Der unbekannte Überflieger

Bis zu seiner überraschenden Ankündigung, den Flugplatz Bitburg zum "Bit-Airport" ausbauen zu wollen, war Frank Lamparski für viele ein unbeschriebenes Blatt. Nun sagt er erstmals, wie viel das Ganze kosten soll - nämlich 400 Millionen Euro - und auf welche Weise seine Investorengruppe das Großprojekt finanzieren will.

 Für den Flugplatz Bitburg gibt es große Pläne. Schon bald sollen dort weit größere Maschinen landen als diese. TV-Foto: Bettina Bartzen

Für den Flugplatz Bitburg gibt es große Pläne. Schon bald sollen dort weit größere Maschinen landen als diese. TV-Foto: Bettina Bartzen

Bitburg. Wer ist Frank Lamparski? Diese Frage stellen sich seit etwa einer Woche viele Menschen, denn der Mann hat sie völlig verblüfft.

Die Ursache dafür sind Lamparskis Pläne: Der luxemburgische Projektplaner wird als Chef einer Entwicklungsgruppe in wenigen Tagen den Kaufvertrag für 40 Prozent der Anteile an der Flugplatz Bitburg GmbH unterzeichnen - mit dem Ziel weitere Anteile zu erwerben, um den Flugplatz Bitburg zum "Bit-Airport" auszubauen - einem veritablen Flughafen von den Ausmaßen des luxemburgischen Airports Findel.

Schon in 18 Monaten soll sich in Bitburg eine Werft angesiedelt haben, die Flugzeuge für ihren Export in EU-Länder und nach Nordafrika fit macht. In drei Jahren soll es mit dem Cargo-Geschäft losgehen: 20 Frachtflugzeuge (nicht 40, wie zunächst berichtet) pro Woche sollen an einer neuen großen Cargo-Halle hinterm Tower be- und entladen werden.

In fünf Jahren dann steht, so Lamparskis Plan, auf dem ehemaligen Airbase-Areal ein Terminal, an dem bis zu 2,5 Millionen Passagiere abgefertigt werden können. Bis 2025 ist der Flugplatz Bitburg an die Bahnlinie im Kylltal angeschlossen und bietet 2000 Menschen eine Arbeitsstelle. Finanzrahmen für das Ganze: 400 Millionen.

Öffentliche Zuschüsse brauche er nicht, sagt Lamparski, denn hinter ihm stünden Investoren, die über insgesamt 1,2 freie Milliarden verfügen. Da kann man schon mal ins Staunen geraten.

Lamparskis Investoren sind noch niemandem genau bekannt. Nicht einmal den Chefs der Flugplatz Bitburg GmbH. "Er wäre auch schön blöd, wenn er sie jetzt schon bekanntgäbe", sagt GmbH-Geschäftsführer Günter Krahé. Was Lamparski preisgibt, ist, dass sie aus Italien, Frankreich, Luxemburg und Deutschland kommen und darunter welche sind, die bereits in Flughäfen investiert haben.

Die Finanzierung soll laut Lamparski über die Direktinvestoren - die Gründungsmitglieder - laufen und parallel über einen Fonds, in den auch andere einzahlen können. Dann soll das Ganze in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt werden, die aus Gründungspartnern und stillen Partnern besteht.

Dieses Vorgehen hat, so der Projektentwickler, den Vorteil, dass die Investoren nicht maßgeblich an den Entscheidungen der Entwicklergruppe beteiligt werden müssen. Später, wenn größere Geldbeträge nötig sind, soll die Gesellschaft in einen spezialisierten Investmentfonds umgewandelt werden.

"Wir haben Lamparskis Hintergrund ermittelt. Der wirkte auf uns solide", sagt Krahé. Auch, wenn seine beiden Firmensitze in Luxemburg nicht gerade repräsentativ wirken - Negatives gibt es über Lamparski tatsächlich nicht zu finden: Er ist nach TV-Informationen weder gerichtlich noch polizeilich in irgendeiner Form aufgefallen. Bis vor kurzem war er für die Öffentlichkeit ein unbeschriebenes Blatt - auch für die Kollegen von der luxemburgischen Presse.

Ohne Namen konnte bislang natürlich auch nicht überprüft werden, ob der finanzielle Hintergrund der Investoren tatsächlich so aussieht wie angegeben. Lediglich, dass Lamparski finanziell in der Lage ist, die 40 Prozent der GmbH-Anteile für 154 000 Euro zu kaufen, hat die GmbH sich belegen lassen.

Es bleiben also nur Mutmaßungen, wessen Geld in Bitburg verbaut werden soll - vielleicht auch chinesisches, denn bis dorthin erstrecken sich Lamparskis Geschäftstätigkeiten: Der Luxemburger betreibt nach eigener Auskunft auch ein Projektplanungsbüro in Shanghai namens Stintec Shanghai Limited. Über dieses Ingenieur-Büro, das industrielle Großprojekte plant, habe er auch Kontakt zu asiatischen Airlines aufgenommen, die den Flugplatz Bitburg anfliegen wollen.

Ebenfalls unter dem Namen Stintec gibt es eine im luxemburgischen Handelsregister eingetragene Firma, deren Geschäftsführer Lamparski ist. Der Firmensitz ist eigentlich in Mamer, aber dort wird gebaut - genau wie an der Internetseite, die "en construction" ist. Daher arbeiten die rund zehn Mitarbeiter zurzeit in Luxemburg-Stadt. Die "beratenden Ingenieure" von Stintec betreuen für den luxemburgischen Staat oder für Unternehmen Landerschließungen, Straßenbauprojekte und "bringen Investoren mit Bauprojekten zusammen".

Zudem ist Lamparski größter Aktionär bei "Paragon Projekt Management and Consulting SA". Diese Firma ist ein Zusammenschluss von Stintec und dem Architekturbüro Ballini Pitt & Partners. Auch sie soll, so der Planer, an der Flughafenplanung beteiligt sein.

Als Projekte, die er bisher betreut hat, nennt Lamparski Hotels, Golfplätze, Fabrikhallen und Wohngebäude. Er habe auch ein Konzept für einen chinesischen Flugplatz entwickelt. Genauer möchte er nicht werden. Das sei nicht im Sinn seiner Kunden.

Als Privatmann war Lamparski oft in der Region. Früher habe er seine Ferien häufig bei seiner Großmutter in Malbergweich verbracht, sagt der 44-Jährige. Sein eigenes Interesse an Bitburg sei groß, denn auch dort lebe Familie. In dem Projekt stecke daher Herzblut. Vielleicht auch, weil Lamparski selbst seit seinem 19. Lebensjahr fliegt und, wie er sagt, oft in Bitburg gelandet ist.

Lamparski hat zwei Abschlüsse gemacht: 1989 wurde er Ingenieur der FH, nach seinem Studium an der Technischen Universität Wien dann Diplom-Ingenieur.

Der Luxemburger ist geschieden und hat vier Kinder. In seiner Heimatgemeinde Mamer ist er Mitglied des Kulturkreises und hat sich kommunalpolitisch engagiert. Er habe etwas verbessern wollen, sagt er. Der Tatendrang sei nicht neu. Er habe schon immer nach mehr gestrebt.

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