Die Entdeckung der Windkraft

Premieren im Eifelkreis: Das ist der Inhalt einer kleinen Serie im Trierischen Volksfreund. Wo gab es die erste elektrische Straßenbeleuchtung? Wie war es, als die Schokolade in die Eifel kam? Diesen Fragen wollen wir nachgehen. Im ersten Teil lesen Sie, wie die ersten großeren Windräder entstanden sind, die nicht nur dem Eigenbedarf dienten.

 Alfred Blum vor dem Windrad in Feuerscheid, das sein Vater vor 18 Jahren errichten ließ. TV-Foto: Christian Brunker

Alfred Blum vor dem Windrad in Feuerscheid, das sein Vater vor 18 Jahren errichten ließ. TV-Foto: Christian Brunker

Feuerscheid. In Sichtweite der Autobahn 60 zwischen Prüm und Bitburg, nicht weit vom interkommunalen Gewerbegebiet Feuerscheid/Plütscheid, wo demnächst mit einer großen Solaranlage erneut energietechnische Pionierarbeit geleistet werden soll, steht ein kleines Windrad. "Krummenacker" nennt sich die Gemarkung. Dort drehen sich seit fast 20 Jahren die sechs Meter langen Flügel und erzeugen brav Strom aus der Kraft des Windes.

Im Juli 1992 ging das Windrad zum ersten Mal an Netz und lieferte die ersten 30 Kilowatt Strom - und war gleichzeitig das erste Windrad im Eifelkreis, das wirklich Strom ins allgemeine Stromnetz einspeiste. Zwar gab es auch zuvor schon kleinere Windkraftanlagen, doch die nutzten die Landwirte vor allem, um ihren Eigenbedarf zu decken. Zum Vergleich: Heutzutage werden Anlagen gebaut, die zwei Megawatt Strom erzeugen - das ist fast die 67-fache Menge.

Seit Ende der 80er Jahre zählte Heinrich Blum zu den Pionieren der Windenergie in der Eifel und war Mitglied im Verein "Eifelwind". "In Eigenregie hat mein Vater damals den Wind in zehn Meter Höhe gemessen, um zu schauen, ob sich eine solche Anlage wirklich rechnet", berichtet Alfred Blum, der Sohn des mittlerweile gestorbenen Windpioniers.

Das Ergebnis: Genug Wind war - und ist - vorhanden. Das zeigen auch die mittlerweile hinzugekommenen moderneren Anlagen. Doch damals war es gar nicht so einfach, eine Genehmigung für ein Windrad zu bekommen, berichtet Alfred Blum. "Ursprünglich sollte mein Vater noch 3000 Mark Strafe für die Verschandelung des Landschaftsbildes zahlen - und das, obwohl er gleichzeitig vom Land eine Förderung für die Anlage bekam." Nach seinem Einspruch gelang es dem Vater immerhin, die Strafe auf 1000 Mark herunterzuhandeln. So war der Weg frei für das Windrad, in das die Familie 190 000 Mark investierte. Bis heute bezieht das Elternhaus in Feuerscheid, das mittlerweile vermietet ist, einen Teil seines Stroms vom eigenen Windrad. Die überschüssige Energie wird ins allgemeine Netz eingespeist. Seit ein paar Jahren hat sich auch noch eine zusätzliche Einnahmequelle aufgetan: Die Telekom hat einen Handy sender auf halber Höhe angebaut und zahlt dafür.

Nach ziemlich genau 13 Jahren hätte das Rad die Investitionskosten so wieder eingebracht. Erst jetzt bringe es wirklich Gewinn, berichtet Blum. Damit das auch weiterhin so bleibt, kümmert er sich selbst um das mittlerweile in die Jahre gekommene Windrad. Drei bis vier Mal im Jahr klettert er den 30 Meter hohen Mast hinauf, um Windrad und Technik zu warten. Von daher ist Blum gar nicht so unglücklich darüber, dass die Anlage mehr Wind braucht, um sich zu drehen als die neueren in der Umgebung. Denn: "Wenn sich nichts dreht, gibt's auch keinen Verschleiß."

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