Ein Mann, der spaltet

PRÜM. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Eggenfeldener Sänger Daniel Küblböck in Prüm aus seiner Autobiografie "Ich lebe meine Töne" liest, wächst dramatisch. Damit könnte erstmals ein im TV abgedruckter April-Scherz wahr werden.

 Kommt er oder kommt er nicht? Dass Daniel Küblböck beim Eifel Literatur Festival liest, wird immer wahrscheinlicher.Foto: dpa

Kommt er oder kommt er nicht? Dass Daniel Küblböck beim Eifel Literatur Festival liest, wird immer wahrscheinlicher.Foto: dpa

Trierischer Volksfreund , Prümer Zeitung, 1. April 2004: Die Nachricht, wonach RTL-Superstar Daniel Küblböck auf Einladung von Eifel-Literatur-Chef Josef Zierden nach Prüm komme, um aus seiner Autobiografie "Ich lebe meine Töne" zu lesen, ist nicht mehr als ein plumper Scherz. Was diese in rund 100 Zeilen verpackte Zeitungsente jedoch auslöst, übertrifft bereits über Nacht die Erwartungen weit über das normale Maß: Aus allen Teilen des Bundesgebiets wenden sich spontan und kübelweise Daniel-Fans an Josef Zierden, der sich vor Kartenwünschen kaum noch retten kann.Zierden will jüngeres Publikum erreichen

"Es gab in der Tat eine exorbitante Resonanz", wundert sich Zierden noch heute. Nicht nur kreischende Fans hätten mit ihm Kontakt aufgenommen, sondern es seien auch sehr viele Erwachsene dabei gewesen, die nachdenklich pro Küblböck argumentiert hätten. Die neue Idee Zierdens, der sonst ausschließlich auf literarisch hochkarätigem Parkett zu Hause ist: "Mit Küblböck könnte man ein jüngeres Publikum erreichen." Also nahm Prüms Festival-Chef nicht nur Kontakt mit Küblböcks Verlag Random House auf, sondern auch mit Superstar-Vater Günter, der Sohnemann Daniel seit dessen musikalisch-literarischem Siegeszug managt. Nach zahlreichen Telefonaten und umfänglicher E-Mail-Korrespondenz steht nun fest: Küblböck ist grundsätzlich bereit, in Prüm zu lesen - nur über den Termin muss noch verhandelt werden, denn: Der junge Barde ("The lion sleeps tonight") arbeitet zur Zeit an seiner neuen Single. "Ein Mörderstress", wie Vater Günter weiß. Für Josef Zierden steht derweil fest, dass Küblböck - wenn er denn kommt - außerhalb des Eifel-Literatur-Festivals auftritt, schließlich weiß er nur zu genau, dass die Lesung wohl "kein Beitrag zur literarischen Hochkultur" wäre. Trotzdem findet der Initiator Gründe für eine Verpflichtung des "Superstars", der seit seinem dritten Platz beim RTL-Sangeswettbewerb die Nation spaltet: "Man muss auch in den kulturellen Breite organisieren dürfen; und zwar so, dass für alle was da ist." Deshalb sollten sich auch besonders die Küblböck-Kritiker eingeladen sehen, um mit dem jungen Mann das direkte, faire Gespräch zu suchen. Immerhin: "Küblböck ist ein Phänomen unserer Zeit. In ihm bündeln sich Wünsche und Sehnsüchte", hat Zierden erkannt und verspricht schon jetzt: "Wenn er denn kommt, dann ist dies mit Sicherheit keine Autorenlesung wie jede andere. Die wird schon etwas schräg.""Ein durchaus ernst zu nehmendes Buch"

Küblböcks literarisches Werk, das die Ex-Chefreporterin der Bild der Frau , Julia Boenisch, geschrieben hat, ist für Josef Zierden zudem "alles andere als Schrott". In der Gattung der autobiografischen Schnellschüsse sei es sogar ein durchaus ernst zu nehmendes Buch. Zierden: "Das verkraftet unsere Eifel locker." Das findet auch Gila Mahlberg aus Luxemburg. Sie hatte vor einigen Jahren für die Erzdiözese Köln das Projekt "Leseförderung" auf die Beine gestellt: "Hätte es damals schon Herrn Küblböcks Buch gegeben, ich hätte mich gefreut, den jungen Autor zu Lesungen begrüßen zu können", schrieb sie Zierden ins Internet-Gästebuch. Sie habe das Buch, das sie sehr tief berührt habe, mehrmals gelesen und sogar einige Exemplare verschenkt. Man kann zu Küblböck stehen wie man möchte. Eines ist sicher: Mit seinen 17 Lenzen hat er bereits einen Bekanntheitsgrad erreicht, der so manche Spitzenpolitiker und etablierte Showgrößen schwach aussehen lässt. Soll Daniel Küblböck nun in Prüm lesen oder nicht? Das möchten wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, fragen. Senden Sie uns ihre Meinung per E-Mail (bitte nicht mehr als 30 Druckzeilen im TV) an eifel-echo@volksfreund.de. Zudem können Sie an einem Internet-Voting teilnehmen: www.intrinet.de/aktuell

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