Energiespeicher statt Getreide

Fließem · Mehr als sechs Millionen Euro sind in den vergangenen Wochen in den Bau einer neuen Photovoltaik-Freiflächenanlage entlang der A 60 bei Fließem investiert worden. Die Anlage, mit der jährlich rund fünf Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt werden sollen, geht in diesen Tagen ans Netz. Die Landwirtschaftskammer ist darüber nicht sonderlich erfreut.

 Zwischen der Ortslage Fließem und der A 60 ist eine Photovoltaik-Freiflächenanlage entstanden. TV-Foto: Uwe Hentschel

Zwischen der Ortslage Fließem und der A 60 ist eine Photovoltaik-Freiflächenanlage entstanden. TV-Foto: Uwe Hentschel

Fließem. Die Industrie- und Handelskammer hat keine Bedenken. Der Landesbetrieb Mobilität auch nicht. Genauso wenig wie die Deutsche Telekom und das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum. Und die Deutsche Flugsicherung hat wie die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben erst gar nicht reagiert. Dafür aber hat sich die Landwirtschaftskammer als einer der sogenannten "Träger öffentlicher Belange" zu Wort gemeldet.
Kammer hat Einwände


Eine Befragung dieser Organisationen ist notwendig, wenn beispielsweise in einer Verbandsgemeinde die Änderung eines Flächennutzungsplans ansteht. So wie im Fall der Gemarkung Fließem, wo in den vergangenen Wochen zwischen Ortslage und Autobahn A 60 eine große Photovoltaik-Freiflächenanlage errichtet wurde. Und da für dieses Projekt immerhin acht Hektar Land beansprucht werden, ist es nicht verwunderlich, dass ausgerechnet die Landwirtschaftskammer ihre Bedenken äußert.
Die Kammer kritisiert, dass durch die Anlage viel Grün- und Ackerland verschwinde, was zur Benachteiligung der Landwirtschaft führe. "Auch durch die vorgesehenen Tausch- und Ausgleichsmaßnahmen mit den betroffenen Landwirten werden unseres Ermessens die negativen Folgen für die Landwirtschaft nicht ausgeglichen", heißt es in der Stellungnahme der Landwirtschaftskammer. Aus Sicht der VG-Verwaltung Bitburg-Land ist diese Sorge jedoch unbegründet. Schließlich seien mit allen betroffenen Landwirten einvernehmliche Lösungen gefunden worden, so dass laut Verwaltung "weitergehende erhebliche negative Folgen für die Landwirtschaft nicht ersichtlich" sind. Dem schließt sich auch der Rat der VG an, der nun trotz der von der Landwirtschaftskammer vorgebrachten Bedenken die Fortführung der Flächennutzungsplanänderung beschlossen hat.
Dass die Änderung des Plans noch nicht abgeschlossen ist, die Anlage aber bereits steht, sei nichts Ungewöhnliches, wie der zuständige VG-Sachbearbeiter Stefan Göbel erklärt.
Schließlich seien die Träger öffentlicher Belange im vergangenen Jahr bereits im Vorfeld der ebenfalls notwendigen Änderung des Bebauungsplans von der Ortsgemeinde Fließem befragt worden. Und wie Göbel weiter erläutert, hätten sich der Sachverhalt und die damit verbundenen Bedenken nicht wesentlich verändert.
Deshalb sei die nun laufende Änderung des Flächennutzungsplans im Grunde nur noch ein formeller Schritt, der auf die Umsetzung des Projekts keinen Einfluss habe.
Extra

Fünf Millionen Kilowattstunden Strom soll die Anlage jährlich produzieren, was den Bedarf von mehr als 1400 Haushalten abdecken würde. Der Bau der Anlage steht im Zusammenhang mit der weiteren Erschließung des angrenzenden Kommunalen Wirtschaftsparks (KWP) A 60 Fließem, weshalb der Zweckverband ursprünglich auch plante, die für die Photovoltaikanlage notwendige Fläche an die Investoren zu verpachten. Zwischenzeitlich aber wurde zwischen dem KWP-Zweckverband und der Investorengesellschaft ein Vertrag geschlossen. Danach hat der Zweckverband bis Juli 2014 die Möglichkeit, sich mit bis zu 40 Prozent an der Gesellschaft zu beteiligen. uhe

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