Das innigste Fest

BITBURG/PRÜM/DAUN. (js) Weihnachtsbaum und Krippe, Geschenk-Sitten, Christmette und die häusliche Feier – vieles rund um Weihnachten hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten verändert. In diesem Bericht erinnert der Trierische Volksfreund an das frühere Feier-Brauchtum, den Verlauf des Heiligen Abends, an die Vorbereitungen und die häusliche Feier.

Für viele Menschen ist Weihnachten das innigste Fest, mit viel "Schnee- und Stubenromantik". Die Weihnachtszeit galt früher als stille Zeit, als Zeit der Besinnung, der Erinnerung und der Familie. In der Eifel heißt der Festtag nur "Christtag", auf Platt "Chresdaach". Im Mittelpunkt des familiären Feierns steht die Hauskrippe mit der Darstellung der Heiligen Familie. Zu den Pflichten der Dorfjugend gehörte es früher, beim Krippenbau in der Kirche mitzuhelfen: Dazu musste man dem "Krippenpastor" frisches Moos liefern, zudem Zweige, Wurzeln, Farne, Wacholder, Beeren und Baumrinden. Das galt auch für den häuslichen Krippenbau. Die erste Kirchenkrippe der Westeifel stammt aus dem Kloster Niederprüm.Der Christbaum kam erst nach dem Ersten Weltkrieg

Der "Christbaum" hielt erstaunlicherweise erst nach dem Ersten Weltkrieg Einzug in die Bauernhäuser der Eifel. Nur Lehrer und Pfarrer hatten zuvor einen Weihnachtsbaum. Geschmückt wurde er mit Äpfeln, Birnen, Nüssen, Backwerk und Kerzen. Erst in den 50er-Jahren kamen Lametta und Glaskugeln hinzu, und die Popularität des Baums stieg schlagartig an. Immer selten gibt es seither aufwändige Hauskrippen, dafür aber immer bunteren "Trendschmuck". Auch in den Kirchen zog der Baum ein, zudem Walddisteln, Wacholder und elektrische Kerzen. Geschenke gehörten seit jeher zum Christfest. Gründe dafür sind, dass die Grundherren im Mittelalter den Hintersassen den Lohn und ein Geschenk für ihre Dienste entrichteten. Später erwuchs daraus eine weihnachtliche Zinspflicht. Alle Haushalte schenkten dem Gerichtsboten einen "Winachtsweck", der Pastor erhielt einen "Brotzins". Paten beschenkten später ihre Patenkinder mit Geld. Die Bescherung war in der Westeifel stets am Heiligen Abend. Sie war auf die Kinder beschränkt, es gab Äpfel, Nüsse und Gebäck. Erst nach dem Ersten Weltkrieg tauchten Spielzeug und Kleidungsstücke als Geschenke auf. Vereinzelt erschien in den Häusern ein "Christkindchen", ein in weißem Brautkleid verschleiertes Mädchen. Dieser Brauch wurde jedoch Ende des 18. Jahrhunderts im Zuge der Säkularisation verboten. Weihnachten heute ein Fest der Geschenke

Viele ältere Mitbürger haben erlebt, dass es früher an Weihnachten gar nichts gab. Elli Heckmann (81) aus Krautscheid erzählt: "Wir waren arm wie eine Kirchenmaus, außer gebackenen Plätzchen gab es am Heiligen Abend nichts, noch nicht einmal einen Christbaum. Es wurde gesungen, das war dann unser Weihnachtsfest." Erst in den 40er-Jahren stellte sie einen Tannenbaum auf. "Den habe ich geklaut, der Besitzer sah mich, ich durfte den Baum aber mitnehmen", sagt die Seniorin. Kinder von heute haben kaum Verständnis für die Lage der Menschen vor 100 Jahren. Für sie ist Weihnachten ein "Fest der Geschenke". Bei einer kleinen Umfrage in einer Prümer Schule sagten die Kinder allerdings, dass sie an Weihnachten in die Kirche gingen. Viele Geschichten und abergläubisches Brauchtum ranken sich um den "Chresdaach". Ein alter Schäfer aus Gillenfeld trieb 1940 seine Schafe am Christtag bewusst nicht auf die Weide, damit die Tiere im Stall "das Christkind warm halten konnten". Um dem Jesuskind den Weg in die Häuser zu zeigen, brannte bis in die 30er-Jahre in der Heiligen Nacht durchgängig ein Kerzenlicht am Fenster.

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