"Entweder alle oder keiner"

HABSCHEID. In die Diskussion um die alleinige Trägerschaft der Sozialstation Prüm durch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat sich jetzt auch das Pflegezentrum St. Peter in Habscheid eingeschaltet. Dessen Geschäftsführerin Walburga Theis erwägt ebenfalls eine Klage.

 Sie wünscht sich Gerechtigkeit auf dem Pflege-Markt: Walburga Theis, Chefin des Pflegezentrums Habscheid.Foto: Manfred Reuter

Sie wünscht sich Gerechtigkeit auf dem Pflege-Markt: Walburga Theis, Chefin des Pflegezentrums Habscheid.Foto: Manfred Reuter

DerBeschluss des Bitburg-Prümer Kreistags, der Kooperation zwischenDRK und Pflegedienst Michels (Großlangenfeld) nicht zuzustimmen,wird weiter heftig diskutiert. Nachdem sich bereits dieLandtagsabgeordneten Mathilde Weinandy, Michael Billen (beideCDU) und Monika Fink (SPD) sowie der Bitburg-Prümer DRK-ChefWolfgang Rieder rechtfertigend zu Wort gemeldet haben, tritt nundas Habscheider Pflegezentrum St. Peter auf den Plan.Geschäftsführerin Walburga Theis wehrt sich besonders gegen denVorwurf, die Privaten böten ihre Leistungen unter Preis an. Damitspreche sie im Namen aller privater Pflegedienste, betonte Theisim TV -Gespräch und ergänzte: "Das stimmt nicht. Seit diePflegeversicherung besteht, gibt es ohnehin keinen Grund mehr,Pflegedienste zu subventionieren." Zudem hebt Walburga Theis aufdie Vielfältigkeit des Angebots von St. Peter an, der alseinziger neben ambulanter Pflege, Heimbetrieb und Essen aufRädern zusätzlich eine Tagespflege anbiete. Den Beschluss des Kreistags Bitburg-Prüm bezeichnet die Pflegedienstchefin als "zweischneidig". "Wenn Förderung, dann für alle", ist ihr eindeutiges Credo. Die Behauptung, die Pflege würde zu teuer, wenn Private mit ins Boot genommen würden, nannte Walburga Theis zudem "Quatsch". Bislang habe sie jedes Jahr beantragt, von der Förderung berücksichtigt zu werden. Immer ohne Erfolg. Je nach dem, wie sich die Sache weiter entwickle, werde auch sie - wie ihr Kollege Michels in Großlangenfeld - die Kooperation einklagen. Denn es sei schlicht und einfach ungerecht, dass Caritas und DRK gefördert würden, und die Privaten nicht. Theis: "Man kann den Markt nicht öffnen, und dann die Hälfte wieder schließen."

Als oberflächlich bewertet Walburga Theis auch die Argumentation, dass DRK und Caritas verpflichtet seien, an jeden Ort fahren müssen. Dies sei zwar richtig, gelte aber genauso für die privaten Dienste. Mit Leidenschaft wehrt sich die Habscheider Pflegedienstleiterin auch gegen den Einwand, die Privaten könnten schneller insolvent werden als DRK und Caritas. Wenn Private so gefördert würden, müssten sie sich in dieser Hinsicht auch keine Sorgen machen, erklärt Theis. Ihr Fazit: "Entweder alle fördern oder keinen; egal, wie groß der Fördertopf ist."

"Große Benachteiligung gegenüber Mitbewerbern"

Walburga Theis hatte sich bereits weit im Vorfeld der Diskussion an die rheinland-pfälzische Sozialministerin Malu Dreyer gewandt. In einem ausführlichen Brief beschrieb Theis die Auswirkungen, die im Falle einer Kooperation von DRK und Michels-Morgens entstehen würden. Denn damit wäre St. Peter der einzige nicht subventionierte Anbieter in der Verbandsgemeinde Prüm, was eine "große Benachteiligung unserer Einrichtung gegenüber den Mitbewerbern" bedeuten würde. Walburga Theis in dem Schreiben an die Ministerin: "Nach unserer Auffassung und auch nach dem allgemeinen Rechtsverständnis kann es nicht sein, dass von vier Pflegediensten, die eine vergleichbare Arbeit in einem konkurrierenden freien Wettbewerb verrichten, nur drei gefördert werden." Eine Antwort auf das Schreiben steht noch aus.

Das Senioren-, Kranken- und Pflegezentrum St. Peter in Habscheid besteht seit zehn Jahren. Es verfügt über 43 Betten inklusive einer Tagespflege, dem ambulanten Pflegedienst für täglich 58 Patienten sowie über das so genannte Essen auf Rädern (täglich 140 Mahlzeiten).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort