Ein neues Stadtherz für 850 000 Euro

Bitburg · Die Umgestaltung des Platzes Am Spittel wird konkret. Fest steht: Das Ganze kommt die Stadt teurer als geplant. Die Verwaltung rechnet mit Gesamtkosten von rund 850 000 Euro. Der Stadtanteil beträgt 410 000 Euro - 280 000 Euro über dem ursprünglichen Budget. Hinter den Kulissen muss es gekracht haben.

Bitburg. Skizzen gibt es noch keine. Wer sich den Spittel der Zukunft vorstellen will, braucht etwas Fantasie. Es werden Wassersäulen sprudeln, die bunt angestrahlt werden. Eine üppige Platane wird als einziger Baum auf dem Platz an der Ecke zum Schuhhaus Braun thronen. In die Treppenanlagen sollen Sitzmöglichkeiten aus Holz eingearbeitet werden, auf denen Passanten rasten können. Und bei Bedarf können eine Bühne, Verkaufsbuden oder auch ein Maibaum aufgebaut werden. Das hat der Stadtrat am Donnerstagabend entschieden. In der Sitzung, in der es um Details der Platzgestaltung ging, sind die vom Bauherrn, der Trierer Wohnungsbaugesellschaft GBT, beauftragten Landschaftsarchitekten nicht erschienen.
Architekten sauer, Rat einig


Es muss zuvor in einer nichtöffentlichen Sitzung des Bauausschusses heftige Meinungsverschiedenheiten gegeben haben zwischen den Ausschussmitgliedern und den Landschaftsarchitekten des Saarbrücker Büros Dutt und Kist. "Die sind sauer", erklärte dazu Bürgermeister Joachim Kandels.
Es heißt, die Architekten hätten sich vom Bauausschuss auf den Schlips getreten gefühlt. Es soll um Kompetenzfragen gegangen sein. Der Stadtrat folgte weitestgehend einstimmig (siehe Extra) den Empfehlungen aus der nichtöffentlichen Sitzung des Bauausschusses. Erstaunlich an dieser für den Bitburger Rat ohnehin seltenen Einstimmigkeit: Es geht um eine satte Kostensteigerung von knapp 280 000 Euro.
Hintergrund ist: Das, was die Stadt sich für den zentralen Innenstadtplatz vorstellt, übersteigt den finanziellen Rahmen, den Bauherr und Architekten als Standard eingeplant haben. So ist die von der Stadt gewünschte Entwässerung mit Schlitzrinnen rund 30 000 Euro teurer als die von den Architekten vorgesehene Entwässerung mit Kastenrinnen. Teurer werden auch die Versorgungseinrichtungen: Die Stadt will fünf statt der von den Architekten nur vier eingeplanten Versorgungsstationen mit Strom und Wasser. Hinzu kommen Mehrkosten für ein Wasserspiel von rund 100 000 Euro - wovon 40 000 Euro durch Spenden der GBT und der Firma Edeka abgedeckt werden. Allein die Planung für die Lichtkunst verschlingt weitere 30 000 Euro. Zudem wird der neue Platz auch deshalb teurer, weil der Untergrund mit Schadstoffen belastet ist, die entsorgt werden müssen.
Diskussionen gab es vor allem deshalb, weil dem Rat die Planung der Architekten in etlichen Punkten nicht stimmig erscheint. So sagte Jürgen Weiler (CDU) bei der Debatte um die Entwässerung: "Diese Preise stimmen nicht mit den Preisen überein, die uns vorher gezeigt wurden." Der Bürgermeister räumte ein: "Das erschließt sich nicht." Rudolf Rinnen (Liste Streit) brachte den Unmut auf den Punkt: "Dann müssen wir den ganzen Platz offenbar zubetonieren, weil das für die GBT der Standard ist."
Schlüsselprojekt der Innenstadt


Eine Betonwüste will im Rat natürlich keiner - ist es doch das Schlüsselprojekt für die weitere Innenstadtentwicklung. Und so hat der Rat beschlossen, 280 000 Euro mehr für die Umgestaltung des Spittels auszugeben. Die Gesamtkosten kalkuliert die Verwaltung auf rund 850 000 Euro. Davon fließen 430 000 Euro als Zuschuss. Damit kostet der neue Spittel die Stadt 410 000 Euro.Extra

Vertagt hat der Rat eine Entscheidung zum Pflaster. Einstimmig fielen die Beschlüsse für die Planung des Lichtkünstlers, das Entwässerungssystem mit Schlitzrinnen und die zusätzliche Versorgungsstation. Beim Wasserspiel gab es zwei Gegenstimmen der FDP, bei der Bepflanzung ist Agnes Hackenberger (FBL) ein Baum zu wenig. scho

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