KULTUR Die Hancke, die Kultur und Bitburg

Bitburg · Die Kulturgemeinschaft feiert Jubiläum. Was in 70 Jahren passiert ist, können wir hier nicht erzählen. Aber ein bisschen was schon ...

 Die Kulturgemeinschaft Bitburg feiert 70-jähriges Bestehen. Darüber freuen sich Geschäftsführerin Michaela Noe, Vorsitzender Joachim Kandels und Mitarbeiterin Ute Gerten. Zum Team gehören auch Anne Strupp und Sarah Franzen. 

Die Kulturgemeinschaft Bitburg feiert 70-jähriges Bestehen. Darüber freuen sich Geschäftsführerin Michaela Noe, Vorsitzender Joachim Kandels und Mitarbeiterin Ute Gerten. Zum Team gehören auch Anne Strupp und Sarah Franzen. 

Foto: tv/Ulrike Löhnertz

„Wo bin ick denn hier jelandet“: Als Edith Hancke, die 2015 verstorbene Schauspielerin diesen Satz berlinerte, war sie gerade mit dem Auto auf dem Weg zur Halle 300. In Bitburg.

Eben in jenem Bitburg, wo sie eine Veranstaltung gestalten sollte, zu der die Kulturgemeinschaft Bitburg sie eingeladen hatte. An diese Anekdote erinnert sich Bürgermeister Joachim Kandels, viele Jahre Geschäftsführer und seit 2009 Vorsitzender der Kulturgemeinschaft, gerne. Und auch an die „tolle Veranstaltung“ mit Edith Hancke, die den Verdacht nahelegt, dass die Berlinerin sich hernach  ganz genau an Bitburg erinnerte.

Apropos Erinnerungen. Derer sind in 70 Jahren viele zusammengekommen. Denn am 18. Oktober 1948, als Bitburg noch in Trümmern lag, gründete Dr. Hanns Simon mit Freunden die  Kulturgemeinschaft.

Die französischen Besatzungsbehörden hatten die Erlaubnis zur Gründung eines Kulturvereins gegeben, gleich die erste Veranstaltung des neuen Vereins – ein Heimatabend am 28. November 1948 im Schubertsaal im Eifelbräu – war ein voller Erfolg.

Seit dieser Zeit hat sich die Kulturgemeinschaft Bitburg zu einem Verein mit mehr als 1200 Mitgliedern entwickelt, der sich umfassend um das kulturelle Leben der Stadt kümmert. Das Konzept ruhe, so Stadtbürgermeister Joachim Kandels, auf vier Säulen:  Kultur, Reisen/Fahrten, Publikationen und - weil die Kulturgemeinschaft auch  Trägerin der Volkshochschule Bitburg ist – Weiterbildung. Und gerade in diesem Bereich sei, das bestätigen beide, die Geschäftsführerin Michaela Noe und Kandels, viel Bewegung.

Da müsse man aktuell auf den Bedarf reagieren. „In den 90er Jahren hatten wir beispielsweise einen so starken Bedarf an EDV-Kursen, dass wir die Computerräume an sechs Tagen belegt  hatten.“ Diese Zeiten sind allerdings vorbei. Derzeit stark nachgefragt würden Sprachkurse, Integrationskurse und Gesundheits-Kurse. Insgesamt werden jedes Jahr rund 400 Kurse angeboten.

Im Bereich Fahrten habe man den Schwerpunkt auf Tagesfahrten gelegt. Die Studienreisen, unter anderem an so exotische Ziele wie Indonesien und China, biete man inzwischen in Kooperation mit Reisebüros an.

Sie waren es aber unter anderem, die der Kulturgemeinschaft während der Amtszeit von Werner Pies als Geschäftsführer starken Zulauf gebracht hätten, sagt Kandels. Tatsächlich stieg die Mitgliederzahl von 395 (1978) auf 1225 (2009). Überhaupt: Werner Pies, der 32 Jahre lang Vorsitzender war und nun bisher einziger Ehrenvorsitzender ist, hat jede Menge zu erzählen. Von aufwändigen Studienreisen nach Bali und Ägypten, von tollen Veranstaltungen und Begegnungen, von einer seiner liebsten Tätigkeiten: dem Erstellen der zahlreichen Publikationen über die Stadt Bitburg und deren Geschichte.

Letzteres habe ihm immer besonders viel Spaß gemacht und er sei froh darüber, dass es gelungen sei, „so viele Menschen für die Kultur zu interessieren“.

