Die Tage der Post sind gezählt

BITBURG. Die Stadt Bitburg möchte das Gebäude der Post am Spittel gerne kaufen - und das seit Jahren. Kauf-Offerten hat die Post AG aber nach eigenen Angaben bisher von der Stadt gar keine bekommen.

Fast 100 fleißige Beamte wuselten einst durch das Post-Gebäude am Postvorplatz. Seit 1997 heißt der Platz wieder "Am Spittel". Und auch im Postgebäude hat sich viel getan; will heißen, es tut sich nicht mehr so viel. Abgesehen von der Postfiliale gibt es nur noch wenige Nutzer für die zahlreichen Räume. Gut ein Dutzend freundlicher Bediensteter arbeitet an den Schaltern der gelben Post. 30 weitere Mitarbeiter kümmern sich vom Gebäude in Bitburg aus um die Verwaltung der Post-Filialen im nördlichen Rheinland-Pfalz. Und im Gegensatz zu Standorten wie in Trier - wo Beamte des gehobenen Post-Diensts für das Zuhausebleiben bezahlt werden - hat sogar jeder Beamte einen Schreibtisch und auch noch mehr oder weniger eine Aufgabe. Für die wenigen Beschäftigten ist der Bau aus den 50er Jahren jedenfalls viel zu groß.Areal kostet drei Millionen Euro

Die Stadt würde den gesamten Post-Komplex, der bis in Höhe Kino/Schleifstein reicht, gerne kaufen. "Eine Kauf-Offerte liegt seit Jahren auf dem Tisch", sagt Bürgermeister Joachim Streit. Doch bisher habe niemand auf das Angebot reagiert. Bei der Post AG in Frankfurt sieht man die Sache ein wenig anders. Der für das südliche Rheinland-Pfalz zuständige Presseprecher Heinz-Jürgen Thomeczek sagt, dass in seinem Haus keine Kauf-Offerte vorliege. Nach seinem Kenntnisstand habe es zwar Gespräche über die Liegenschaft gegeben. Diese Gespräche seien aber ohne Ergebnisse geblieben. "Grundsätzlich ist es so, dass alle unsere Einrichtungen und Liegenschaften ständig auf dem Prüfstand stehen", sagt Thomeczek. Bitburg sei da keine Ausnahme. Drei Millionen Euro würde das Objekt samt Grundstück kosten, haben Gutachter ausgerechnet. Zwei Drittel dieser Summe würde die Stadt von Bund und Land als Zuschuss erhalten, da der Post-Komplex im "Sanierungsgebiet südöstliche Altstadt" liegt. Das hat für die Stadt große Vorteile: Die Kommune hat Vorkaufsrecht, wenn es um den Verkauf geht. Zudem ist der vom Gutachter-Ausschuss errechnete Wert einer Immobilie oder eines Grundstücks nahezu bindend. Einen Preispoker um die Liegenschaft muss die Stadt also nicht fürchten. "Es gibt mehrere Varianten", sagt Bürgermeister Streit. Die reichen von einer Umnutzung des Filetstücks in der Innenstadt, bis hin zum Abriss des Post-Komplexes und einer Rand-Bebauung an Borenweg und Poststraße, erläutert Architekt Manfred Weber, der für die Stadtsanierung in diesem Bereich verantwortlich ist. Bislang ist der Spittel so etwas wie eine Delle im Schlauch der Fußgängerzone. Die breite Front der Post trägt nicht gerade dazu bei, sich wohl zu fühlen in dem Gebiet, in dem ansonsten der Quadratmeter Grund und Boden bis zu 500 Euro kostet. Ohne das Post-Haus würde ein großer Platz entstehen, der aber durch eine Randbebauung eingefasst werden müsste. Ob das Postgebäude stehen bleibt oder nicht, hat für die derzeit noch rund 40 im Haus arbeitenden Menschen wenig Bedeutung. Die Verwaltung der Post-Filialen im nördlichen Rheinland-Pfalz ließe sich beispielsweise genauso gut von einem kleinerem und billigerem Gebäude auf dem Flugplatz Bitburg aus erledigen. Die Zukunft der Filiale am Spittel ist mehr als unsicher: Ab 2006 will die Post AG die Filialen und die zum Unternehmen gehörenden Mc-Paper-Läden in einer Gesellschaft vereinigen. Ob sich die Post dann noch zwei Anbieter in Briefwurf-Weite leistet, wie an der Ost- und Westseite des Spittels, ist eher unwahrscheinlich.

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