Eine Portion Vorwitz ist schon nötig

NEUERBURG. (ew) Wer waren meine Vorfahren? Immer mehr Menschen interessieren sich für Ahnenforschung. Die Westdeutsche Gesellschaft für Familienkunde (WGFF) hat zusammen mit dem Verein für Heimatkunde in der Verbandsgemeinde Neuerburg einen Einblick in die Erstellung der Familienbücher für Neuerburg, Rodershausen und Utscheid gegeben.

Ahnenforschung ist "in". Für viele bedeutet die Erforschung der Wurzeln die Suche nach der eigenen Identität. "Viele suchen nach ,blauem Blut‘ in der Familie und sind enttäuscht wenn sie nur Bauern und Winzer finden, Menschen, die von der Scholle gelebt haben", sagt Karl Oehms von der Westdeutsche Gesellschaft für Familienkunde (WGFF). "Es ist immer eine gute Portion Vorwitz, die dahinter steht", sagt auch Reiner Simon aus Rodershausen. Im WGFF erstellt der Kirchenmusiker ein Familienbuch über seine Heimatpfarrei. "Steckelcher" von der guten alten Zeit fand er immer schon spannend. Regelmäßig zur Kirmes wurden die Verwandten dazu befragt. Die überlieferten Hausnamen und deren Geschichte faszinierten ihn. Als ihm dann auch noch der Computer "zu Hilfe" kam, fing er an "seine Ahnen zu verwalten". Ahnenforschung wurde für ihn zum Abenteuer. "Man kriegt den Hals nicht voll", erzählt er den rund 25 Veranstaltungsteilnehmern, die zu einer Informationsveranstaltung gekommen sind. Seine Leidenschaft für die Geschichte übertrug er schließlich auf alle Häuser im Ort. "Der Pastor schickte mich ins Bistumsarchiv", erzählt Simon freimütig. "Das war für mich zuerst einmal ‚alles Bahnhof‘. Ich habe sieben Stunden lang Fotos von Büchern geknipst, bis ein netter Mitarbeiter mir verraten hat, dass man auch Kopien bekommen kann." "Die Leute suchen zuerst sich selbst"

Das Ergebnis seiner Arbeit wird im Familienbuch von Rodershausen nachzulesen sein. Wann es druckreif ist, weiß Simon noch nicht. "Manchmal ist man voll drin, manchmal ist auch Pause", erklärt er sein ehrenamtliches Engagement. Im nächsten Jahr werden die Familienbücher über die Pfarreien Neuerburg und Utscheid erscheinen. Mit Neuerburg befasst sich Emil Hubsch. Hubsch ist Luxemburger und wohnt in Linger. Das Stöbern in den Chroniken verschönt ihm den Ruhestand. Er ist mit einer Wallendorferin verheiratet und hat bereits ein Familienbuch über Wallendorf erstellt. Das Familienbuch über Neuerburg wird im Frühjahr 2006 erscheinen. Mit der Ahnenforschung von Utscheid beschäftigt sich Werner Lichter aus Gilzem. Es ist sein drittes Buch, für das er recherchiert. Seit 1985 befasst er sich mit diesem Metier. Langeweile, durch Unterrichtsausfälle an der Schule, hatten den damals 18-Jährigen zu seinem Hobby gebracht. Das Buch über die Familien in der Pfarrei Utscheid erscheint ebenfalls im nächsten Jahr. Karl Oehms kennt die Wirkung der Familienbücher auf die Leser. "Die Leute klappen das Buch auf und suchen zuerst sich selbst", sagt er. Voraussetzung für die Veröffentlichung der Daten aber ist ihr Alter. Oehms: "Daten werden für die Veröffentlichung freigegeben 110 Jahre nach der Geburt, 30 Jahre nach dem Tod und 80 Jahre nach der Eheschließung." Das bedeutet, dass ein Großteil der Namen von Menschen des 20. Jahrhunderts in den heutigen Familienbüchern nicht zu finden ist. Wer allerdings mehr über seine Urahnen wissen möchte, für den kann das Buch eine Fundgrube sein und der Anfang für ein neues. Möglichkeiten und Kontaktstellen für Ahnenforschung: Verein Westdeutsche Gesellschaft für Familienkunde in Trier, Vorsitzender Karl Oehms, Kirchenbücher der Pfarrämter, Internet Genealogie - Familienforschung, Stadtbibliothek im Haus Beda in Bitburg, Bistumsarchiv in Trier, Landeshauptarchiv in Koblenz, Luxemburgisches Staatsarchiv.

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