Es kann nur eine geben

SPEICHER/TRIER. Fast jeder Viezfreund hat die original Trierer Porz (sprich "Poarz") zuhause. Aber in den Porzellan-Abteilungen und Fachgeschäften von Trier findet man die echte Trierer Porz nicht mehr. Richtige Viezkenner wissen: Nur im "Bommes", den die Firma Plewa in Speicher herstellt, bleibt der Viez kühl und schmeckt damit am besten.

Luise Raltschitsch steht seit 46 Jahren in ihrem Souvenirladen am Hauptmarkt: "Die Viezkrüge aus Porzellan oder Keramik habe ich nicht mehr im Sortiment. Die Touristen kennen die nicht, und deshalb werden sie nicht gekauft." Im alteingessenen Fachgeschäft Stahlwarenhaus Schmelzer in der Nagelstraße zeigt die freundliche Verkäuferin ins Regal: "Wir haben nur die braunen und grünen Viezkrüge aus Steingut. Wegen geringer Nachfrage nehmen wir die aber aus dem Sortiment." Fehlanzeige auch bei der Trier-Touristik Information (TIT). Dort findet sich ein Keramikkrug ohne Henkel, aus dem alles getrunken werden kann. Die nächste Spur führt in ein typisches Trierer Restaurant. Im Frankenturm wird der wohlschmeckende Viez aus Scherfs Mühle in Waldrach für 1,60 Euro in echter weißer "Poarz" serviert. Die Herstellermarke "GPS" auf der Unterseite der Porz ist der viel beschäftigten Serviererin nicht bekannt. Nach mehreren Telefonaten endlich eine heiße Spur: Der Hersteller der Trierer Porz ist die Firma Kunstkeramische Werkstätten Gebrüder Plein in Speicher (GPS für die letzten drei Worte). Inhaber Walter Plein sagt nicht ohne Stolz: "Unser Unternehmen besteht seit 1880 und ich führe es nun in der vierten Generation." Überall im Atelier stehen Figuren, Statuen, Geschirr, Krüge und Plaketten aus blauer Keramik und weißem Porzellan. Aufgereiht auf einem langen Tisch stehen die Rohlinge der Trierer Porz mit ihren Gipsformen. "Wir sind der einzige Hersteller des echten Trierer Porz", erzählt Keramikmeister Walter Plein. Der hohe und schlanke Trierer Viezkrug aus Porzellan wird von ihm nach einer alten Vorlage originalgetreu hergestellt.Knapp unter sieben Euro pro Stück

Im Jahr produziert seine Firma einige tausend Stück und beliefert Firmen für den Gastronomiebedarf und eine bekannte Trierer Großhandelskette. Listig sagt er: "Diese Großhandelskette suchte ohne Ergebnis nach einer originalgetreuen Herstellung der Trierer Porz. Ich habe mich dann gemeldet." Wie teuer so eine Porz ist, kann er nicht genau sagen. Er geht aber davon aus, dass sie knapp unter sieben Euro kostet. Der Keramikmeister erläutert den Produktionsgang: "Das Naturprodukt Porzellangeschirrmasse (Feldspat, Kaolin und Quarzsand) wird in die Gipsform für den Trierer Porz gefüllt. Nach dem Aushärten und Säubern wird der Rohling mit einer transparenten Glasur überzogen und bei über 1300 Grad Celsius etwa zwölf Stunden gebrannt." Walter Plein zeigt eine besonders schöne Drilling-Version der Trierer Porz: die große Porz (0,4 Liter), das Pörzjen für Damen (0,2 Liter) und die Porz in Schnapsglasgröße für den Viezlikör. In der ehemaligen Töpferhochburg Speicher stellt die Firma Plewa neben vielen anderen Formen auch Viezkrüge aus salzlasierter blaugrauer Keramik her. Die Töpferei besteht seit fast 350 Jahren. Keramikerin Anika Becker formt auf der schnell laufenden Töpferscheibe im Handumdrehen aus einem Klumpen Ton einen wunderbar geformten Viezkrug-Rohling. Sie erklärt die Herstellung: "Nach der aufwändigen Handbemalung mit Blaufarben wird der Rohling bei über 1200 Grad Celsius gebrannt." Aber woher kommt der schöne blaugraue Glanz? Anika Becker lacht und sagt: "Dieser Glanz wird durch eine wohldosierte Zugabe von Salz während des Brennvorgangs erzielt. Wahrscheinlich kam irgendwann aus Versehen Salz beim Keramikbrennen dazu und so ist diese Produktionsart entstanden." Die blaugrauen Keramik-Viezkrüge sind bauchiger und niedriger als der weiße Trierer Porz. Die Herstellung in Handarbeit ist aufwändig, die Keramik-Viezkrüge kosten rund 22 Euro. Der Töpferei angegliedert ist ein kleines, aber reichhaltig bestücktes Keramikmuseum.

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