Die schwarze Dohle spaltet die Gemüter

Kyllburg · Die Sommerkampagne Kyllburger Kunststraße geht mittlerweile ins dritte Jahr. Auf Initiative der neu benannten Offensive Kyllburg Dajee sollen dadurch leer stehende Schaufenster wieder zum Hingucker und die Innenstadt mit Leben gefüllt werden. Gestern wurde Eröffnung gefeiert.

Kyllburg. Mitten auf der Kyllburger Hochstraße schaut dem Betrachter aus einem Schaufenster eine über zwei Meter 50 große Dohle entgegen, geschaffen aus schwarzen Müllsäcken. Sie ist das Werk von Maria Kaluza. Kaluza hat darin ihre Erlebnisse mit einer Dohle verarbeitet, die ihr eines Tages zugeflogen war und fortan ihr treuer Begleiter wurde. Bei der Eröffnung des ersten Zyklus der diesjährigen Kyllburger Kunststraße erzählt sie rund 50 Besuchern ihre Geschichte.
Nicht jeder lässt sich von diesem Ausstellungsobjekt begeistern, aber es gibt genügend Auswahl vor Ort - alles unter dem Motto "Fundstücke": recyceltes Eisen, Kronkorken, Holz, Plastikmüll vom Strand, Fotos und Zeichnungen. Insgesamt zehn Künstler aus ganz Deutschland stellen derzeit in Kyllburg aus, ein Großteil davon ist zur Vernissage angereist und erklärt bei einem gemeinsamen Rundgang durch die Stadt seine Werke. "Es ist oftmals gut, eine Erklärung zu bekommen", meint Ursula Knobelsdorf. "Dann sieht man es mit anderen Augen."
Und wenn es doch nicht so den persönlichen Geschmack trifft, dann "habe ich ja die Freiheit, dahin zu gehen oder eben nicht", sagt Ben Hirtz, der sich in der Offensive Kyllburg Dajee engagiert.
Genau das ist Kunst - auch die Kunst der Freiheit. Oder wie Sonja Dahmen es ausdrückt: "Kunst ist etwas sehen, was andere nicht sehen können." Was andere nur als angeschwemmten Müll am Strand wahrnehmen, hat sie gesammelt und farblich sortiert. Diego Zahnen gefallen am besten die Werke von Walburga Poeplau und Heinz Kassel; beide arbeiten mit altem Eisen und Holz. "Die Idee, Kunst aus Müll zu machen, ist ja bekannt. Aber das hier ist so fein und präzise umgesetzt."
Der in Düsseldorf lebende Kurator Dietmar Wolff, der sich vor Jahren in Kyllburg verliebt hat und sich seitdem in der Offensive Kyllburg Dajee einbringt, hat die Kontakte zu den Künstlern hergestellt und die Ausstellung organisiert.
Sogar am Vortag der Ausstellungseröffnung war er selbst - passend zum Motto - noch fündig geworden. Per Zufall lernte er die Profi-Schlagzeugerin Katherina Rijcken-Bornefeld kennen, die sich unlängst mit ihrem Mann ein altes Haus in Kyllburg gekauft hat. Bei der vom Musikverein mitgestalteten Eröffnungsfeier spielte sie spontan eine Percussion auf Töpfen, Pfannen, Rührschüsseln und Gläsern - eben auf allem, was sie im Haus so finden konnte. Ein echtes Fundstück.
Der erste Zyklus der diesjährigen Sommerkampagne geht noch bis zum 27. Juni. Am 28. Juni wird sich die Stadt in einen Kunsthandwerkermarkt verwandeln.
Ab dann wird auch der niederländische Möbel-Designer Erik Westen seine Arbeiten in verschiedenen Schaufenstern präsentieren. Im letzten Zyklus ab dem 30. August wird Christiane Hamann von der Galerie am Pi in Weißenseifen ihre Plastiken ausstellen.

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