Ein weißes Bild mit weißen Streifen

Vor zehn Monaten hat das Kultur- und Kongresszentrum Trifolion in Echternach seinen Betrieb aufgenommen. Mit der Komödie "Kunst" empfahl es sich jetzt zum zweiten Mal auch als Theaterspielstätte.

Echternach. (gkl) Serge (Hans-Jörg Frey) hat sich ein Gemälde gekauft. Es heißt "Weißes Bild mit weißen Streifen" und hat 200 000 Franc gekostet. Das sind über 30 000 Euro. Sein Freund Marc (Germain Wagner) hält Serge für verrückt. Sein Freund Yvan (Luc Feit) ist angetan von dem Bild, es löst in ihm Vibrationen aus.

Das Bild, tatsächlich ist es eine einfache, unbemalte Leinwand, stellt die langjährige Freundschaft dieses Trios auf eine harte Probe, bringt sie ernsthaft in Gefahr. Das ist in kurzen Worten die Rahmenhandlung der Komödie "Kunst" von Yasmina Reza, die 1994 in Paris uraufgeführt wurde. Das Kasemattentheater Luxemburg brachte es im Trifolion in Echternach auf die Bühne.

Vordergründig betrachtet, stellt die Komödie schlicht die Frage, was ist Kunst? Hat wirklich alles, was dem Publikum unter diesem Begriff angeboten wird, auch wirklich dieses Prädikat verdient? Muss der Betrachter wirklich bei allem, was ihm vorgesetzt wird, vor Ehrfurcht erstarren? Reza schafft es mit ihrem Stück, den Mantel der Unantastbarkeit, den sogenannte Kunstkenner gerne um manchen Erguss so genannter Künstler legen, herunterzureißen, das Machwerk bloßzulegen. Joseph Beuys hat in den 70er Jahren gesagt: "Die Leute wollen verarscht werden. Na gut, ich mache es eben." Genau hier legt Reza den Finger in die Wunde. Aber sie tut noch mehr. Sie stellt auch die Frage in den Raum: Was ist Freundschaft? Was kann man einer Freundschaft zumuten, was muss eine Freundschaft ertragen? Letztlich ist es die Frage, ob wir oftmals mit diesem Begriff nicht leichtfertig umgehen? Genauso wie mit dem Begriff Kunst.

Die Vorstellung von Feit, Frey und Wagner, in der Regie von Meike Harten, hat genau diese Fragen auf den Punkt gebracht und an vielen Stellen deutlich werden lassen, warum Reza ursprünglich dachte, ihre Komödie sei eine Tragödie.

Die gut 200 Zuschauer im Echternacher Trifolion erlebten einen unterhaltsamen und nachdenklichen Abend, auch wenn man einige Schwachpunkte nicht übersehen konnte.

Wenn auch das Schauspielertrio insgesamt eine beachtliche Leistung erbrachte, konnte insbesondere Feit einige Textprobleme nicht vertuschen.

Und es zeigte sich auch, dass das Atrium im Trifolion nur bedingt für Sprechtheater geeignet ist.

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