Verunglückter Gefahrgut-LKW Update: Gefahrgut-LKW auf der A 60 bei Prüm geborgen (Fotos/Video)

Prüm · Die Bergung des Gefahrstoff-Transporters, der am Samstag an der A 60-Anschlussstelle Prüm verunglückte, ist abgeschlossen, die Autobahn ist frei. Nur einen kleinen Vorfall gab es bei der Bergung.

 Schwierige Bergung in mehreren Etappen auf der A 60: Die Zugmaschine hängt am Haken.

Schwierige Bergung in mehreren Etappen auf der A 60: Die Zugmaschine hängt am Haken.

Foto: Fritz-Peter Linden

Dienstagmorgen gegen 8.30 Uhr, Feuerwache Prüm: Dort sammeln sich die Wehrleute aus der Eifel, die zur Bergung des Gefahrstoff-Transporters herangezogen wurden. Es sind viele. Und für alle wird es ein langer Tag.

Die Ansage lautet: Um 10 Uhr geht es los am Unfallort, mitten in der A 60-Anschlussstelle Prüm. Seit Samstag liegt dort der Gefahrstoff-Transporter, den es in der Auffahrt Richtung Bitburg aus der Kurve geworfen hatte (TV von gestern). Der Fahrer muss großes Glück gehabt haben: Die Kabine der MAN-Zugmaschine ist zur Hälfte zerquetscht. Dennoch erlitt der Mann nur leichte Verletzungen.

Update: Gefahrgut-LKW auf der A 60 bei Prüm geborgen (Fotos/Video)
Foto: Fritz-Peter Linden

Der Tank mit der Ladung, hochgiftigem Phenol, war bei der Havarie dicht geblieben. Von der Substanz, die zur Kunststoffherstellung verwendet wird, trat bisher anscheinend nichts aus (der TV berichtete).

Update: Gefahrgut-LKW auf der A 60 bei Prüm geborgen (Fotos/Video)
Foto: tv/Fritz Peter Linden

Nun also soll das Gespann endlich aus dem Weg geräumt werden, denn die Flüssigkeit ist mittlerweile abgekühlt und hat eine wachsartige Konsistenz angenommen. Die Spezialfirma Kurth aus Blankenheim und Prüm ist mit Kran- und anderen Fahrzeugen angerückt, außerdem eine Sanierungsfirma aus Zülpich – zur Entsorgung von allem, was da eventuell noch aus dem Wrack austreten mag.

 Schwierige Bergung in mehreren Etappen auf der A60.

Schwierige Bergung in mehreren Etappen auf der A60.

Foto: Fritz-Peter Linden

Und die Einsatzkräfte: Darunter die Feuerwehren aus Prüm, Kyllburg, Pronsfeld, Weinsheim, der Gefahrstoffzug des Eifelkreises, die Dekontaminationseinheit des Vulkaneifelkreises, die Berufsfeuerwehren aus Trier und Köln, Technisches Hilfswerk, DRK, Polizei, Autobahn- und Straßenmeisterei, die Stadtkyller Baufirma Backes, der Spediteur, zu dessen Fuhrpark der havarierte LKW gehört. Rund 100 Menschen insgesamt – plus zwischendurch noch einer: Landrat Joachim Streit, der auf dem Rückweg von Schulleiter Guido Kirschs Verabschiedung in der Abteistadt (der TV berichtete) kurz bei den Rettern vorbeischaut.

Update: Gefahrgut-LKW auf der A 60 bei Prüm geborgen (Fotos/Video)
Foto: Fritz-Peter Linden

Die meisten haben sich auf der Autobahnbrücke postiert. Mittendrin: die mobile Einsatzzentrale mit Manfred Schuler von der Feuerwehr Prüm. Der erklärt, was gleich geschehen soll. Zuerst wird Erdaushub herangefahren und rund um das havarierte Gespann aufgeschichtet. In diese „Wanne“ wird dann eine Silofolie gelegt. Damit sollen eventuell austretendes Phenol oder andere Flüssigkeiten aufgefangen werden.

