Eifeler Eichen für Frankreichs Reben

Bitburg · Weil der heimische Bestand nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, sind die französischen Küfer zur Herstellung ihrer Weinfässer zunehmend auf ausländisches Eichenholz angewiesen. Dazu zählen auch die Eichen aus dem Bitburger Raum, von denen nun wieder einige den Weg ins Nachbarland antreten werden.

Bitburg. Es ist nicht so, dass der Küfer die Öffentlichkeit scheut. Doch seinen Namen möchte er in der Zeitung lieber nicht lesen. Zumindest nicht in diesem Zusammenhang. Denn der Franzose ist in der Eifel auf Shoppingtour, kauft dort Eichenholz, um daraus dann Dauben herzustellen. Als Dauben bezeichnet man die Längshölzer von Fässern. Und würde der Küfer Sauna- oder Regenfässer bauen, so wäre es wahrscheinlich vollkommen egal, woher das Holz kommt. Doch der Fassbinder aus Frankreich benötigt das Holz für die Lagerung von Bordeaux-Weinen. Und französische Gourmets könnten unter Umständen empfindlich darauf reagieren, wenn sie wüssten, dass der besondere Barrique-Geschmack ihres Rebensafts auch deutschen Eichenbäumen zu verdanken ist. Schließlich entsteht das, was die Weinkenner als Barrique-Geschmack bezeichnen eben durch die Ausreifung des Weins in Holzfässern.
Jeden Winter kommt er wieder


Aber es nützt nichts: Das Angebot an hochwertigem Eichenholz im Land der Bordeaux-Weine reicht einfach nicht aus, um den Bedarf zu decken, den es dort gibt. Schließlich werden jede Menge Weinfässer gebraucht. Deswegen kommt der französische Küfer seit einigen Jahren schon jeden Winter, wenn im Wald Erntesaison ist, nach Bitburg.
Für den Kunden aus Frankreich wurden rund 200 Festmeter bestes Eichenholz auf dem Gelände des Waldbauvereins Bitburg ausgelegt. Die im Schnitt rund 200 Jahre alten Stämme (siehe Extra) kommen zum größten Teil aus den öffentlichen Wäldern im Bezirk des Forstamts Bitburg. Zudem bieten auch Privatwaldbesitzer aus der ganzen Südeifel in Zusammenarbeit mit der Eifel Wald und Holzmanagement GmbH, die ein Tochterunternehmen des Waldbauvereins Bitburg ist, geeignete Eichen zum Verkauf an. Weiteres Holz, das Stamm für Stamm zur Begutachtung für den Küfer ausgelegt ist, stammt aus privaten Wäldern des Arenberg Forsts.
Nicht jede Eiche ist zur Fassherstellung geeignet. Der Küfer wünscht möglichst gerade, astfreie Stämme mit feinen Jahresringen. Fassholz muss höchsten Ansprüchen genügen. Und so begutachtet der Kunde Stamm für Stamm und Stück für Stück und misst, welche Abschnitte er kaufen will. Dass das Eifeler Eichenholz bei der französischen Fassproduktion Verwendung findet, ist für Karl-Heinz Heyne, Leiter des Forstamts Bitburg, in mehrfacher Hinsicht erfreulich. Zum einen deshalb, weil sich für bestes Eichenholz Höchstpreise erzielen lassen. Ein Festmeter - das ist ein Kubikmeter feste Holzmasse ohne Zwischenräume - Eichenfassholz bringt fast 500 Euro. Zum Vergleich: Trotz des derzeit sehr guten Holzmarktes lässt sich mit einem Festmeter Nadelstammholz "nur" bis zu 120 Euro verdienen.
Aus dem Rest wird Parkett


Der zweite Grund, warum Forstamtsleiter Heyne sich über das Geschäft mit dem Kunden aus Frankreich freut, ist, dass so auch Eichenstämme mit Granatsplittern aus dem Zeiten Weltkrieg, wie sie in der Eifel des Öfteren vorkommen, verkauft werden können. Denn zur Herstellung der Dauben wird das Holz nicht gesägt, sondern gespalten. Deshalb besteht, anders als bei der sonstigen Holzaufbereitung, keine Gefahr, Sägeblätter durch Granatsplitter zu zerstören. Rund 120 Festmeter Eichenholz zum Preis für etwa 60 000 Euro hat der Kunde aus Frankreich sich diesmal ausgesucht. Jede Menge Holz für jede Menge Fässer. Das verbleibende Eichenholz wird an Schreiner und Parketthersteller vermarktet.Extra

 Karl-Heinz Heyne (rechts) und Samuel Klyne messen die Eichenstämme ab. Ein Großteil davon geht in die Fassproduktion. TV-Foto: Uwe Hentschel

Karl-Heinz Heyne (rechts) und Samuel Klyne messen die Eichenstämme ab. Ein Großteil davon geht in die Fassproduktion. TV-Foto: Uwe Hentschel

Winterzeit ist Erntezeit: Kaum haben die Laubbäume ihre Blätter fallen gelassen, beginnt die Fäll-Saison für das Starkholz, also die dicken, alten Bäume. Das Holz hat dann nicht mehr so viel Wasser und die Blätter behindern beim Fällen nicht mehr die Sicht. Rund 200 Jahre sind die Eichen alt, die nun in Bitburg an Fasshersteller aus Frankreich verkauft wurden. Die Bäume waren vor der Fällung 25 bis 30 Meter hoch. scho 1814: Ludwig van Beethovens Oper Fidelio wird uraufgeführt und Jane Austens Roman "Mansfield Park" erscheint. Napoleon geht kurz ins Exil nach Elba, bevor er schließlich 1815 endgültig sein "Waterloo" erlebt. Beim Wiener Kongress wird Europa neu geordnet. In England arbeitet George Stephenson an einer Dampflokomotive. Bitburg wird von den Franzosen verwaltet und geht 1815 zurück an die preußische Rheinprovinz. scho

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