Furchtbare Details, verzwickter Fall: Eifeler soll damalige Ehefrau vergewaltigt haben

Trier · Er soll sie eingesperrt, gefesselt und vergewaltigt haben – und das immer wieder: Ob die Vorwürfe stimmen, die eine Frau gegen ihren Ex-Mann erhebt, muss das Landgericht Trier entscheiden. Der 50 Jahre alte Mann aus der Eifel schweigt. Ein Urteil soll im Mai gesprochen werden.

Ein weißes Blatt Papier liegt vor dem Angeklagten auf dem Tisch. Immer wieder notiert er etwas darauf. Dinge, auf die er seinen Verteidiger später hinweist. Doch in seinem Gesicht ist kaum eine Regung zu erkennen. Auch nicht, als im Saal des Landgerichts Trier das Vernehmungsvideo vom 5. Juni 2012 gezeigt wird, in dem seine Ex-Frau unter Tränen einer Richterin erzählt, wie er sie über Jahre geschlagen und vergewaltigt haben soll.

Darum geht es: Der 50 Jahre alte Mann aus der Eifel soll sich an der heute 49-Jährigen, mit der er mehr als 25 Jahre verheiratet war, über längere Zeit immer wieder auf brutale Weise vergangen haben. Nach Aussage der Frau habe er sie oft an den Haaren die Treppe hoch ins Schlafzimmer gezogen, ihre Hände mit einem Gürtel gefesselt und sie dann zu sexuellen Handlungen gezwungen. Sie habe sich vor ihm geekelt, sie habe ihm gesagt, dass sie das nicht wolle, doch sie habe sich selten gegen ihn gewehrt. Wie sie in dem Vernehmungsvideo sagt, habe sie sich manchmal schlafend gestellt, es habe ihr "nur nichts genutzt". Ebenso wenig wie Schreien: Die beiden lebten in einer umgebauten Scheune im Wald. Dort soll er sie auch immer wieder eingesperrt und ihr Lebensmittel verwehrt haben.

Deshalb leidet sie: Zur Polizei ging die Frau erst, nachdem sie einen Drohbrief erhalten hatte - bis heute ist nicht geklärt, von wem. Doch dort kamen auch diese Vorwürfe auf den Tisch, zu denen der Angeklagte, der heute wieder verheiratet ist, immer noch schweigt. Die Frau leidet Experten zufolge an einer posttraumatischen Belastungsstörung und muss Medikamente nehmen, weil sie immer wieder "seine Stimme im Kopf" höre. Sie habe aber "immer schon einen Knacks weg" gehabt, hatte ihr Sohn, heute 29 Jahre alt, in einer richterlichen Vernehmung ausgesagt. Er glaube, dass sie sich die ganze Geschichte nur ausgedacht habe. Die Frau wiederum meinte, ihr Ex-Mann habe den Sohn auf seine Seite gezogen. Es habe überhaupt "keinen Zoff" gegeben, auch sei mit der Ehe alles in Ordnung gewesen, sagt der 81-jährige Vater des Angeklagten.

So viele Widersprüche: Einmal habe die 49-Jährige sich bei ihr beklagt, weil der Angeklagte sexuell nichts mehr von ihr wissen wolle - und um Rat gebettelt, wie sie das wieder ändern könne, erzählt am Donnerstag eine Zeugin, die früher mit dem mutmaßlichen Opfer befreundet gewesen sein soll, nun aber schon seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihr habe. Weil sich so doch keine Frau verhalte, der so etwas passiert sei, glaube sie das alles nicht. Der vorsitzende Richter Armin Hardt hält ihr vor, dass die Freundschaft der Frauen gar nicht mehr bestanden habe, als die Sache richtig losgegangen sein soll - nämlich mit dem Einzug in die Scheune. Darauf die Zeugin: "Aber sie hat ja immer mal gelogen. Sie wollte Aufmerksamkeit." Auch der Angeklagte habe ihr selber gesagt, dass das nicht stimme, was ihm vorgeworfen werde - ihn habe sie erst vor wenigen Wochen gesehen.

So geht es weiter: Zwei weitere Zeugen fehlen am dritten Verhandlungstag - doch sie sind wichtig für die Verteidigung: Sie sollen bezeugen, dass die 49-Jährige bereits sexuelle Erfahrungen mit Männern gemacht habe, bevor sie den Angeklagten heiratete. Sie hatte das Gegenteil behauptet. Richter Hardt will die beiden nun zum nächsten Termin sehen - und im Zweifel polizeilich vorführen lassen. Auch die 49-Jährige muss erneut vor Gericht erscheinen. Zudem steht noch das Gutachten zu ihrer Glaubwürdigkeit aus. Kurz vor Schluss überreicht Verteidiger Felix Leo dem Gericht ein ärztliches Attest: Es bescheinigt, dass der Angeklagte seit seinem Herzinfarkt 2007 Medikamente nehme - und die sollen sein Sexleben beeinträchtigen. Der Fall, über den die Richter zu entscheiden haben, wird immer komplizierter. Möglicherweise spricht das Gericht am 18. Mai ein Urteil.

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