Energie gewinnen aus Mais und Gülle

Neben den Windrädern erzeugen vor allem die Biogasanlagen viel Strom für die Region. Auf mehr als einem Sechstel aller Ackerflächen im Kreis wachsen die dafür benötigten Energiepflanzen.

Bitburg/Prüm. Der Eifelkreis Bitburg-Prüm hat sich in Rheinland-Pfalz als Biogas-Standort etabliert und wird sich als solcher wohl auch in Zukunft behaupten. Laut einer aktuellen Erhebung stehen von den rund 100 rheinland-pfälzischen Biogasanlagen 37 im Eifelkreis und erzeugen dort fast 59 Millionen Kilowattstunden Strom. Bei einem Durchschnittsverbrauch von 3 500 Kilowattstunden pro Haushalt reicht das aus, um fast 17 000 Haushalte mit elektrischer Energie zu versorgen.

Neun weitere Anlagen in Planung



Und die Zeichen stehen offenbar auch weiterhin auf Wachstum: "Wir haben im Kreis noch genügend weiße Flächen", erklärt Herbert von Francken-Welz, der beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel das Beratungszentrum für nachwachsende Rohstoffe leitet. Aktuell seien neun weitere Anlagen in Planung, sagt er. Dabei wird zunehmend versucht, die Abwärme der Anlagen ebenfalls zu nutzen, um damit wie etwa in Preist (der TV berichtete) mit Hilfe eines Nahwärmenetzes private Haushalte oder andere Gebäude zu heizen. Eine Anlage mit 250 Kilowatt Leistung könnte dadurch laut von Francken-Welz etwa 100 Haushalte mit Wärme versorgen. In der Region stehen sogar Biogaskraftwerke, die bis zu 750 Kilowatt leisten.

In der Kritik stehen die Anlagen dagegen mitunter, weil die benötigten Energiepflanzen auf Feldern angebaut werden, die dann nicht mehr für die Produktion von Lebensmitteln genutzt werden.

Biogasanlagen erfordern große Anbauflächen



Im Eifelkreis wurden im Jahr 2008 nach Schätzungen rund 5 700 Hektar Ackerfläche beansprucht, um Biogasanlagen mit Energiepflanzen zu versorgen. Das entspricht etwa 17 Prozent der gesamten Ackerfläche von rund 33 000 Hektar. Die Anbaugebiete für Biomasse sind jedoch nicht dauerhaft verloren: "Maisflächen lassen sich auch relativ schnell für Lebensmittel umnutzen", erklärt von Francken-Welz.

Zudem unterstützt das DLR die Landwirte dabei, die Größe einer Biogasanlage auf den jeweiligen Betrieb abzustimmen. Denn der Konkurrenzkampf um Flächen sei enorm, sagt der DLR-Mitarbeiter, und die Biomasse sollte schon allein aus wirtschaftlichen Gründen nicht weiter als zehn Kilometer vom Feld bis zur Biogasanlage transportiert werden - aus ökologischer Sicht möglichst noch weniger. Für von Francken-Welz liegen die Biogas-Vorteile allerdings auf der Hand: "Es ist ein wichtiger Bestandteil des Energiemixes für die Unabhängigkeit von Energieimporten und hilft beim Einsparen von Klimagasen." Vor allem seien die Anlagen ein weiteres Standbein für die Landwirte und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor - beispielsweise durch Bau und Wartung. EXTRA In allen Biogasanlagen wird nach Möglichkeit mit einem Anteil von mindestens 30 Prozent Gülle eingesetzt, weil die Betreiber dafür nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) den sogenannten Güllebonus erhalten. Die Gülle enthält zwar nicht so viel Energie; aber das darin enthaltene Methan kann in der Anlage genutzt werden werden statt in die Umwelt zu gelangen. Als Energiepflanze kommen überwiegend Mais zum Einsatz sowie die sogenannte Ganzpflanzensilage (GPS), die zum Beispiel aus Roggen und dem Getreide Triticale besteht. (jk)SERIE Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien im Eifelkreis beschäftigt sich der Trierische Volksfreund in einer kleinen Serie. Wir haben bereits über Windkraftanlagen und Solarparks in der Eifel berichtet und werden im nächsten Teil der Serie eine Bilanz ziehen: Wie sieht die Situation derzeit insgesamt im Eifelkreis aus, welches Potenzial steckt in der Eifel als Energieregion und wie stark könnten die einzelnen Energieträger in nächster Zeit ausgebaut werden? (jk)

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