"Darüber möchte ich nicht mehr diskutieren"

PRÜM. Hochkarätiger Besuch beim Prümer Waldbauverein. Hauptreferentin bei der Mitgliederversammlung war die rheinland-pfälzische Ministerin für Umwelt und Forsten, Margit Conrad.

 Klare Worte: Ministerin Margit Conrad legte in Prüm ein deutliches Bekenntnis zur Forststrukturreform ab.Foto: Volker Blindert

Klare Worte: Ministerin Margit Conrad legte in Prüm ein deutliches Bekenntnis zur Forststrukturreform ab.Foto: Volker Blindert

Man musste kein Prophet sein, um voraussagen zu können, welches Thema beim Besuch der Ministerin in Prüm unweigerlich in den Mittelpunkt rücken würde: die Forststrukturreform. Denn die Ankündigung der Landesregierung, die bisher 88 Forstämter in Rheinland-Pfalz zum 31.Dezember aufzulösen und durch 45 neue zu ersetzen, hatte für reichlich Wirbel und Zündstoff gesorgt. Auch im Kreis Bitburg-Prüm. Denn dort wird es künftig an Stelle von sechs Forstämtern nur noch drei geben. Enormer Druck auf dem Holzmarkt

Trotz allen Widerspruchs aus Sicht der Ministerin ist die Reform eine absolut notwendige. Durch die Globalisierung des Holzmarkts gebe es einen enormen Druck auf dem Holzsektor. Dem müsse man sich anpassen. Kleinräumige Strukturen reichen aber da laut Conrad nicht mehr aus, es seien leistungsfähigere Strukturen erforderlich. So gebe es verschiedene Bausteine, um die Strukturen zu verbessern. Einer dieser Bausteine sei es nun einmal, weniger, aber größere Forstämter zu schaffen, um so wettbewerbsfähiger zu werden. Dies entspreche im übrigen auch der Situation in den übrigen Bundesländern. "Die alten Strukturen machen ökonomisch keinen Sinn mehr", erläuterte die kämpferisch auftretende Ministerin Privatwaldbesitzern und Betroffenen die Vorteile der Reform. Auch gegenüber der Kritik, die Änderungen seien ohne Beteiligung der Betroffenen vor Ort in die Tat umgesetzt worden, wehrte sich Conrad vehement. "Würden wir die Reform bis ins letzte ausdiskutieren, dann hätten wir in zehn Jahren noch keine Reform." Und einmal in Fahrt, wies Conrad bei ihrer energischen Rede jeden Ansatz einer Diskussion zurück: "Ich habe keine Lust, überalterte Strukturen gegen jede Vernunft beizubehalten." Die Entscheidung sei endgültig, darüber möchte sie nicht mehr diskutieren. "Ich möchte mich nicht an unseren Kindern versündigen und ihnen Schulden hinterlassen", verteidigte sie ihr Vorhaben. Aufgrund des heißen Eisens Forststrukturreform rückte das eigentliche Rede-Thema Conrads, "Beratung und Betreuung im Privatwald", etwas in den Hintergrund. Doch auch dort und bei der Situation der Waldbauern entwickelte sich ein reger Gedankenaustausch. Der Vorsitzende des Prümer Waldbauvereins, Hans Heinrich Thome, sah bei Betrachtung der Lage der Waldbauern und Privatwaldbesitzer "wenig Grund zu jubilieren". Da konnte auch die Freude über das 80-jährige Bestehen des geschichtsträchtigen, etwa 3500 Mitglieder starken Waldbauvereins keine Abhilfe schaffen. Jahrelang niedrige Holzpreise hätten für rote Zahlen in der Forstwirtschaft gesorgt. Der Waldbauer werde mit wirtschaftlichen Zuwendungen im Stich gelassen. Thome appellierte daher an die Ministerin, beim Sparen nicht bei den Waldbauern anzufangen. Man erhalte zwar Förderungen, diese seien aber nicht ausreichend. Demgegenüber verwies Conrad auf zahlreiche Leistungen des Landes. Die waldbauliche Infrastruktur werde mit zwölf Millionen Euro im Haushalt gefördert, allein der Prümer Waldbauverein habe im Schnitt der letzten Jahre 500 000 Euro an Fördergeldern erhalten. Problem hierbei: der Großteil der Gelder fällt laut Thome der Kalkung der Wälder zum Opfer. Land bietet Waldinventuren an

In einem waren sich am Schluss dann doch alle einig. Es muss etwas für die Privatwaldbesitzer getan werden, damit diese am Holzmarkt wieder erfolgreicher werden. Conrad wies darauf hin, das Land wolle auf freiwilliger Basis Waldinventuren anbieten, damit die Waldbauern vorhandenes Potential besser ausschöpfen könnten. Zudem stünden 24 Privatwaldbetreuer des Landes mit Rat und Tat zur Verfügung. Auch sollen die Forstämter mit modernster EDV-Technik ausgestattet werden. Am Ende konnten die Privatwaldbesitzer daher trotz Conrads energischer Verteidigung der Forststrukturreform zumindest nicht unzufrieden mit der Ministerin sein. "Sie haben eine positive Einstellung zur Privatwaldwirtschaft", bescheinigte Thome der Ministerin trotz teilweise unterschiedlicher Ansichten.

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