Die Eifeler können auch mit Reben - Weinbau hat Tradition an der Sauer

Minden/Echternacherbrück · Hobbywinzer im Eifelkreis sind mit Herzblut bei der Sache, wenn es um den Wein geht. An der Sauer hat der Weinbau eine lange Tradition. Aber auch in Dockendorf und Orenhofen hoffen Weinmacher auf eine gute Ernte.

 3000 alte Rebstöcke sind im Weintor von Werner Bitzigeio verarbeitet. Die Skulptur auf Mindener Gemarkung hat 30 000 Euro gekostet.

3000 alte Rebstöcke sind im Weintor von Werner Bitzigeio verarbeitet. Die Skulptur auf Mindener Gemarkung hat 30 000 Euro gekostet.

Foto: (e_eifel )
 Die Trauben haben sich trotz der Kälteperiode im April gut entwickelt. TV-Fotos (3): Maria Adrian

Die Trauben haben sich trotz der Kälteperiode im April gut entwickelt. TV-Fotos (3): Maria Adrian

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 Winand Bermes, Peter Kreuzkamp und Hans Michael Bröhl laden zu einem Glas Pinot Blanc ein, der aus dem Weinberg links von der Straße gelesen wurde.

Winand Bermes, Peter Kreuzkamp und Hans Michael Bröhl laden zu einem Glas Pinot Blanc ein, der aus dem Weinberg links von der Straße gelesen wurde.

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Minden/Echternacherbrück Was haben die südpfälzische Weinbaugemeinde Schweigen-Rechtenbach und Minden/Echternacherbrück gemeinsam? Die Antwort lautet: ein Weintor. Das Bauwerk in der Südpfalz, Deutsches Weintor genannt, ist ein 18 Meter hohes Gebäude mit Walmdach, Säulenhalle, Galerie und Arkaden.

Die Anlage wurde 1936 von den nationalsozialistischen Machthabern erbaut, um zusammen mit der Deutschen Weinstraße das Weinbaugebiet bekannter zu machen. Damals waren viele Winzer wirtschaftlich in Bedrängnis, unter anderem durch den Preisverfall des Weins.
Doch zurück an die Sauer in der Südeifel. Da verhält es sich völlig anders. Das Weintor am Radweg zwischen Echternacherbrück und Minden ist eine beeindruckende Skulptur aus Rebstöcken, sie ist sechs Meter hoch, drei Meter breit und sechs Meter tief. Geschaffen hat dieses "Tor zum Weinland" der Künstler Werner Bitzigeio.

Neben dem Kunstwerk stehen ein Tisch und zwei Bänke. Und an diesem Tag ist der Tisch gedeckt. Eine Flasche Eifelwein - ja, richtig gelesen Eifelwein - und vier Gläser auf einem karierten Geschirrtuch haben drei Herren vor sich stehen. Ein guter Grund, Platz zu nehmen, denn diese drei haben eine Menge zu erzählen. Sie gehören zu der Interessengemeinschaft "Historischer Weinberg", die die Weinkultur an der Sauer pflegt. Für sie ist es nicht weiter verwunderlich, dass es in der Eifel ein "Tor zum Weinland" gibt.
"Der Weinbau hat an der Sauer eine lange Tradition, was den Mönchen der Abtei Echternach zu verdanken ist - und natürlich zuvor den Römern", erklärt Hans Michael Bröhl. Schließlich haben diese die Rebe in die Region gebracht. Seit 1700 Jahren ist Weinbau an der Sauer nachgewiesen. 1973 wurde er aufgegeben - mangels Wirtschaftlichkeit.

Dennoch wartet am Tor zum Weinland nun eine Flasche Eifeler Rebensaft darauf, verkostet zu werden. Wie das? Es handelt sich um einen Weißburgunder aus dem Jahr 2015. "Weißburgunder passt besser zu Klima und Boden", sagt Peter Kreuzkamp. An einen Riesling will man sich in der Eifel nun doch nicht ranwagen. "Enner Menner Layen/Kosterlayen, Pinot Blanc aus der Südeifel", steht auf dem Etikett. " Pinot Blanc hört sich besser an", sagt Bröhl, der mit Winand Bermes aus Bollendorf und Peter Kreuzkamp aus Minden und anderen Mitstreitern dafür verantwortlich ist, dass es diesen Wein überhaupt zu trinken gibt.
2006 haben sie wieder Reben in den rekultivierten Weinberg pflanzen lassen. Das ganze Projekt wurde aus dem Leader-Programm finanziert, wie auch das Weintor und die Infotafel. Aber kümmern tut sich die rührige Interessengemeinschaft.

Die "Lage" Enner Menner Layen/Kosterlayen befindet sich gegenüber dem Weintor auf der anderen Straßenseite. Unterhalb der alten Weinbergsmauern, die Peter Kreuzkamp als eine "faszinierende Leistung unserer Vorfahren" beschreibt, stehen 35 Reihen Weißburgunder oder eben Pinot Blanc. "Die 85 Besitzer der Stöcke - unter anderem aus Biburg, Rittersdorf, Prüm, Arzfeld, München, Ralingen, Trier, Luxemburg und Ostbelgien - sollen auch bei der Arbeit im Weinberg helfen.
"Die Arbeitseinsätze organisiert Winand Bermes", sagt Bröhl, der lange Jahre Verwaltungschef der Verbandsgemeinde Irrel war. Bröhl und Kreuzkamp sind mehr im Weinberg aktiv. Beim jüngsten Arbeitseinsatz haben sie die Trauben freigestellt, sprich Blätter entfernt. "Das wird an der Mosel maschinell gemacht", sagt Bröhl. Auch das Spritzen wird von Hand gemacht. "Wir spritzen aber so wenig wie möglich, denn der Wein soll Bio-Normen entsprechen", sagt Kreuzkamp. Produziert wird aber nur für den Eigenbedarf.

Nun hoffen die Hobbywinzer an der Sauer, dass sie auch eine gute Ernte einfahren. "Nach der Frostphase Ende April haben sich die Reben gut erholt", sagen die drei Herren einhellig.
Das hoffen auch Anton Wengler und seine Kollegen in Dockendorf. Denn auch dort gibt es einige Weinmacher. "Wenn uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht, sieht es ganz gut aus", sagt Wengler.
In Orenhofen hat Maria Zenner schon Weingelee aus den süßen Trauben gemacht, die in ihrem Wintergarten bestens gedeihen. "Die Reben sind sehr geschützt und auch sehr tief verwurzelt", sagt Maria. Sie und ihr Mann Werner haben auch vor dem Wintergarten Rebstöcke stehen. "Bald gibt es Federweißer", sagt Manfred.
Doch zurück an die Sauer, es ist jetzt Zeit, vom Sauerwein Enner Menner Layen/Kosterlayen zu kosten. Das Urteil: eher leicht, durchaus trinkbar.

Ein ähnliches Fazit gab es dann später auch in der TV-Redaktion in Bitburg, wo jeder natürlich nur einen winzigen Schluck getrunken hat vom Eifel-Pinot-Blanc.
Und schon der Echternacher Abt Johannes Bertels (1544 bis 1607) wusste, wie Hans Michael Bröhl berichtet, "In guten Jahren wächst ein trinkbarer Wein in diesen Lagen."

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