2012 das Postgebäude abreißen möchte. Im März 2012 berichtete der TV erstmals über Reaktionen zahlreicher Bürger, die forderten, dass das Mosaik vor dem Abriss gesicherter werden müsste. Ende 2012 haben die Abrissarbeiten Stück für Stück begonnen. Im Januar 2013 berichtete der TV erneut über Bürger, die das Mosaik mit dem Bundesadler gerne erhalten wollen - drei Wochen vor dem Abriss. scho
