"Die Bürger sagen einfach, das machen wir"

Bitburg · Integration in der Eifel - wo sind die Probleme und was können wir verbessern? Zu diesem Thema hatte das Deutsche Rote Kreuz Vertreter mehrerer Einrichtungen zu einer Gesprächsrunde eingeladen.

 Gaby Dämmer, Herbert Fischer-Drumm, Monika Fink, Marita Singh, Ekkehard Nau und Josef Genaid haben die Diskussion bestritten. TV-Foto: Sarah Stieren

Gaby Dämmer, Herbert Fischer-Drumm, Monika Fink, Marita Singh, Ekkehard Nau und Josef Genaid haben die Diskussion bestritten. TV-Foto: Sarah Stieren

Foto: (e_eifel )

Bitburg. Vulkane, Bier, eine schöne Landschaft - das verbinden die Vertreter der Einrichtungen mit der Eifel. Gleichstellungsbeauftragte Marita Singh hatte die Frage zum Warmwerden gestellt, bevor es ernst wurde: "Wo liegen denn nun die Probleme bei der Integration", gibt Singh das Wort an den Personalentwickler Ekkehard Nau: "Wo viel Ehrenamtliches gemacht wird, ist das Engagement besser. Die Bürger sagen einfach, ja - das machen wir." Bei der rechtlich-administrativen Ebene komme man hingegen an die Grenzen des Systems. "Die schieben schnell einen Riegel davor. Wir müssen unsere Regelungen und Gesetze ändern, weil sie in solchen Situationen nicht mehr greifen."
Er sei nicht sicher, ob man Systeme oder Statuten verändern müsse, sagt Sozialwissenschaftler Herbert Fischer-Drumm. Die Systeme seien belastbar, man müsse sie nur mit einem positiveren Etikett versehen. "Vielleicht", sagt Nau, "auf jeden Fall muss man die Leute in den Dialog zwingen. Gegen unpolitisches Geschwätz kann man nur mit Fakten vorgehen. Das ist so, als wenn Herr Trump in der Gegend rumlügt - dagegen muss man etwas machen!" Auch Aussagen wie diese bringen das Podium nicht in Schwung, auch wenn die interkulturelle Fachkraft Gaby Dämmer anderer Meinung ist: "Ich kann keinen Menschen zu einem Dialog zwingen. Der muss das schon wollen, das hat etwas mit der Einstellung zu tun."
Einig sind sich alle in dem Punkt, dass man die Leute informieren müsse, um gegen Unwahrheiten vorzugehen, und dass jeder eben das tun solle, was er könne, um zu helfen.
"Die Kriminalstatistik der Flüchtlinge ist niedriger als die der übrigen Bevölkerung", sagt Fischer-Drumm, "das vielleicht als Denkanstoß zum Schluss." Die Gesprächsrunde endet und es ist Zeit, Fragen aus dem Publikum zu beantworten. Von den etwa 30 Teilnehmern meldet sich Roswita Biwer aus Ingendorf zu Wort und richtet sich an Josef Genaid: "Ich habe es bis jetzt nicht erlebt, dass Elternbriefe in einer anderen Sprache übersetzt wurden! Und wie ist das mit dem Führerschein, gibt es den in einer anderen Sprache?" "Den Führerschein gibt es mittlerweile sogar auf Arabisch oder Türkisch, das ist aber recht neu", erklärt Genaid. "Zu den Elternbriefen sage ich Ihnen, dass Sprache der Weg zur Integration ist." Er erklärt, dass es nicht sinnvoll sei, alles zu übersetzen, er würde als studierter Sprachwissenschaftler ja täglich sehen, dass die Konfrontation damit bessere Ergebnisse erzielen würde. Es gäbe aber auch Dolmetscher bei der Bundesagentur für Arbeit und Sprachkurse, damit die Flüchtlinge schnell Deutsch lernen. "Die warten ewig auf einen Integrationskurs, da lernt keiner direkt Deutsch mit denen", entgegnet Biwer.
Irmgard Mminele vom Roten Kreuz wirft ein, dass sie "noch keine Anträge in einer anderen Sprache" gesehen habe. Auch Hubert Klein aus Bitburg meldet sich: "Ich habe im Jobcenter gearbeitet: Wer keine Anträge ausfüllt, bekommt keine Leistungen. Und die Amtssprache ist Deutsch! Zeigen sie mir eine Eingliederungsmaßnahme, die nicht auf Deutsch ist!" Anträge in anderen Sprachen würden vorliegen, erklärt Genaid. Singh versucht, wieder Struktur in die Diskussion zu bringen: Damit kenne sie sich zu wenig aus, aber das könne man ja recherchieren, es wäre ja interessant, unterschiedliche Sichtweisen zu hören. Nach dem Abschlusswort des Deutschen Roten Kreuzes durch Monika Fink ist dann auch Ende der Veranstaltung. Lösungen hat an diesem Abend niemand gefunden, aber: "Wer drüber redet, hat einen wichtigen Schritt getan", kann man aus den Gesprächen aus dem Publikum aufschnappen. Und wo genau die Wahrheit liegt und wer mit was Recht hat, ist schwer zu sagen. Vermutlich ist es wie immer: Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte.sast

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