Der Plan für Bitburgs West-Erweiterung

Bitburg · Ziel des Rahmenplans "Westliche Altstadt" ist es, Bitburgs Fußgängerzone Richtung Westen, also zur Stadthalle, auszudehnen. Dafür sollen Plätze und Gassen für rund 4,2 Millionen Euro bis 2014 neu gestaltet werden. Rund 635 000 Euro sind im aktuellen Haushalt dafür bereits einkalkuliert.

 Bitburg nimmt Kurs auf die westliche Altstadt, die vorangebracht werden soll. TV-Foto: Klaus Kimmling

Bitburg nimmt Kurs auf die westliche Altstadt, die vorangebracht werden soll. TV-Foto: Klaus Kimmling

Ein Blick auf Bitburgs Stadtplan macht deutlich, wie die Altstadt sich innerhalb des historischen Römerkastells entwickelt hat - ein Oval, das im Osten an die Denkmalstraße, im Westen an die Straße Römermauer grenzt. Genau durch die Mitte dieses Gebiets führt die Hauptstraße, Bitburgs wichtigste Flaniermeile.

Sie teilt die Altstadt in einen hübsch sanierten Osten und den Wildwuchs im Westen. Das soll sich mit dem Rahmenplan "Westliche Altstadt" (siehe Extra) ändern, den der Bauausschuss im März 2010 beschlossen hat (der TV berichtete). Doch das Programm für mehr Stadtleben hat nicht nur Freunde.

Als der Plan nach dem März-Beschluss öffentlich ausgelegt wurde, haben sich rund 20 Anwohner kritisch zu dem Konzept für Bitburgs Westen geäußert. Der Großteil der Kritik bezieht sich auf den Wegfall von Parkplätzen und die Einschränkung des öffentlichen Verkehrs im Pelzersgässchen, das wie die Fußgängerzone ausgebaut und begrünt werden soll.

Bei der Umgestaltung des "Grünen Sees" an der Römermauer wird sich die Zahl der Parkplätze von 60 auf 30 verringern. Bei der Umgestaltung der Fußgängerzone würden vor der Liebfrauenkirche ebenfalls rund fünf Parkplätze wegfallen.

Einige Beispiele für Bedenken, die im Rahmen der Planoffenlage geäußert wurden:

"Eine Sperrung des Pelzersgässchens kann nur Schaden anrichten in den Geschäften der Fußgängerzone. Zusätzliche Geschäfte werden im Pelzersgässchen nicht entstehen, da die im Karenweg vorhandenen Läden schon heute schwer vermietbar sind", sagt Hans Neumann von der Flora-Apotheke. Er weist zudem darauf hin, dass das Pelzersgäßchen zum Anliefern und Parken wichtig ist, und wendet sich gegen die geplante Begrünung der Gasse: "Die Menschen, die aus den städtischen Randgebieten, Vororten und Dörfern nach Bitburg zum Kaufen kommen, erwarten Parkplätze. Grün haben sie auch zu Hause im Überfluss."

Auch Josef Ewen, Inhaber der gleichnamigen Metzgerei in der Fußgängerzone, beklagt die Schwierigkeiten, die der Wegfall von Parkplätzen bereiten würde: "Wir sind auf ein ausreichendes öffentliches Parkplatzangebot für unsere Kunden angewiesen. Der Verzicht auf Parkplätze vor der Liebfrauenkirche würde sich erheblich negativ auswirken."

"Die Parksituation wird nach dieser Planung unzumutbar für die Anwohner sowie die Geschäftsleute", findet auch Anliegerin Annegret Strupp.

Zwar begrüßt die Kreisverwaltung Bitburg-Prüm ausdrücklich den Rahmenplan "Westliche Altstadt", merkt allerdings ebenfalls kritisch an, dass "aus den vorgelegten Unterlagen nicht eindeutig erkennbar ist, wie die im Bereich Grüner See wegfallenden Parkplätze kompensiert werden können".

Ein Bedenken, das die Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier teilt: "Sofern durch die vorliegende Planung öffentliche Parkplätze entfallen, sollten diese nach Möglichkeit an geeigneter Stelle durch neue innenstadtnahe Parkflächen kompensiert werden." Insgesamt aber begrüßt die IHK den Plan: "Die Sanierungsziele erscheinen schlüssig und grundsätzlich geeignet, um dem städtebaulichen Missstand in der westlichen Altstadt entgegenzuwirken." Über die vorgebrachte Kritik zum Rahmenplan "Westliche Altstadt" berät heute der Bauausschuss in öffentlicher Sitzung um 17 Uhr im Rathaus.

Meinung

Schwieriger Balance-Akt

Natürlich ist es ein Vorteil, wenn eine Stadt für Autofahrer komfortabel ist und viele Parkplätze rund um die Fußgängerzone bereithält. Andererseits laden Blechlawinen nicht gerade zum Flanieren ein. Und Bitburg bietet Autofahrern auf dem Beda-Platz, am Alten Gymnasium sowie in den zwei Parkhäusern und der Tiefgarage jede Menge Platz. Es ist ein Balance-Akt, auf wie viele Parkplätze die Stadt etwa im Bereich Grüner See am Rathaus verzichten will, um diesen Eingang in die Altstadt attraktiver zu gestalten. Prominent gleich gegenüber von Marken-Erlebniswelt und Stadthalle gelegen, ist die Fläche als reiner Parkplatz verschenkt. Im Kern geht es also um die Entscheidung, wie viel Stadt-Charakter Bitburg wagt, oder ob man doch lieber ein großes Dorf bleiben möchte. d.schommer@volksfreund.deEXTRA Der Plan: Nach einer groben Kostenschätzung würde die Umsetzung des Rahmenplans "Westliche Altstadt" insgesamt rund 4,2 Millionen Euro kosten - davon rund drei Millionen Euro Landeszuschuss. Das Programm soll in den kommenden vier Haushaltsjahren umgesetzt sein, da das Sanierungsgebiet 2015 aufgehoben wird. Drei Schritte sind geplant: 1) Bereich Am Markt: Dort sollen die Parkplätze neu angelegt, Kanal- und Wasserleitungen erneuert und in diesem Zuge die Straße saniert werden. Die Verkehrsführung würde sich ändern und die Seitengassen sollen neu gestaltet und begrünt werden. Dafür sind 2011 in Bitburgs Haushalt 635 000 Euro eingeplant. 2011 wird geplant, vermessen und die Aufträge vergeben, 2012 soll gebaut werden. 2) Bereich Grüner See (ab 2013): Vorgesehen ist ein Kreisel an der Ecke Römermauer/Görenweg, Zebrastreifen, der von der Stadthalle zum Rathaus führt, ein Verzicht auf Parkplätze am "Grünen See" zugunsten von Außengastronomie und einer neuen Gestaltung dieses Eingangs zur Altstadt. 3) Fußgängerzone (2013/14): Das marode Straßenpflaster soll saniert und Beleuchtung, Blumenbeete und Sitzgruppen neu gestaltet werden. Zum Auftakt soll es 2012 einen Ideenwettbewerb für Architekten geben. (scho)

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