Ein Mann - viele Talente

J unge, was soll bloß aus dir werden?", sorgten sich die Eltern. Kurzsichtig ist er, farbenblind ist er, mit mechanischen Dingen hat er nichts am Hut, was er beim TV-Termin mit einer "neumodischen" Kaffeemaschine auch beweist.

"Aber er kann mit Menschen umgehen", erkannten Vater und Mutter. Da blieb nur der Weg in die Gastronomie.

Und Jan Krüger, der Junge aus Brandenburg an der Havel, fand denn auch 1992 eine Lehrstelle, weit weg von zu Hause, in Gondorf, im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Dort lernte er auch seine Frau Bianca kennen. Sie war es, die ihn zur Schauspielerei brachte. Sie ermunterte ihn, beim Casting der Fernsehsendung "Jugendgericht" mitzumachen mit den Worten: "Das passt doch zu dir, geh doch mal hin." Zwar bedauere sie das heute öfter, weil er kaum Zeit für sie und Tochter Lara (11 Jahre) habe, aber gesagt, getan. Fünf Monate später landete Jan Krüger mit seiner ersten Rolle bei "Zwei bei Kallwass". "Mach mehr draus", habe man ihm dort gesagt, "du hast Talent".

Und er befolgte den Rat. Krüger nahm Privatunterricht in Köln und kam über Verknüpfungen zu dem Theater-Schauspieler Tim Olrik Stöneberg nach Trier. Der wiederum zeigte ihm Grundlagen der Schauspielerei. Krüger nahm nun Unterricht in Luxemburg und wenig später hatte er seine feste Rolle bei den "Erlebnisführungen Trier", einem Ein-Mann-Stück an verschiedenen antiken Schauplätzen der Stadt. "Das ermöglichte mir dann bald, den Hotelberuf an den Nagel zu hängen", sagt der 34-Jährige. Denn den übte er parallel zur Schauspielerei und "Erlebnisführungen" bis dato immer noch aus. So war auch der Weg zum Römerspektakel "Brot und Spiele" naheliegend. Die harte Arbeit an sich selbst und zusätzlich seine Leidenschaft für den Kampfsport - Krüger besitzt den schwarzen Gürtel im Kickboxen - ebneten ihm den Weg. Und in diesem Jahr durfte er dabei erstmals die Hauptrolle, den Herkules, spielen.

Aber über die Jahre blieb immer noch der Traum, einmal als Schauspieler in einem Kinofilm zu agieren. Da auf mehrere Bewerbungen kein Ergebnis kam, dachte sich der strebsame Familienvater: "Wenn man mich nicht als Schauspieler engagiert, mache ich meinen eigenen Film." Und rund sieben Jahre lang arbeitete er an einem Drehbuch, das inzwischen fertig ist. Ein Trailer (Vorschau) zum Film "Die Macht des Wissens", der an verschiedenen Schauplätzen in Bitburg gedreht wurde (der TV berichtete), liegt in der Schublade und wartet darauf, bei Filmförderfirmen, privaten Investoren und Sponsoren auf positive Resonanz zu stoßen. Neben den Schauspielern von "Brot und Spiele" hat der Gondorfer auch die Schauspielerin Katy Karrenbauer, bekannt aus der Fernsehserie "Hinter Gittern", vom Konzept seines Films überzeugen können. "Wenn ich Sponsoren hätte, könnten die Dreharbeiten sofort beginnen."

"Das Jahr 2010 war für mich durchaus das härteste, schönste und traurigste", resümiert Krüger. Das härteste, weil der Druck, eine Hauptrolle zu spielen, für jemanden, der Quereinsteiger ist, enorm hoch ist. "Ich habe nicht nur schauspielerisch, sondern auch körpertechnisch hart trainiert, um alle Stunts selbst machen zu können."

Das schönste Jahr war es, weil es viele positive Kritiken zu "Brot und Spiele" und der Figur des Herkules gab. Daneben habe er zwei weitere Erlebnisführungen spielen dürfen und fürs nächste Jahr seine eigene Führung sowie ein eigenes Filmprojekt umsetzen können. Und es ist ihm gelungen, seine eigene Gladiatorenschule 2011 eröffnen zu können. Dazu lässt er sich in Mailand zum Gladiator ausbilden.

Trotz aller Erfolge musste der Schauspieler auch Tiefschläge verkraften, und zwar den Tod seiner Mutter. In vier Jahren Krankheit und Leid versuchte er ihr zu zeigen, wenn man etwas will, dann schafft man es auch. Krüger: "Allerdings haben wir diese Schlacht verloren."

Lydia Vasiliou

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