Kunst Ein Abend für Brückenbauer

Bitburg · 300 Gäste feiern die Eröffnung der Ausstellung „Vom Schrecken ins Licht“ mit Werken des Luxemburger Malers Edmond Goergen im Haus Beda in Bitburg.

Eröffnung der Ausstellung ?Vom Schrecken ins Licht? mit Werken von Edmond Goergen im Haus Beda Bitburg. Malerin Raffaela Zenon betrachtet Werke des Malers Goergen

Eröffnung der Ausstellung ?Vom Schrecken ins Licht? mit Werken von Edmond Goergen im Haus Beda Bitburg. Malerin Raffaela Zenon betrachtet Werke des Malers Goergen

Foto: Klaus Kimmling

Diese Bilder erschüttern. Leichenberge, Stachzäune, sterbende KZ-Häftlinge. Edmond Goergen, der an seinem 39 Geburtstag in Luxemburg von der Gestapo verhaftet und über die Konzentrationslager Hinzert und Sachsenhausen ins KZ Mauthausen in Österreich verschleppt wurde, zeichnete das Grauen. Der Widerstandskämpfer, der als Techniker bei Radio Luxemburg Telefonleitungen angezapft hat, Informationen an die Alliierten weitergab und 150 jungen Luxemburger zur Flucht verhalf, damit sich nicht zwangsweise in die Wehrmacht eingezogen werden, lebte im KZ mit dem Massenmorden, dem Grauen, der Angst.

Goergen überlebte, wurde von den Alliierten befreit und studierte Kunst. Karge, trostlose, gespenstisch leere Winterlandschaften malte er in den 50er Jahren. Landschaften, die Einblicke in die Leere geben, die sich in ihm selbst aufgetan haben muss. Und doch: Er kam zurück in seine Heimat, zu Frau und Kind, bekam eine zweite Tochter, Viviane – und wurde nicht müde, sich mit Pinsel und Leinwand auf die Suche nach dem Schönen des Lebens zu begeben.

„Ich habe erst viel später verstanden, welche erstaunliche Kraft und Lebensmut mein Vater gehabt haben muss“, sagt Viviane Goergen, Initiatorin der aktuellen Ausstellung im Bitburger Haus Beda. Als Kind habe sie die ruhige Gelassenheit ihres Vaters für selbstverständlich gehalten. „Erst später wurde mir klar, wie bemerkenswert diese positive Lebenseinstellung angesichts seiner dunklen KZ-Erfahrungen war.“

„Vom Schrecken ins Licht“. Der Titel der Ausstellung könnte besser nicht gewählt sein, sagt Kunsthistoriker Richard Hüttel bei der Einführung ins Werk. Zu sehen sind neben vielen Zeichnungen aus dem KZ Mauthausen und den Winterlandschaften auch das Spätwerk – bunte Landschaften. Luxemburg, die Bretagne, Südfrankreich oder die Schweiz: Goergen hat sich auf die Suche nach den Farben des Lebens begeben und sie gefunden.

Als Restaurator sorgte er sich um den Erhalt kultureller Werte. Als Mitbegründer der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler (EVBK) in Prüm setzte er sich für grenzüberschreitende Zusammenarbeit ein. Für ein Miteinander der Nationen. Auf dass es einen solch furchtbaren Krieg, ein solches Terrorregime, wie er es erlebt hatte, nie wieder geben möge.

„Diese Ausstellung führt zurück in unsere eigene Geschichte. Das nazionalsozialistische Terrorregime, der Zweite Weltkrieg und die beginnende europäische Verständigung“, sagt Landrat Joachim Streit. Goergen habe dem erlebten Schrecken das Schöne und Lebenswerte entgegengesetzt, sagt Streit: „Edmond Goergen, das ist ein Brückenbauer.“

Es sind die Lebensgeschichte des Malers, sein Lebensmut und sein Einsatz für ein friedliches Europa, die die rund 300 Gäste der Ausstellungseröffnung am meisten faszinieren. Unter dem Festpublikum sind auch der Deutsche Botschafter in Luxemburg, der Schweizer Generalkonsul Urs Hammer aus Frankfurt sowie der ehemalige Trierer Oberbürgermeister Helmut Schröer sowie Günter Porn als Vertreter der Fondation Marienburg Luxemburg, die die Ausstellung unterstützt hat.

Es gibt Wein, Sekt und natürlich auch frisch gezapftes Pils vom Fass. Für musikalische Unterhaltungt sorgen die Pianisten Alexander Koryakin und Jean Muller, die mit großem Applaus bedacht werden. Es werden Häppchen gereicht und die Gäste sollen noch lange zusammenstehen, sich unterhalten. Über das, was das Leben ausmacht, das, was unsere Region an der Grenze zu Luxemburg, Belgien, Frankreich und den Niederlanden ausmacht, was uns verbindet. Aber vor allem geht es um die Kraft Edmond Goergens. „Mich beeindruckt, das er an diesem Schicksal nicht verzweifelt ist, sondern sich so für den europäischen Gedanken eingesetzt hat“, sagt Mathilde Weinandy, Bürgermeisterin der Stadt Prüm.

Edmond Goergen hat ihn gefunden, den Weg vom Schrecken ins Licht. Diese Erfahrung gibt er weiter, an die Betrachter seiner Bilder. Landrat Streit bemerkt treffend: „Dass wir heute im gegenseitigen Miteinander in der Großregion leben, verdanken wir Menschen wie Edmond Goergen.“ So war auch der Abend, einer, an dem die Menschen im Herzen Europas ein Stück näher wieder zusammengerückt sind. Edmond Goergen, ein Brückenbauer.

Die Initiatorin der Ausstellung: Die Pianistin Viviane Goergen, Tochter des Künstlers, vor einem Porträt, das ihr Vater einst von ihr in Mädchenjahren gemalt hat.

Die Initiatorin der Ausstellung: Die Pianistin Viviane Goergen, Tochter des Künstlers, vor einem Porträt, das ihr Vater einst von ihr in Mädchenjahren gemalt hat.

Foto: TV/Dagmar Schommer

Die Ausstellung „Vom Schrecken ins Licht“ ist bis Sonntag, 19. August, im Haus Beda in Bitburg zu sehen. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.haus-beda.de

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