"Ein bisschen billig"

PRÜM. (fpl) Im Insolvenzverfahren über die Prümer Holzbau GmbH & Co. KG (der TV berichtete) hat sich die IG Metall zu Wort gemeldet - und kritisiert dabei die Umstände, unter denen das "Aus" besiegelt wurde.

"Ein bisschen billig" findet es der Trierer Gewerkschaftssekretär Roland Wölfl, dass Insolvenzverwalter Hans-Dieter Ehlenz "zwischen den Zeilen" die Mitarbeiter für das Ende des Prümer Holzbaus (PHB) verantwortlich mache.Diese hätten immerhin bereits im Vorjahr auf "mehrere Hunderttausend Euro Einkommen verzichtet". Dass hingegen von der Geschäftsleitung "jahrelang Mist gebaut worden" sei, werde ausgeblendet. Diese Fehler aber seien letztlich verantwortlich für die schwierige Situation des Unternehmens.Keine Fehler im Management

Ehlenz weist die Vorwürfe zurück. Auch er bescheinigt den 61 PHB-Beschäftigten, bereits einen "erheblichen Beitrag" zur versuchten Rettung geleistet zu haben. Und auch er führt "grundsätzlich zwei Drittel aller Insolvenzen auf Management-Fehler zurück." Aber beim Holzbau könne er das "nicht so erkennen".Zum Hintergrund: Bereits 2003 ließen sich die Holzbauer auf eine Verringerung ihrer freien Tage ein, verzichteten auf Lohnerhöhung, Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Im laufenden Jahr wollte die Unternehmensspitze um Geschäftsführer Michael von Thadden weitere Maßnahmen verlangen, darunter eine vorab vereinbarte Samstags-Mehrarbeit. Das jedoch war für einige zu viel.Genau darauf aber hatte auch Hans-Dieter Ehlenz gesetzt, als er am 16. Januar die Geschäfte übernahm: "Eine Säule des Sanierungskonzepts ist eben, dass die Mitarbeiter an maximal 21 Samstagen arbeiten müssen. Aber wirklich auch nur dann, wenn Arbeit da ist", sagt er am Dienstag auf TV -Anfrage. Und darüber sei bis zuletzt keine Einigung zu erzielen gewesen: "Auch gestern haben wir noch zusammen gesessen, und auch gestern ist nichts dabei herumgekommen."Bis auf "höchstens zwei oder drei" der 61 Beschäftigten, sagen indessen die Gewerkschafter, seien alle bereit gewesen, weitere Einkommensverluste und zusätzliche Samstagsarbeit zu akzeptieren. Im Auftrag des Betriebsrats habe man zudem Anfang Februar dem Insolvenzverwalter einen Sanierungstarifvertrag angeboten. Dieser hätte durchaus "die notwendige Rechts- und Planungssicherheit für eine mögliche Fortführung" gewährleistet. Auf dieses Angebot aber habe Ehlenz nicht reagiert. Ehlenz sagt auch, warum: "Weil darin nichts über die 21 Tage gesagt wurde. Ich kann aber kein Konzept machen, das auf halbem Wege stehen bleibt.""Ich habe rund 250 Insolvenzen mitgemacht", erzählt Gewerkschafter Wölfl. Dabei habe sich gezeigt, dass Sanierungen eben "nicht einseitig über Arbeitnehmerverzicht" zu erreichen seien, sondern auch betriebliche Abläufe und Kostenstrukturen verbessert werden müssten.Dafür aber gebe es derzeit noch keine Vorschläge seitens der PHB-Verantwortlichen.Aber auch hier widerspricht Ehlenz: Das Rationalisierungspotenzial sei ausgeschöpft. "Und Herr von Thadden hat auch bestimmt die Firma nicht ausgesaugt", versichert der Rechtsbeistand.Es bleibt also dabei: Laufende Aufträge werden noch ausgeführt, danach ist Schluss für den Holzbau. Schwacher Trost für die Mitarbeiter: Hans-Dieter Ehlenz sieht immerhin "gute Chancen, dass sie im Rahmen des Sozialplans zumindest noch Geld bekommen werden."Das Ende für den Holzbau kommt nach knapp sechs Jahrzehnten Unternehmensgeschichte: Der Betrieb wurde im Jahr 1947 von der Zimmermanns-Familie Kuckel in Prüm gegründet, wuchs dort auf zeitweise mehr als 80 Mitarbeiter und hat inzwischen drei Produktionsstätten: An den Standorten Redekin bei Magdeburg und Burgbernheim in der Nähe von Würzburg arbeiten insgesamt 120 Beschäftigte. Diese Betriebszweige sind nicht von der Insolvenz betroffen.

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