Funken auf Chinesisch

SPEICHER. Aus einer Werkstatt für die Reparatur von Fernsehgeräten ist ein hoch spezialisierter Betrieb für Funksysteme geworden. Feuerwehr und Polizei in Rheinland-Pfalz arbeiten eng mit Werner Müller und seinem Team in Speicher zusammen. Sogar erste Kontakte zur Wehr der chinesischen Hauptstadt sind geknüpft.

Herkömmliche Fernseher mit einem Innenleben aus Röhren findet man noch immer in der Werkstatt neben dem Speicherer Schulzentrum. "Da sind die Kundenbeziehungen seit langem gewachsen, so was gibt man nicht auf", erklärt Firmeninhaber Werner Müller. Allerdings pflegt er seit den 70er Jahren noch ein anderes Geschäftsfeld, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Als Amateurfunker lag es nahe, sich mit der BOS-Funkfrequenz zu befassen. Die heißt eigentlich "Frequenz für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben" und wird landläufig als Polizeifunk bezeichnet. Ganz allmählich und durch viel Mund-zu-Mund-Propaganda kam Müller zu Kontakten mit dem Katastrophenschutz und den Polizeidienststellen im Land. "Für die machen wir den Antennenbau, wir liefern maßgeschneiderte Funktische und das gesamte Innenleben inklusive speziell bei uns entwickelter Software", beschreibt Müller den anfänglichen Nebenerwerb seines Betriebes, der längst das Hauptstandbein geworden ist und sein Team bis nach Peking geführt hat. "Dort waren wir auf der größten Messe für Feuerwehren und Rettungswesen, der China Fire 2004, und präsentierten dort einen komplett mit unserer Technik eingerichteten Einsatzleitwagen, den wir gemeinsam mit der Gimaex-Schmitz Fire and Rescue GmbH aus Wilnsdorf konstruiert haben." Berührungsängste mit der fremden Kultur gab es bei Softwareentwickler Richard Pick und Hardwareentwickler Rolf Berger, die für Müller mitreisten, nicht. Auf Aufträge hofft Müller noch: "Wir haben Funktechnik zum Anfassen vorgestellt, sogar mit chinesischen Schriftzeichen auf dem Bildschirm. Mit so viel Praxisbezug hatten wir sehr gute Resonanz."Vorbereitung bis ins letzte Detail

Die Philosophie, sich bis ins Detail einzustellen auf die jeweiligen Bedürfnisse der Kunden, sei das, was ihn im Vergleich zu Mitwettbewerbern auf dem Markt heraushebe. "Wir besuchen jede einzelne Dienststelle, die uns beauftragen will, und klären mit den Beamten oder Wehren vor Ort ab, was an Software passgenau gebraucht wird, wie der Funktisch aufgebaut oder das Fahrzeug eingerichtet sein muss." Denn die Vorstellung, dass all dieses überall gleich sei, entspreche nicht der Realität. So sind viele moderne Anlagen, die Müller baut, mit Headsets und mit Touchscreen ausgerüstet, die das Drücken von Knöpfen überflüssig machen und mit dem Bildschirm allein auskommen - aber nicht in jedem Fall ist dies die gewünschte oder praktikable Ausstattung. "Wichtig ist die hohe Benutzerfreundlichkeit und Bequemlichkeit, denn bei den Diensten kommt es ja immer auf Sekunden an." Da dürfe nichts stören oder unverständlich sein. Die computerunterstützte Leitstellentechnik, kurz CULT genannt, wird als Kommunikationssystem ebenfalls an die jeweils vorhandenen Bedingungen und an die benötigten Wege wie Funk oder Draht angepasst. Gemeinsam mit der Schreinerei Jürgen Schommer aus Binsfeld geht es dann an die millimetergenaue Maßarbeit der Dienststelleneinrichtung. Große Chemiefirmen gehören ebenfalls zu den Abnehmern der Funktechnik. Doch es sind überwiegend Polizeidienststellen, DRK-Leitstellen - wie etwa die auf der "Stuttgarter Wasen" - und Feuerwehreinsatzzentralen werden von Müller beliefert. Auch die Wasserschutzpolizei in Mainz hat Soft- und Hardware aus Speicher bestellt, und als neueste Projekte stehen die Polizei in Trier und Daun auf dem Kalender.

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