Dass die Kulturgemeinschaft etwas ganz Besonderes ist, davon ist  Pies überzeugt. Und Joachim Kandels ergänzt: „Wenn man in die Stadt kommt, ist es eine hervorragende Gelegenheit, Bitburg und die Menschen hier kennenzulernen, etwas über Geschichte und Kultur zu erfahren.“ Und Michaela Noe hat noch ein praktisches Argument, Mitglied der Kulturgemeinschaft  zu werden: „Den Mitgliedsbeitrag von 18 Euro im Jahr hat man schnell wieder drin, wenn man ein paar Veranstaltungen oder Kurse besucht.“
Apropos sparen. Die Kulturgemeinschaft Bitburg ist ein gemeinnütziger Verein, kann nicht unbegrenzt Geld für Veranstaltungen ausgeben. Da müsse man eben abwägen, sagt Michaela Noe, was gehe und wo vielleicht die Honorarforderungen zu hoch seien.

Trotzdem sind Kandels und Noe stolz darauf, dass einige Stars sich in Bitburg die Klinke in die Hand gegeben haben: zum Beispiel  das polnische Nationalballett, Roberto Blanco, Inge Meysel, Willy Millowitsch und andere. Ein weiteres Standbein sind die Lesungen, Ausstellungen, Mundart-Abende, naturkundlichen Vorträge und Dia-Abende. Gut nachgefragt würden auch die Theater- und Konzertfahrten nach Köln und Trier, sagt Noe, wenngleich man auch dort eine veränderte Nachfrage feststellen könne. In den 50er und 60er Jahren sei man, so Kandels, teilweise mit vier bis fünf Bussen nach Trier gefahren. Das ist aufgrund des Wandels in der Mobilität heute nicht mehr so.
Da ist sie wieder: die ständige Veränderung beim Zeitgeist, im kulturellen Geschmack und Verhalten der Bürger. Man sollte immer bereit sein, neue Anregungen und Wünsche aufzunehmen, sagt Noe. Oder wie es Kandels ausdrückt: „Wir wollen nicht stehenbleiben.“ So gibt es zum Beispiel in diesem Semester ganz neu bei der VHS einen Kurs „Philosophie - Eine Einführung“.

Wie der wohl läuft? Michaela Noe hofft, gut, aber sie sagt auch: „Bei einigen Dingen erleben wir Überraschungen.“ Sei es in die eine oder andere Richtung. Wenige Überraschungen erlebt man offenbar bei den Publikationen. Denn die  Schallplatten, Bildbände, Broschüren und Videokassetten, die sich vor allem mit Geschichte und Regionaltypischem wie zum Beispiel Mundart beschäftigen, würden immer stark nachgefragt, sagt Kandels.
Apropos: In diesem Bereich gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Bitburger Geschichte, wie sie auch in anderen Bereichen stattfindet – mit  Vereinen, dem Haus der Jugend, dem Haus Beda und anderen.

Bleibt nur noch eine Frage. Nämlich die nach der Lieblingsveranstaltung. Michaela Noe zögert nicht lange: „Der Landespräventionstag 2010/2011 mit dem Auftritt von ,Ich und Ich’. Das Duo war damals sehr populär.“

Und Joachim Kandels erinnert sich gerne an die Reihe „Theater im Garten“ 2003, als es 32 Aufführungen von „Ein Dschungelbuch“ und „Ein Sommernachtstraum“ gab – mit vielen Freiwilligen, Schauspielern und großem Einsatz der Kulturgemeinschaft. Kandels: „Wahnsinn, was wir da gestemmt haben.“ Am meisten gelacht habe er beim Kabarett mit Nessi Tausendschön, die zweimal in Bitburg auftrat.

 Die Kulturgemeinschaft blickt auf 70 Jahre Geschichte zurück. Alte Plakate  und der Flyer „Jubiläumsziege“ verdeutlichen das. 

Die Kulturgemeinschaft blickt auf 70 Jahre Geschichte zurück. Alte Plakate  und der Flyer „Jubiläumsziege“ verdeutlichen das. 

Foto: tv/Ulrike Löhnertz

Und was fällt Werner Pies ein? „Die Eisrevue Porgy und Bess in der heutigen Edith-Stein-Sporthalle. Sehr aufwändig, aber toll.“ Da wäre sicher auch Edith Hancke auf ihre Kosten gekommen und gut „jelandet“.

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