Des Kunden Freud', des Händlers Leid

Unter den Bitburger Einzelhändlern gibt es Ärger: Seit Januar kann man in Bitburg samstags länger einkaufen, doch nicht alle Läden machen mit. Bei einer Sitzung der Kaufleute kam das Thema Öffnungszeiten wieder hoch.

Bitburg. (pwr) Weniger Freizeit, dafür mehr Einnahmen, oder doch einfach nur sinnlose Zeitverschwendung? - Bei der gemeinsamen Sitzung der Arbeitskreise "Lenkungsgruppe Stadtmarketing" und "Belebung Innenstadt" äußerten die Einzelhändler der Innenstadt ihren Unmut über die verlängerten Ladenöffnungszeiten am Samstag.

Hintergrund ist die vom Arbeitskreis Stadtmarketing in einer offenen Sitzung im Januar beschlossene 18-Uhr-Regel (der TV berichtete). An der Sitzung hatten nicht alle Einzelhändler teilgenommen. Nun ziehen nicht alle Läden mit und schließen zu unterschiedlichen Zeiten.

Auch die jüngste Sitzung brachte keine schiedlich-friedliche Lösung: Man einigt sich darauf, sich nicht einigen zu können. Die verlängerten Öffnungszeiten werden aber beibehalten. Reaktion: Die Kleinen ärgert's, die Großen freut's.

Nicht länger öffnen, wenn nichts los ist



Dennoch gibt es in diesem Streit keine klaren Fronten. Denn auch die Parfümerie-Kette Douglas in der Hauptstraße hat die Öffnungszeiten nach dem Sommer von 18 auf 16 Uhr zurückgefahren. "Viele andere Läden ziehen nicht mit. Ich sehe es auch nicht ein, länger zu öffnen, wenn nichts los ist", sagt die Angestellte Nicole Fandel. "16 Uhr reicht! Bitburg ist eben keine Einkaufsstadt. Die Kunden fahren lieber samstags nach Trier oder Köln."

Kundenmangel herrscht am Samstagnachmittag auch in der Boutique von Gudrun Blatzheim, die ebenfalls bis 16 Uhr geöffnet hat. "Ab 15 Uhr kommt keiner mehr." Als "dienstälteste Verkäuferin der Hauptstraße" brauche sie am Samstag ihre Freizeit. Entspannung am Wochenende wollen auch Michaela und Petra Horsch vom Geschenkeladen "Body's Best". Ihr Laden schließt momentan um 16 Uhr - ab 14 Uhr flaut das Geschäft ab.

Die Schwestern ärgern sich vor allem über die Uneinheitlichkeit der Öffnungszeiten: "Die auswärtigen Kunden kommen hierhin, stehen vor verschlossenen Türen und bekommen einen dicken Hals." Bitburg keine Einkaufsstadt? Gähnende Leere auch in der Kasse? Nein, sagt Peter Schiwek, Besitzer eines Buchladens. "Mit 18 Uhr kann ich gut leben. Der Samstag ist ein starker Tag." Außerdem gebe es immer Kunden, die "auch um drei Minuten vor Ladenschluss etwas kaufen".

Heißt: Jede Öffnungszeit findet auch ihre Nutzer. Schiwek vertritt eine weitere Idee: Die Läden einer Branche zusammenschließen, um abwechselnd am Samstag zu öffnen. Dann sei zumindest eine Grundversorgung gegeben. Einspruch gibt es aus der Douglas-Filiale: "Das funktioniert nicht. Die Kunden wären noch verwirrter", sagt Nicole Fandel.

Meinung

Verwirrende Verwirrung

Samstags bis 14 Uhr, 16 Uhr, 18.30 Uhr, 19 Uhr, 19.30 Uhr oder 22 Uhr - die Öffnungszeiten in der Bitburger Innenstadt sind verwirrend. Flexible Schlusszeiten und Mittagspausen machen das Chaos perfekt. Fest steht: Die Kunden würden gerne länger einkaufen gehen. Um das zu können, muss Einigkeit her: Das gilt auch für die Entscheidungsprozesse in den Arbeitskreisen: Machtworte helfen da nicht, nur Kompromisse aller Beteiligten. Und ob sich die Regelung für die Betriebe rechnet, kann nur herausgefunden werden, wenn sie über eine längere Zeit einheitlich umgesetzt wird. Ergänzende Standortanalysen und Kundenbefragungen könnten zudem den Bedarf an einer "Einkaufsstadt Bitburg" ermitteln. p.wiermer@volksfreund.de

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