Stadtentwicklung Das Spiel mit dem Feuer

Bitburg · „Bitburg brennt“ ist jetzt ein eingetragener Verein. Vorgeblich geht es der Gruppe nicht mehr um Protest. Einige werfen dem Verein trotzdem vor, Öl ins Feuer zu gießen. Vorwürfe kommen auch von Feuerwehrleuten.

Bitburg brennt. Zumindest der Streit zwischen der Stadtverwaltung und der Feuerwehr lodert noch immer. Seit Bürgermeister Joachim Kandels den amtierenden Wehrleiter Manfred Burbach nicht im Amt bestätigte, steht der Stadtchef in der Kritik (der TV berichtete). Und zwar nicht nur im Internet. Inzwischen halten selbst Stadtfeste als Bühne für politische Reden her. Jüngst: Das Folklore-Festival.

Als ein Teilnehmer des Bierfassrollens das Mikrofon in die Hände nahm, richtete er einen Vortrag an Kandels. Ihm sei zu Ohren gekommen, sagte der Bayer, dass in Bitburg „teilweise türkische Verhältnisse“ herrschten. Und dass die Demokratie nicht an oberster Stelle stehe (Siehe Info). Denn der Bürgermeister habe die Wahl der Feuerwehr nicht akzeptiert.

Während das Publikum sowohl mit Applaus als auch mit Buh-Rufen reagierte, versuchte der Bürgermeister die Worte wegzulächeln. Aus den Diskussionen in sozialen Medien sollte er solche Angriffe gewohnt sein. Fordern einige doch seit Wochen bei Facebook seinen Rücktritt. Die Plattform, die sie dafür nutzen heißt meist „Bitburg brennt“.

Das sagt der Verein: So wurde auch der Vortrag des Bayern über die Seite der Gruppe verbreitet, die sich inzwischen zu einem eingetragen Verein entwickelt hat. Initiiert haben wollen die Aktiven die Rede zwar nicht. Man sei genauso überrumpelt worden wie die Zuschauer, sagt Mitglied Lothar Schweyen. Distanzieren möchte er sich dennoch nicht vom Gesagten: „Das war eine freie Meinungsäußerung. Klar, das hätte so nicht sein müssen. Aber offenbar hat die Rede vielen aus der Seele gesprochen.“

Inzwischen ist das Video zwar „auf persönlichen Wunsch des Redners“ von der Seite gelöscht worden. Der stellvertretende Bitburger Wehrleiter Guido Weiler ließ es sich aber nicht nehmen, dem Bayern in einem Post „für so viel Zivilcourage“ zu danken. Wer darin eine offizielle Stellungnahme des Vereins sieht, irrt aber. „Weiler ist nicht unser Sprachrohr“, stellt Schweyen klar. Er gehöre dem Verein nicht einmal an. Doch wer ist das überhaupt, der Verein?

Es ist schwer zu durchblicken, für wen „Bitburg brennt“ steht. Ist die Facebook-Seite wirklich eine „Informations - und Diskussionsplattform seitens der Feuerwehr Bitburg“, wie es im Info-Text heißt? Bislang besteht der Verein jedenfalls nur aus einem Vorstand. Die Mehrheit der Mannschaft bringt sich aber weder online noch offline ein. Und diejenigen, die sich einbringen – etwa Weiler – sind keine offiziellen Vereinsmitglieder. Wenn sie etwas posten, geht es trotzdem um die Konflikte mit der Stadt,  um Protest.

