Der Kaninchenflüsterer: Wolfgang Barthel aus Roth an der Our ist einer der besten Züchter im Land

Roth an der Our · Der Rother Wolfgang Barthel hat für seine Tiere bei der siebten Landesrammlerschau die höchste Auszeichnung des Wettbewerbs bekommen. Seit 1993 züchtet er Kaninchen. Seine Rassen: Lohkaninchen und Riesenschecken.

 Sein ganzer Stolz: Für eine Gruppe von vier Lohkaninchen hat Wolfgang Barthel die Staatsmedaille bei der siebten Landesschau in Polch erhalten. Die höchste Punktzahl hat dieser Rammler bekommen. TV-Foto: Barbara Cunietti

Sein ganzer Stolz: Für eine Gruppe von vier Lohkaninchen hat Wolfgang Barthel die Staatsmedaille bei der siebten Landesschau in Polch erhalten. Die höchste Punktzahl hat dieser Rammler bekommen. TV-Foto: Barbara Cunietti

Es raschelt, knistert, tappt. Bewegung und Vitalität. "So soll es sein", sagt Wolfgang Barthel. So soll es sein, wenn er sein pelziges Reich betritt - eine Stallanlage mit 70 Kaninchen. "Wenn bei der Fütterung keine Bewegung in den Buchten ist, dann stimmt etwas nicht", sagt Barthel.
Seit 1993 ist er offizieller Züchter, damals trat er in einen Zuchtverein ein. Doch schon vorher - mit 16 Jahren - bekam er seine ersten Kaninchen. "Mein Bruder hatte zwei Häsinnen als Haustiere gewollt, doch es war zu viel Arbeit für ihn." So hat er sich um die Tiere gekümmert und ist in Kontakt mit Züchtern getreten.
50 Pokale


Sie brachten ihn zu einer Bundesschau. "Das hat mich gleich beeindruckt", erinnert er sich. Von ein-Kilo-leichten Zwergkaninchen bis zu neun-Kilo-schweren deutschen Riesenschecken: Die Vielfalt der Farben und der Rassen war für ihn überraschend. "Meine Freunde haben mich dann überrumpelt", sagt er. Welche Rasse er wolle? Großchinchilla? O.K. Er bekam 1,2 Kaninchen. 1, 2? Das heißt ein Rammler und zwei Häsinnen. "Aber damals hatte ich keine Ahnung, was das bedeutet", sagt Barthel.
Und so fing es an. Seine Truppe wurde immer größer, genauso wie sein Engagement im Verein. Von 2001 bis 2011 war er erster Vorsitzender des Rassenkaninchenzuchtvereins 7 (RN7) Südeifel, nun ist er zweiter Kreisvorsitzender.
Bei der jüngsten Landesrammlerschau in Polch hat er die höchste Auszeichnung des Wettbewerbs bekommen: die Staatsmedaille des Ministers für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz für die beste Leistungsgruppe. Das ist eine Gruppe von vier Kaninchen. Seine vier Lohkaninchen waren die schönsten von 400 angemeldeten Rammlern. "Das war bis jetzt mein größter Erfolg", sagt Barthel, der schon um die 50 Pokale einpacken musste, um Platz für neue zu haben.
Im Stall nimmt er einen von den vier Gewinnern aus dem Käfig. Sorgfältig legt er ihn auf einen Tisch. Lohkaninchen sind klein, Rücken und Pfote sind schwarz, Bauch und Brust rot.
An der Wand hängen die Punktzettel aus der Landesschau. Körperform, Fell, Kopf- und Rumpfzeichnung, Pflege: Die Richter bewerten alle Eigenschaften nach dem Buch der Standards. "Aber eine Portion Glück braucht man trotzdem", sagt Barthel. Denn es gibt um die 400 Kaninchenrassen, und es kann schon passieren, dass ein Richter mit einer Sorte nicht viel anfangen kann.
Barthel streichelt den rot-schwarzen Rammler gegen den Strich. Das schwarze Fell legt sich nur langsam zurück auf den Rücken. "Das zeigt, dass er genug Unterwolle hat."
Gleichmäßiger Rumpf, keine Pfeffernase, glänzendes Schwarz sind einige Voraussetzungen für eine Medaille. Die besten Tiere setzt Barthel in der Zucht ein. Die aus Züchtersicht unperfekten verkauft er, zum Beispiel auf dem Beda-Markt. Sie dürfen auf dem 500 Quadratmeter großen Freigehege hüpfen - für die Zuchttiere ist das wegen Verletzungsgefahr nicht gut.
Barthel, von Beruf Lagerist, ist sehr gerne bei seinen Kaninchen - "eine Art Stressabbau nach der Arbeit". Ihm gefällt es, die Entwicklung eines Wurfs zu verfolgen, "und wenn eine Häsin Babys bekommt, bin ich schon in der Nacht aufgestanden, um nach den Kleinen zu sehen".
Der Aufwand ist groß. Die Tiere brauchen zweimal pro Tag Futter. "Um Urlaub zu machen, braucht man schon Planung", sagt er.
Genau deswegen geht auch den Kaninchenzuchtvereinen der Nachwuchs aus. Der fehlt den Schützlingen von Barthel überhaupt nicht. In zwei Käfigen liegen unter dem warmen Stroh winzige Kaninchen-Babys. Sie sind wenige Tage alt. Ob sie vielleicht die nächste Medaille erhalten werden?Extra

Bei einigen Wettbewerben müssen die Kaninchen nicht nur gut aussehen, sondern auch das gut tun, wofür sie berühmt sind: Hüpfen! Bei dem Sport Kaninhop müssen die kleinen Flitzer über eine Strecke mit Hindernissen springen. Währenddessen begleitet der Besitzer das Kaninchen an der Leine. Für diesen Sport sind vor allem kleine Kaninchen wie Zwergkaninchen geeignet. Wichtig dabei ist der richtige Umgang mit der Leine: Der Begleiter darf nicht grob an der Leine ziehen. Das Kaninchen darf auch nicht über die Hindernisse gescheucht werden oder zum Springen gezwungen werden, sondern es muss aus freiem Willen springen. bcExtra

Dem Rassenkaninchenzuchtverein RN 7 Südeifel, der seit 2002 besteht, gehören elf Züchter aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm und Luxemburg an. Wegen sinkender Mitgliederzahl hat wurde der RN7 Südeifel 2002 aus den Vereinen aus Bitburg, Speicher und Wolsfeld gegründet. Der Verein schloss sich dem Kreisverband Mittelmosel an. bc Weitere Infos zum Verein gibt es im Internet unter www.kzv-suedeifel.de

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