Der Tresor blieb heil

BITBURG. Der Zweite Weltkrieg bedeutete für viele Unternehmen der Region das Aus und die Notwendigkeit des Neuaufbaus. Der TV schildert, wie diese Aufgabe gemeistert wurde. Betroffen war unter anderem die Volksbank Bitburg, die im Bombenhagel des Heiligabends 1944 mit ihrem Gebäude auch ihr gesamtes Archiv verlor.

Als das Volksbank-Gebäude am Karenweg am 24. Dezember 1944 das Schicksal der meisten Bitburger Häuser teilte, fielen etliche Unterlagen den Flammen zum Opfer. "Fotos, wie es zuvor bei uns aussah, gibt es nicht", bedauert Marketingleiter Rudolf Rinnen. Dabei hätte es einen reichen Fundus geben können. Denn mit der Gründung im Jahr 1863 als "Bitburger Creditverein" ist die Bank eine der ältesten in ganz Deutschland und zählte 1895 zu den größten Genossenschaften in Preußen. Der Creditverein hatte Räume im Haus Niederprüm gemietet, doch 1906 entstand das eigene Domizil des 1942 in "Bitburger Bankverein eGmbH" umfirmierten Instituts am Karenweg. Ende 1944 brannte es acht Tage lang, bis alles vernichtet war. Viele der damaligen Beschäftigten waren im Kriegseinsatz und später in Gefangenschaft, so dass nur eine Hand voll zur Rettung der Bank zur Verfügung standen. In der Ruine fand man jedoch den Tresor mit der Kasse, allen Konten, den noch laufenden Wechseln, dem Hauptbuch, dem Wertpapierdepotbuch und zwei Schreibmaschinen. Die kriegsbedingte Unterbrechung in der Arbeit dauerte bis März 1945. Währenddessen erledigten die Mitarbeiter Niederprüm und Willems die noch ausstehenden Kassengeschäfte in ihren Privatwohnungen.Zerstörung traf Bank in Wachstumsphase

Die Zerstörung hatte die Bank in einer starken Wachstumsphase getroffen, die teilweise von den damaligen politischen Bedingungen für das ganze Land diktiert war: "Der Schwerpunkt der nicht durch Steuern erreichbaren Kriegsfinanzierung verlagerte sich auf den Geldmarkt, auf dessen Flüssigkeit die Regierung mit jedem Mittel bedacht war", heißt es in der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen. "Es wurden Zeichnungen von Reichsanleihen praktisch angeordnet, ebenso mussten von den Banken, die während dieser Zeit immer flüssig waren, Reichsschatzanweisungen aufgenommen werden. Auch wir wurden von diesen Maßnahmen nicht verschont." Jede nur mögliche Geldquelle sei erschlossen worden, zudem gab es eine regionale Besonderheit: "Die Westwallbauten wurden 1939 fortgesetzt und gaben dem Handwerk und den Unternehmern weitere lohnende Beschäftigung. Durch die starken Truppenbelegungen wurden Rekorde im Warenumsatz erzielt. Auch der Landwirtschaft flossen reichliche Barmittel zu durch den Ankauf von Vieh und Produkten aller Art durch die Militärbehörden." Auf der anderen Seite habe es jedoch keinen entsprechenden Kreditbedarf gegeben, so dass Bankguthaben und Wertpapierbestände stetig zunahmen. Die Bilanzsumme betrug 1944 mehr als 10 Millionen Reichsmark. Mit dem Kriegsende war all das schlagartig Vergangenheit. An die Stelle des staatlich zu Kriegszwecken gelenkten Wirtschaftswachstums traten auch im Bitburger Land Warenhortung und Schwarzhandel, die erst mit der Währungsreform im Jahr 1948 abebbten. Es gab das berühmte Kopfgeld, jeder bekam 40 D-Mark und die Sparguthaben wurden im Verhältnis 10 zu 1 umgestellt. Mit acht Mitarbeitern wurde 1945 der Bankbetrieb zunächst im Keller des Architekten Corsten und dann in Räumen der Firma Franz Wallenborn wieder aufgenommen. 1947 mietete das Institut Räume in der Villa Simon und 1953 ging es mit 14 Mitarbeitern in einen bankeigenen Neubau am Karenweg. "Diese turbulenten Zeiten von Zerstörung und Wiederaufbau zu überstehen, wäre nicht möglich gewesen ohne eine über Generationen gewachsene Kundenbindung", sagt Rinnen. Die vom Trierischen Volksfreund präsentierte Ausstellung "Bitburg im Zeitraffer" ist noch bis zum bis zum 28. Februar in Schaufenstern der Geschäfte in der Bitburger Innenstadt zu sehen.

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