Dabei sei „Bitburg brennt“ ja gar kein Protestverein, sagt Schweyen. Es gehe den Mitgliedern um die Förderung des Ehrenamtes. So steht es auch in der Satzung. Als weitere Aufgaben werden die Jugendarbeit, die Brandschutzerziehung und die Ausbildung der Wehren aufgelistet. In einem Text, den Schweyen auf der Facebook-Seite veröffentlicht, heißt es aber auch: „Selbstverständlich werden wir uns auch dann involvieren, wann immer es gilt Missstände im Ehrenamt aufzudecken.“ Und weiter: Wer ein Armband oder ein T-Shirt der Gruppe trage, drücke nicht seinen Widerstand aus, sondern mache Werbung für den Verein. Die Vermarktungsstrategie kommt an, der Druck der Werbeträger rollt. Wer sich in der Region umschaut, sieht den Slogan „#Bitburg brennt“ auf hunderten Windschutzscheiben, auf Kleidung, Transparenten und Gummibändern. „Die Solidarität ist groß“, meint Mitglied Lothar Schweyen. Auch unter den Rettungskräften?

Das sagen die Feuerwehren: Feuerwehrmann Stephan Garçon ist jedenfalls nicht im Verein. Einen Aufkleber der Gruppe hat er trotzdem auf dem Wagen. „Aus Solidarität mit den Kameraden“, wie er sagt. Das heißt aber nicht, dass er „Bitburg brennt“ unkritisch gegenübersteht: „Jeder darf demonstrieren, seine Meinung sagen.“ Diskussionen müssten aber sachlich geführt werden. Bitburg mit Ankara zu vergleichen – unabhängig von wem die Äußerung komme –  das nehme Züge an, die er nicht akzeptieren könne.

Feuerwehrleute, die nicht aus der Stadt kommen, finden deutlichere Worte: „Das geht gar nicht!“, „Unterste Schublade!“  Der TV hat mit Rettungskräften aus dem gesamten Kreis gesprochen. Ihre Namen möchten sie nicht in der Zeitung lesen, um die Zusammenarbeit nicht zu gefährden. Ihre Meinung wollen sie aber sie trotzdem sagen. „Das ist Kindergarten von beiden Streitparteien“, bewertet der eine die Lage in Bitburg. Ein anderer pflichtet ihm bei: „Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es hinaus.“ Einig sind sich die Befragten, dass die Probleme in der Bierstadt „hausgemacht“ sind – und zwar von Verwaltung und Feuerwehr. Und dass der Konflikt durch den Verein „Bitburg brennt“ befeuert wird: „Die haben eine interne Angelegenheit in die Öffentlichkeit getragen und gießen jetzt Öl ins Feuer.“ Statt Kompromisse zu suchen, werde gegeneinander gearbeitet.

 Auch im Bitburger Land seien sich Verwaltung und Rettungskräfte nicht immer einig, sagt Wehrleiter Klaus-Peter Dimmer. Und auch die VG-Fusion sei eine „haarige Angelegenheit“ gewesen: „ Trotzdem wird es kein Kyllburg brennt geben. Wenn alle an konstruktiven Lösungen interessiert sind, findet man auch welche.“  Warum das in allen Eifeler Verbandsgemeinden klappe, nur nicht in Bitburg, wisse er nicht. Und weil er das nicht wisse, wolle er neutral bleiben.

Das sagt der Landesverband: Ähnlich sieht es beim Landesfeuerwehrverband aus, wie eine Nachfrage bei Vizepräsident Peter Gerhards ergibt: „Wir unterstützen niemanden.“ Der Verein sei aber auch nicht an den Verband herangetreten. Zu Streit zwischen Verwaltungen und Rettungskräften komme es häufiger, meint Gerhards. Dass ein Bürgermeister einen Wehrleiter nicht ernenne, sei in Rheinland-Pfalz aber noch nie vorgekommen. Ebenso wenig, dass eine Interessengruppe sich in einem Verein organisiere und Feuerwehrthemen in die Öffentlichkeit trage.

Dies bewertet der Stellvertreter des Verbandschefs aber positiv: „Der Bürger soll merken, wenn etwas schief läuft“ Wichtig sei nur, dass es keine „Schläge unter die Gürtellinie“ gebe. Denn dann könne die Öffentlichkeitsarbeit nach hinten los gehen.

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