Dorfentwicklung Der Eifel-Oscar für regionaltypische Häuser

Bitburg · Spannend war es bei der Verleihung des Baukulturpreises 2018, den der Kreis ausgelobt hatte. Es gab gleich vier erste Plätze.

 Stolze Gewinner: Die Bauherren und Architekten, die mit einem ersten Platz beim Baukulturpreis gewürdigt wurden – zusammen mit den Laudatoren.

Stolze Gewinner: Die Bauherren und Architekten, die mit einem ersten Platz beim Baukulturpreis gewürdigt wurden – zusammen mit den Laudatoren.

Foto: TV/Uwe Hentschel

Gefahren lauern überall. Und eine davon resultiert aus dem Umstand, dass Reichtum und ästhetischer Anspruch nicht zwangsläufig unter einem Dach wohnen. Zu einer ähnlichen Erkenntnis kommt Joachim Streit. „Das Gefährliche ist: Wenn die Leute zu viel Geld haben, dann kommen sie auf dumme Ideen“, sagt der Landrat und nimmt Bezug auf etliche Beispiele in Neubaugebieten, bei denen Geld ebenso wenig eine Rolle spielt wie regionale Baukultur.

Um dem ein Stück weit entgegen zu wirken und Bauherren für das Thema zu sensibilisieren, hat der Eifelkreis vor gut sieben Jahren die Initiative Baukultur gestartet. Daraus entstanden ist der Baukulturpreis, mit dem vorbildliche Projekte ausgezeichnet werden und der nun in der Hauptgeschäftsstelle der Volksbank Eifel verliehen wurde.

Für Hausherrn und Bankvorstand Andreas Theis gehört das Bauen und damit auch die Baufinanzierung zur Kernaufgabe der Kreditwirtschaft. Und gerade durch regionaltypisches Bauen werde eine Wertigkeit geschaffen, die über Generation hinweg Bestand habe. Wobei er als Banker zwangsläufig einen der wichtigsten Gründe kennt, die Menschen dazu bewegen, dann doch lieber neu zu bauen anstatt ein altes Haus anzugehen. „Die Sanierung von Altbauten ist oft wirtschaftlich nicht ausreichend kalkulierbar“, sagt Theis. Und das schrecke viele Menschen ab.

Dass das aber nicht für alle Bauherren gilt, belegen die insgesamt 20 Projekte, die für den Baukulturpreis 2017 eingereicht wurden. Thema des Wettbewerbs waren diesmal vorbildliche Bauten in Ortskernen. „Es geht darum, dass man den Städten und Dörfern ein Gesicht gibt“, sagt Staatssekretär Stephan Weinberg aus dem Finanzministerium, „aber auch um ein hohes Maß an Verantwortung für die Region.“ Das, was im Eifelkreis durch die Initiative geleistet werde, diene landes- als auch bundesweit als Vorbild.

Laut Gerold Reker, Präsident der Landesarchitektenkammer und Laudator der von TV-Redakteurin Dagmar Schommer moderierten Preisverleihung, ist der Beitrag, den die Architekten dabei leisten, im Grunde nicht mehr als ihre Pflicht. „Wir sind als Architekten Auftragskünstler, und wir haben für diesen Auftrag geradezustehen“, sagt Reker: Er ist auch Mitglied der Jury, die aus den 20 eingereichten Projekten die Gewinner in vier verschiedenen Kategorien ermittelt hat (siehe Info).

Als bester Beitrag in der Kategorie „Neubau“ ausgezeichnet wurde ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohneinheiten in Niederweis (Bauherr: Nikolaus Dimmer; Architekt: Rainer Roth). Das Projekt zeige, „dass Rendite und das Respektieren der regionalen Baukultur kein Widerspruch sein müssen“, lautet die Begründung der Jury. Der Neubau greift die für die Eifel typische Formensprache auf: klarer Baukörper, geringer Dachüberstand, eine Fassadengliederung.

In der Kategorie „Bauen im Bestand“ ging der erste Preis an ein Projekt in Bettingen (Bauherr und Architekt: Helmut Fink), bei dem in einer alten Hofanlage drei Wohnungen entstanden sind. Nach Auffassung der Jury „ist es in überzeugender Weise gelungen, traditionelle Baukultur zeitgemäß fortzuentwickeln und mit der neuen Nutzung einen wichtigen Beitrag zur Ortsentwicklung zu leisten“.

Gewinner in der Kategorie „Freianlagen“ ist das Projekt zur Straßenplanung und Ortsentwicklung in Idesheim (Bauherren: Ortsgemeinde und Eifelkreis; Planer: Schu & Partner, Landesbetrieb Mobilität). Bei diesem Projekt hat „die vorbildhafte Planungskultur die Jury in besonderer Weise überzeugt“.

Preisträger in der Kategorie „Sonderbauten“ ist zum wiederholten Mal ein Gebäude auf dem Gelände der Stiftung zur Förderung zeitgenössischer Kunst in Weidingen (Bauherr Max Hetzler; Architektin: Anja Axt). Begründung der Jury: „In Anlehnung an die Baukultur der Region entstand ein in sich schlichter und reduzierter Baukörper in eifeltypischer Bauweise, der mit wenigen unterschiedlichen Materialien auskommt.“

Der TV stellt in einer Serie die einzelnen ausgezeichneten Projekte und natürlich die Bauherren in den kommenden Wochen vor.

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