Den Keimen keine Chance

DAHLEM. Nach so manch verschneitem Wintertag sehnt man sich nach Sommer, Sonne, Hitze und dem warmen Nachmittag am kühlen Nass. Viele Einheimische und Urlauber aus benachbarten Regionen verbrachten in den vergangenen Jahren die heiße Jahreszeit am Kronenburger See. Der soll demnächst noch sauberer werden.

Mit seiner 27 Hektar großen Wasserfläche ist er nicht nur ein Rückhaltebecken bei Hochwasser, sondern in erster Linie auch ein "wichtiges Standbein des regionalen Tourismus", wie ihn der Dahlemer Bürgermeister Reinhold Müller (CDU) bezeichnet. "Angesichts der vielseitigen Ausstattung dieses Stausees mit Strandbad, überdachter Seeterrasse, einem neuen fünf-Sterne-Campingplatz, Wanderrouten und vielem mehr hat er kaum die Konkurrenz anderer Seen zu fürchten", sagt Andreas Wisniewski, Geschäftsführer des Verkehrsvereins Oberes Kylltal. Nicht immer EU-konform

Doch in den vergangenen Jahren bereitete das Wasser im Kronenburger See einige Sorgen. Denn als EU-Badegewässer untersteht der See der europäischen Richtlinie für Badegewässer und muss bei der Keimbelastung bestimmte Grenzwerte einhalten. Allerdings war dies nicht immer der Fall. Besonders "fäkalcoliforme" Bakterien, die von menschlichen und tierischen Ausscheidungen stammen, sowie natürliche, "gesamtcoliforme" Bakterien traten vermehrt im Kronenburger See auf. "Diese Bakterien selbst lösen zwar keine Krankheiten aus, aber sie dienen als Indikator für die Existenz gefährlicher anderer Keime", erklärt Wilfried Borsch vom Gesundheitsamt Kreis Daun. Die Zulassung des Sees als Badegewässer war somit gefährdet. Um Ursachenforschung zu betreiben und Lösungsansätze zu finden, bildete sich im Jahr 2001 der länderübergreifende Arbeitskreis zur "Reinhaltung des Kronenburger Sees". Das Staatliche Umweltamt Aachen, die Untere Wasserbehörde des Kreises Euskirchen und des Kreises Daun, die Landwirtschaftskammer NRW, die Gemeinden Dahlem und Hellenthal, die Struktur- und Genehmigungsdirektion Trier, das Gesundheitsamt Kreis Daun, das Dienstleistungszentrum ländlicher Raum Eifel, die Verbandsgemeinde Obere Kyll sowie die belgische Gemeinde Büllingen initiierten ein Pilotprojekt: Ab dem 20. Oktober 2003 wurden ein gutes Jahr lang Proben an 21 Stellen aus den Zuläufen und dem Kronenburger See entnommen. Anhand dieser mikrobiologischen und chemisch-physikalischen Analysen waren manche Übeltäter schnell ausgemacht. Vor allem die in Seenähe gelegenen Regenüberlaufbecken am Sportplatz in Hallschlag und in Frauenkron sowie die unbelüftete Teichkläranlage in Ormont tragen zur erhöhten Keimbelastung im See bei. Aber auch durch die Landwirtschaft mit unvorschriftsmäßigen Viehtränken, belasteten Hofabläufen und extensiver Gülleaufbringung können zahlreiche fäkalcoliforme Bakterien über die Zuflüsse in den Kronenburger See gelangen. Erster Erfolg: Bessere Noten

Entwarnung dagegen gibt die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord des Landes Rheinland-Pfalz, was die Belastungen durch das Gelände der ehemaligen Munitionsfabrik Hallschlag angeht. "Es ist so umfangreich saniert worden, dass die Belastungen durch sprengstofftypische Verbindungen in den vorbeifließenden Bächen nur noch minimale, ja unbedenkliche Werte annehmen", sagt Winfried Wagner von der SGD Nord. "Sie sind im weiteren Verlauf der Gewässer und auch im Kronenburger See nicht mehr nachweisbar." Allerdings schlägt die Pilotstudie auch Veränderungen vor, die zur Reduzierung der Keimbelastung führen sollen. Als erstes wird der Bau so genannter Retentionsbodenfilter in Hallschlag, Berk und Frauenkron empfohlen. Das sind offene Rückhaltebecken mit einer als Bodenfilter ausgebildeten Sohle. Außerdem soll die unbelüftete Teichkläranlage Ormont geschlossen und ein vorhandener Teich in ein Regenüberlaufbecken umgebaut werden. Die Abwässer würden zukünftig zur Abwassergruppe Kronenburg geleitet werden. Aber auch Streusiedlungen und Einzelanwesen müssen sich bald zum Schutz des Kronenburger Sees umstellen. Die Pilotstudie sieht eine zentrale Schmutzwasserkanalisation in Kehr und das Ableiten des Schmutzwassers zum vorhandenen Kanal der VG Obere Kyll vor. Etliche dieser Neuerungen, vor allem auch Einzelgespräche mit Landwirten, zeigen bereits Wirkung. Beurteilte der EU-Badegewässeratlas den Kronenburger See im Jahre 2003 noch als "befriedigend", trägt er in der aktuellen Bewertung bereits ein "gut". "Es ist schon viel zur Verbesserung der Wasserqualität des Sees passiert, aber das ist noch kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen", mahnt Müller. Und in den Sommerperioden erwarten die Urlauber noch mehr Attraktionen. Die Jugend kann sich über einen eigenen Zeltplatz und ein Ökodorf freuen, Angler kommen noch mehr auf ihre Kosten, und für die Wasserratten bietet der See bald ein Erlebniszentrum. Ein großer Klettereisberg mit einer Rutsche auf der Seefläche, ein Wassertrampolin und noch mehr Wasserrutschen sollen bald zusätzliche Besucher anlocken.

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