Der Haussperling hat den Schnabel vorn

Bitburg/Prüm · Sie gilt als Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion: Mehr als 74 000 Naturliebhaber haben sich bundesweit Anfang Januar zur Stunde der Wintervögel in ihre Gärten gesetzt und Vögel gezählt. Mittlerweile hat der Naturschutzbund die Ergebnisse ausgewertet: Im Eifelkreis Bitburg-Prüm wurden 2080 Vögel gesichtet.

Bitburg/Prüm. Was der Zensus für die Menschen ist, ist die "Stunde der Wintervögel" für die gefiederten Freunde: Seit vier Jahren ruft der Naturschutzbund (Nabu) Deutschland dazu auf, sich im Rahmen der Aktion eine Stunde lang in Gärten und Parks auf die Lauer zu legen, Vögel zu zählen und die Beobachtungen schließlich per Online-Formular oder per Post zu melden. "Es geht uns darum, möglichst viele Daten über ganz Deutschland und über viele Jahre hinweg zu sammeln, um zum Beispiel Veränderungen in der Populationsstruktur feststellen zu können", erklärt Cosima Lindemann vom Nabu Rheinland-Pfalz Sinn und Zweck der "Stunde der Wintervögel", die sich mittlerweile zu Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmachaktion entwickelt hat.
Inzwischen stehen die endgültigen Ergebnisse fest: Mehr als 74 000 Beobachter griffen zwischen dem 4. und 6. Januar in ganz Deutschland zum Fernglas und zählten insgesamt mehr als 1,9 Millionen Vögel (siehe Extra). Allerdings ist dies ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum vergangenen Jahr, als fast 93 000 Bürger mitmachten und mehr als 2,7 Millionen Vögel meldeten. Auch im Eifelkreis Bitburg-Prüm gingen die Teilnehmerzahlen zurück: Waren es 2013 noch 107 Naturliebhaber, die 3725 Tiere sichteten, zog es Anfang Januar lediglich 72 Vogelfreunde in die Gärten, die 2080 Vögel meldeten.
Für Lindemann sind die rückgängigen Zahlen allerdings kein Grund zur Beunruhigung: "Zum einen war letztes Jahr einfach extrem gut", sagt sie, "im Vergleich zu den Vorjahren sind die jetzigen Teilnehmerzahlen im Schnitt." Allerdings habe auch der vor allem bis Anfang Januar kaum zu spürende Winter eine Rolle gespielt: "Dadurch, dass wir ein so mildes Klima hatten, waren viele Vögel nicht in den Gärten an den Futterhäuschen, weil sie noch an anderen Stellen was finden konnten", erklärt Lindemann, "Menschen, die keine Vögel beobachten, machen dann natürlich auch keine Meldung." Und noch etwas hatte der milde Winter zur Folge: Die Zahl der gesichteten Zugvögel wie etwa der Seidenschwanz ging dieses Mal deutlich zurück.
Ein Eisvogel wurde gesichtet


Wenig Probleme mit den milden Temperaturen hatte im Eifelkreis dagegen der Haussperling: Er wurde in den Gärten in der Eifel am häufigsten gesichtet und überholte damit die Kohlmeise, die 2013 noch vorne lag: 378 Mal wurde der Haussperling gesichtet, 272 Zählungen meldeten die Vogelbeobachter für die Kohlmeise. Danach folgen Blaumeise und Feldsperling (siehe Grafik). Damit liegt der Kreis im deutschlandweiten Trend: Bundesweit setzte sich ebenfalls der Haussperling vor der Kohlmeise durch, gefolgt vom Feldsperling und der Blaumeise.
Doch auch weniger bekannte Arten flatterten den ehrenamtlichen Vogelbeobachtern im Landkreis vors Fernglas: So wurde beispielsweise drei Mal ein Eisvogel, zwei Mal ein Wintergoldhähnchen und ein Mal gar eine Misteldrossel entdeckt - Irrtum vermutlich nicht ganz ausgeschlossen.
Aber das - so Cosima Lindemann vom Nabu - sei nicht weiter tragisch: "Die Masse macht\'s", betont die Expertin, "Fehler passieren immer, auch Experten, aber über die Masse mittelt sich das wieder raus."
Detailergebnisse zur "Stunde der Wintervögel" gibt es im Internet unter www.nabu.de. Wer künftig mitmachen möchte, muss nicht bis zum kommenden Winter warten: Vom 9. bis 11. Mai ruft der Nabu zur Teilnahme an der "Stunde der Gartenvögel" auf.
Extra

Deutschlandweit wurden in 51 870 Gärten 1 ,9 Millionen Vögel gezählt. 74 535 Vogelfreunde machten mit. Das sind die zehn am häufigsten beobachteten Arten: 1. Haussperling (276 751 Exemplare), 2. Kohlmeise (271 507), 3. Feldsperling (189 650), 4. Blaumeise (189 444), 5. Amsel (154 199), 6. Grünfink (111 766), 7. Buchfink (84 281), 8. Elster (79 441), 9. Rabenkrähe (57 510), 10. Rotkehlchen (43 989).

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