Einst Tanz, bald Therapie: Auf dem Castel-Grundstück in Bitburg entsteht ein Betreuungszentrum für psychisch Kranke

Bitburg · Noch im ersten Quartal 2017 soll in der Erdorfer Straße in Bitburg der Abriss beginnen. Die Kult-Disko Castel – seit Jahren geschlossen – ist dann endgültig Geschichte. Auf dem Gelände planen die Barmherzigen Brüder jetzt den Bau einer psychiatrischen Einrichtung.

Einst Tanz, bald Therapie: Auf dem Castel-Grundstück in Bitburg entsteht ein Betreuungszentrum für psychisch Kranke
Foto: Christian Altmayer

Es gibt Menschen, die mit dem Leben überfordert sind. Während andere mit einem kranken Herzen, einer kranken Niere leben müssen, ist es bei diesen Männern und Frauen die Seele, die schmerzt. Manche leiden an Wahnvorstellungen oder erleben Stimmungsschwankungen, Gefühlsausbrüche, Depressionen bis hin zu Suizidgedanken.

Für diese psychisch Kranken, die besonderen Beistand brauchen, soll in Bitburg ein neues Betreuungszentrum entstehen. Leiten wollen es die Barmherzigen Brüder, die auch den Schönfelderhof betreiben. Zu dem gehören unter anderem das Wohndorf in Zemmer und verschiedene gemeindepsychiatrische Zentren in der Region (Siehe Extra). Hausoberer Werner Schmitz sagt, dass man dort auf eben diese Menschen, die so intensiv betreut werden müssen, aber nicht optimal eingestellt sei.

Meist würden sie deshalb in andere Bundesländer verlegt. Entsprechende Kliniken, die auf solche Fälle spezialisiert sind, gebe es zwar in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, aber eben nicht vor Ort. Das soll sich jetzt ändern. "Wir schaffen ein neues Angebot, können die Betroffenen hier behandeln und müssen sie nicht aus ihrem Umfeld reißen", erklärt Schmitz. In Rheinland-Pfalz gebe es bisher keine vergleichbare Einrichtung. Bürgermeister Joachim Kandels unterstützt das Projekt. Hier werde "eine Versorgungslücke geschlossen".

Gebaut werden soll das Zentrum auf dem Gelände der ehemaligen Diskothek Castel in der Erdorfer Straße. Getanzt wird hier schon seit 2013 nicht mehr (der TV berichtete). Im Frühling nächsten Jahres soll sie abgerissen werden. Und dann wird man mit dem Bau des zweistöckigen Hauses beginnen, das Platz für 16 Menschen bieten soll.

Und wer werden diese 16 sein? "Nur Leute aus der Region", sagt Schmitz, also aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm, der Vulkaneifel und dem Umland von Trier. Straftäter werden in die Einrichtung nicht einziehen, stellt er klar: "Die kommen in forensische Kliniken."

Und die Betreuung, wie wird die aussehen? "Viel intensiver als beispielsweise im Schönfelderhof", sagt Schmitz. Dafür werde man eine Menge Personal benötigen: Therapeuten, Psychiater, Sozialarbeiter. Denn jeder einzelne Patient brauche Aufmerksamkeit, persönliche Therapie. Das Ziel: Die Menschen Stück für Stück zu resozialisieren.

Damit das möglich wird, muss in der Erdorfer Straße aber noch einiges passieren. Ein genaues Datum für den Abriss gibt es wohl noch nicht. Bei der Firma Eifelhaus Trier, die rund fünf Millionen in die neue Einrichtung investiert, geht man aber von einem Baubeginn im ersten Quartal 2017 aus. Die Eröffnung soll schon 2018 sein.
Meinung

Gesund wird man am besten daheim

von Christian Altmayer

Unter einer schweren psychischen Krankheit zu leiden, ist schlimm genug - selbst wenn man zu Hause behandelt werden kann. Das war in Rheinland-Pfalz bislang allerdings nicht möglich. Betroffene wurden in andere Bundesländer gebracht, weit weg von Familie und Freunden. Das neue Betreuungszentrum, das 2018 eröffnet werden soll, wird zumindest die Situation von 16 Patienten und ihren Angehörigen verbessern. Mehr Besuch und eine vertraute Umgebung sind der Heilung sicherlich nicht abträglich. Und auch für Bitburg ist das Zentrum ein Gewinn. Dort wo vorher ein Leerstand war, entsteht jetzt eine Einrichtung, die landesweit einzigartig ist - ein Vorbild für ganz Rheinland-Pfalz. c.altmayer@volksfreund.de

Extra

Die Barmherzigen Brüder Trier (BBT-Gruppe) kümmern sich seit 1850 um notleidende Menschen. In rund 30 Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens arbeiten mehr als 11?000 Mitarbeiter für den christlichen Träger.
Zu diesen gehört auch der Schönfelderhof samt einer Reihe von gemeindepsychiatrischen Zentren, unter anderem in Bitburg, Trier, Daun und Schweich. Menschen, die an psychischen Krankheiten leiden, bekommen hier Hilfe. Sie können, müssen aber nicht dort wohnen. "Manche kommen auch einfach nur zu den Treffen oder auf eine Tasse Kaffee vorbei", sagt Albert Mandler, Fachleiter für Psychiatrische Dienste am Schönfelderhof. Was dort nicht möglich ist? Eine umfassende Betreuung von Patienten, die unter schweren Persönlichkeitsstörungen oder Neurosen leiden.
Der Grund: Es fehlt an Personal. Damit diese Menschen in Rheinland-Pfalz behandelt werden können, soll im Jahr 2018 das neue Betreuungszentrum in Bitburg eröffnet werden. cha

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