Update: Gefahrgut-LKW auf der A 60 bei Prüm geborgen (Fotos/Video)
Foto: Fritz-Peter Linden

Auch die Kanalisation, sagt Peter Hillen von der Verbandsgemeinde Prüm, sei abgeriegelt. Denn was hier möglicherweise versickere, „das landet am Ende dann in der Prüm“.

 Bergung an der A 60: Die Einsatzkräfte komnen von überall her, rund 100 sind es insgesamt.

Bergung an der A 60: Die Einsatzkräfte komnen von überall her, rund 100 sind es insgesamt.

Foto: tv/Fritz Peter Linden

Bereits am Sonntag sagt Schuler, habe man einen Treibstofftank des verunglückten Lasters aus dem nordrhein-westfälischen Witten leergepumpt: „200 Liter Diesel.“ Die können schon mal nicht mehr ins Erdreich gelangen. Der Verkehr aus Richtung Trier und Bitburg in Richtung Belgien wird umgeleitet. Auch in südlicher Richtung kommt von hier an keiner mehr durch.

Entscheidend für den Verlauf der Bergung ist die Frage, ob der Deckel des Phenoltanks dicht gehalten hat. Das kann aber zunächst niemand sagen, denn das gesamte Gespann liegt auf dem Rücken – der Tankdeckel ist deshalb nicht zu sehen.

Immerhin: Dadurch, dass das Phenol inzwischen abgekühlt und dickflüssig geworden sei, sagt Uwe Hoppe, Fachberater Chemie des Eifelkreises, sei das Risiko nicht mehr ganz so groß. Brand- oder gar Explosionsgefahr bestehe „absolut nicht“. Trotzdem bleibt es ein gefährlicher Stoff, der nicht über Hautkontakt aufgenommen werden dürfe, denn Phenol sei krebserregend. „Und es stinkt natürlich erbärmlich.“ Das sei aber auch ein Vorteil: „Wenn man es riecht, weiß man, dass es in der Nähe ist.“

Die Vorbereitungen an der Unglücksstelle gehen indessen weiter. Und sie dauern. Oswald Benzel, Organisationsleiter des DRK, lässt Verpflegung bringen – 13 Fleischwurstringe, 60 Wiener Würstchen, 140 Brötchen, alles dankend angenommen von den Wartenden.

Dann ist es 12.40 – die Zugmaschine hängt am Haken des Krans und wird rüberbugsiert auf die Fahrbahn. Eine halbe Stunde darauf schwebt auch das Fahrgestell des Gefahrguttanks davon. Und dann dauert es wieder – denn jetzt muss der stark eingedrückte Phenolbehälter bewegt werden. Erst um 15.04 Uhr kommt die Durchsage: „Die Bergung des Gefahrstoffbehälters beginnt.“ Zwei Minuten darauf ist klar: Der Deckel hat gehalten. Weitere zwei Minuten später streikt die Hydraulik des Schleppwagens, der den Tank per Zugseil umdrehen soll.

Wieder heißt es warten. Dann meldet Manfred Schuler um 16.34: „Tank gedreht – dicht geblieben!“ Jetzt werde eine Kontrollmessung vorgenommen. Und gegen 17.30 ist klar: keine Gefahr, der Tank kann abtransportiert werden. Einsatzleiter Roland Houscht, stellvertretender Wehrleiter der VG Prüm, ist mehr als zufrieden: Die Zusammenarbeit aller Einheiten habe „vorbildlich funktioniert“, alle seien „ruhig und besonnen“ zu Werke gegangen. Der Tag auf der Autobahn endet für die Einsatzkräfte gegen 20 Uhr.

Am Mittwochmorgen teilt die Polizeiinspektion Prüm auf TV-Nachfrage mit, dass der LKW komplett geborgen ist. Die Autobahn ist wieder für alle frei befahrbar. Nur einen kleinen Zwischenfall habe es gegeben: Ein Hydraulikschlauch am Krahn sei gerissen. Das sei für keinen der Beteiligten gefährlich gewesen – habe die Bergung aber um mindestens eine Stunde verzögert.

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