Es war einmal ...

Hisel/Brimingen · Klein, kleiner, Hisel: Die mit zehn Einwohnern viertkleinste Gemeinde Deutschlands wird ab dem 1. Januar 2018 Geschichte sein. Wenn der Landtag mitzieht, fusioniert die Gemeinde mit Brimingen. Beide Ortsgemeinderäte haben einstimmig "Ja" gesagt.

 Die Kleinstgemeinde Hisel. TV-Foto: Christian Moeris

Die Kleinstgemeinde Hisel. TV-Foto: Christian Moeris

Foto: (e_bit )

Hisel/Brimingen. Es war einmal eine Gemeinde in der Verbandsgemeinde Bitburger Land, die hatte nur zehn Einwohner und konnte aufgrund ihrer marginalen Steuerkraft "nicht mal ihre Fixkosten stemmen, geschweige denn für 50 Euro eine Sitzbank anschaffen ", wie ein Ortsgemeinderatsmitglied erzählt. Doch ab dem 1. Januar 2018, wenn die Fusion der Gemeinden Hisel und Brimingen vollzogen sein soll (der TV berichtete), sind die Geldsorgen der Hiseler wohl Geschichte - ebenso wie die Eigenständigkeit der Gemeinde.
An Hisel soll dann nur noch der Straßenname "Hisel" erinnern. Ansonsten wird Deutschlands viertkleinste Gemeinde von der Landkarte getilgt. Die Ortsgemeinderäte in Hisel und Brimingen haben den Grundsatzbeschluss zur Fusion unter Beibehaltung des Ortsnamens Brimingen am Mittwochabend endgültig gefasst - jeweils einstimmig. Nun liegt der Ball in Mainz beim Landtag.
Die Parlamentarier müssen den elf Paragrafen starken Gesetzesentwurf "über den freiwilligen Zusammenschluss der Ortsgemeinden Brimingen und Hisel" durchwinken. Wobei der SPD-Landtagsabgeordnete Nico Steinbach dabei keine großen Hürden mehr sieht, "weil beide Gemeinden grünes Licht gegeben haben".
Brimingens Einwohnerzahl - derzeit leben dort 90 Menschen - wächst aller Voraussicht nach damit am 1. Januar 2018 auf 100. Hisel ist dann Geschichte. "Wir hatten keine andere Wahl", sagt Hisels Ortsbürgermeister Peter Neises. "Das Land hätte uns womöglich sonst zwangsfusioniert und uns die Zusammenlegung irgendwie übergestülpt. Da ist es besser, wir gestalten das selbst."Ein kleines Plus von 5000 Euro


Etwas Wehmut bleibt bei solch einer Entscheidung natürlich nicht aus: "Die Identität leidet selbstverständlich darunter", sagt Neises. "Aber wenn wir die bisherige ‚Dorfstraße' in ‚Hisel' umbenennen, verschwindet der Ortsname ja doch nicht ganz von der Landkarte." Die finanzielle Situation der 10-Seelen-Gemeinde habe eine Fusion unausweichlich gemacht, sagt Neises.
Der Schuldenberg von 25 000 Euro, den Hisel mit in die Ehe einbringen wollte, war lange Zeit auch der Knackpunkt, weswegen Brimingen den Heiratsantrag aus Hisel lange Zeit ablehnte. "Wer will schon Schulden erben?", sagt Brimingens Ortsbürgermeister Werner Altringer. Doch aufgrund der freiwilligen Fusion hat das Land zugesagt, Hisel mit einem Zuschuss von 20 000 Euro fast komplett zu entschulden.
Die restlichen 5000 Euro sollen mit der Hochzeitsprämie der Verbandsgemeinde, 10 000 Euro, getilgt werden, sodass nach der Fusion sogar noch ein kleines Plus von 5000 Euro in der Kasse der Ortsgemeinde Brimingen landen könnte. Deshalb sahen die Ortsgemeinderatsmitglieder Brimingens am Mittwochabend keine Nachteile mehr, die eine Fusion bringen könnte. Ohne die Unterstützung aus Mainz wäre die freiwillige Fusion demnach nicht geglückt.
"Auch die Befürchtung, dass nach der Fusion die Kreisstraßen abgestuft werden könnten, haben wir in Gesprächen mit dem Land ausräumen können", sagt Altringer. Für den SPD-Landtagsabgeordneten Nico Steinbach, der wie VG-Bürgermeister Josef Junk den beiden historischen Ratssitzungen in Hisel und Brimingen als Besucher beiwohnte, ist die Fusion "ein Pilotprojekt, das landesweit gesehen wird." Denn viele Gemeinden, sagt Steinbach, würden sich fragen, wie so etwas gehe. "Die Ortsbürgermeister haben das gut vorbereitet", sagt Josef Junk, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bitburger Land. cmoMeinung

Gutes Beispiel
Was nutzt einem die Eigenständigkeit, wenn sie nicht mehr funktioniert, weil sie nicht mehr finanzierbar ist? Hisel geht als gutes Beispiel voran und zeigt anderen Kleinstgemeinden, wovon es im Eifelkreis noch ein gutes Dutzend gibt, wie man dieses Problem ganz pragmatisch löst, um wieder auf einen grünen Zweig zu kommen. Vor diesem konsequenten Schritt muss man den Hut ziehen. Doch freiwillige Dörferfusionen werden trotz des positiven Beispiels aus Hisel wohl die Ausnahme bleiben. c.moeris@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort