Ein Weg, zwei Reisende

Bitburg · Die Nazis ermordeten sechs Mitglieder seiner Familie. Morgen liest der Luxemburger Autor Steven Weinberg um 11 Uhr im Festsaal von Haus Beda aus seinem Buch "Zwei Reisende nach Breslau". Anlass ist der 71. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz.

Bitburg. Es ist eine Premiere: Der Luxemburger Autor, Lehrer und Biologe Steven Weinberg stellt morgen in Bitburg die deutsche Übersetzung seiner Familiensaga vor. Der Tag ist nicht zufällig gewählt: Morgen, am 27. Januar, jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee zum 71. Mal.
"Zwei Reisende nach Breslau" erzählt die Geschichte der sechs Familienmitglieder Weinbergs, die in den Todeslagern der Nazis ermordet wurden. Das Buch gibt aber auch zwei Schilderungen des gleichen Weges wieder - mit dem Zeitintervall eines halben Jahrhunderts.
Notizen weisen den Weg


Den ersten Weg ging Vater Edgar Weinberg: Er überlebte Deportation, Lagerhaft, Sklavenarbeit, Todesmarsch und Kriegseinsatz in den Reihen der Roten Armee.
Den zweiten Weg beschritt sein Sohn Steven Weinberg: Es war eine Pilgerreise, minutiös den Spuren des Vaters folgend, begleitet von dessen Notizen.
Vater Edgar Weinberg wurde am 16. Februar 1944 bei einer Razzia in den Niederlanden verhaftet und über das Lager Westerbork nach Auschwitz deportiert. Er überlebte.
Erst nach seinem Tod hatte der 50-jährige Steven Weinberg das Bedürfnis, die Vergangenheit seiner Familie aufzuarbeiten. Drei Mal reiste er daraufhin nach Polen, immer auf den Wegen, die sein Vater zu Kriegszeiten zurückgelegt hatte: alleine im Jahr 1997, zusammen mit seinen beiden Söhnen 2001 und 2004 mit seiner Ehefrau.
"Zwei Reisende nach Breslau" ist eine Geschichte von Liebe, Erinnerungen und unbeantwortet gebliebenen Fragen. Das Buch ist bereits in englischer und französischer Fassung erschienen. Der Autor ist Meeresbiologe und unterrichtet als Biologielehrer an der Europa-Schule in Luxemburg.
Die Vereinten Nationen und der Europarat haben den 27. Januar im Jahr 2005 zum internationalen Erinnerungstag an die Opfer des Holocaust erklärt.
Die Vereinigung MemoShoah, die an das Schicksal der Luxemburger Opfer erinnern will, organisiert an diesem Tag eine Reihe von Veranstaltungen, darunter auch ein Konzert im Konservatorium in Luxemburg-Stadt morgen Abend, 20 Uhr. eib
Die Lesung mit Steven Weinberg beginnt morgen um 11 Uhr im Festsaal im Haus Beda. Sie wird musikalisch umrahmt von dem Geigensolisten Darko Millowich. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen über MemoShoah gibt es im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.memoshoah.lu" text="www.memoshoah.lu" class="more"%>

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