Gefühle geben den Takt an

GEROLSTEIN-LISSINGEN. "Ein musikalisches Abenteuer" verspricht Frank Köllges – alias Adam Noidlt – dem Publikum am Samstag auf Burg Lissingen. Kenner und Laien werden gleichermaßen bei den Konzerten der 30 international bekannten Profimusiker auf ihre Kosten kommen. Köllges Markenzeichen: alles frei improvisiert, die Gefühle zählen.

"Wir haben den Anspruch auf Abenteuermusik, nichts ist aufgeschrieben, alles pure Inspiration, punktgenau erfunden", beschreibt der Vollblut-Musiker Köllges seine Arbeit. Aufs Festival in der Lissinger Unterburg freut er sich. Es sei quasi sein erstes Heimspiel. Seit drei Jahren lebt der gebürtige Düsseldorfer, mit für einem Düsseldorfer ungewöhnlichen Faible für Köln, in Usch. Allerdings hat ihn seine Arbeit in den vergangenen 33 Jahren oft rund um den Globus gescheucht: Projekte in New York, "Härte 10"-Tournee mit dem Goethe-Institut durch Brasilien und nach Seoul, Dokumenta in Kassel, musikalische Leitungen "Momo" in Düsseldorf, "Shakespeare" in Köln, Düsseldorf und Hamburg, "Richard III" in Bochum, Lyrikperformance mit Thomas Kling - die Liste lässt sich unendlich fortsetzen. Ebenso großen Ruhm genießen die 30 Musiker, die am Samstag zum Festival kommen. Köllges: "Das Publikum wird mitgerissen. Ich mag nämlich keine Massenverblödungsmaschinerie, wie sie häufig auf Konzerten abgezogen wird." Kein Gegröle, sondern Ambiente im historischen Gemäuer. "Die Akustik in der Burg ist spitze. Musik pur ohne große Beschallungsanlagen und Leuchtreklamen", verspricht Köllges. Ab 20 Uhr werden an drei Plätzen im Burgareal sechs so genannte "Untergruppen-Konzerte" aufgeführt. Sie dauern jeweils 20 Minuten. Um 23 Uhr versammeln sich dann alle Musiker zum Abschlusskonzert in der großen Scheune um Dirigent Köllges. Wie ein Sinfonie-Orchester einen Pantomimen vertont

Was er bereits mit den Düsseldorfer Sinfonikern geschafft hat, wird er dann auch in der Eifel zeigen. Mehrere Fernsehsender haben die Aufführungen des "kybernetischen, demokratischen" Orchesters schon gezeigt. Der Deutschlandfunk strahlte 45 Minuten "Frank Köllges, das Chaos an der Leine" von Raoul Mörchen aus. Für die Düsseldorfer Sinfoniker, gewohnt ans perfekte Spiel nach Noten, war die Herausforderung groß. Die ausdrucksstarke Gestik und Mimik Köllges verlangt eine neue Sichtweise der Konzertmusik. Er gibt als Dirigent den lautlosen Pantomimen, dessen Regungen vom Orchester vertont werden. Ohne Noten, ohne Partituren. Jeder Musiker spielt nicht nur sein Instrument, sondern seine ureigene Rolle in der Gesamtinszenierung. Kostprobe gefällig? Wie ein Tramper hält Köllges den rechten Daumen hoch, Augenrollen bestimmt das Tempo, die Bläser reagieren. Dann bewegt er die Finger, als wenn er seinen 13 Jahre alten Kater Napoleon kraulen wolle, reckt das Kinn, und schon fühlen sich die Percussionisten angesprochen. Zeitgleich zeigt die linke Hand ausgestreckt nach vorne, Handfläche nach oben, Köllges trippelt auf der Stelle - jetzt sind die Streicher an der Reihe. So formt sich das Konzert wie eine Collage. Stilistisch wird dabei Jazz mit Rock und Pop oder Klassik verwirkt. Das Publikum darf am Samstag auf Burg Lissingen eine garantiert einzigartige Premiere eines in dieser Form nie wieder hörbaren Konzerts erwarten. Als fünfte Veranstaltung im Rahmen der Reihe "Kyllt(o)ur" bietet das Festival "Adam Noidlt Missiles" mit Frank Köllges am Samstag, 6. August, um 20 Uhr in der Unterburg Lissingen Improvisationskunst. Einlass ist ab 19 Uhr. Karten kosten elf Euro (Vorverkauf), 13 Euro (Abendkasse), acht Euro (ermäßigt). Weitere Infos gibt's telefonisch bei den Tourist-Infos: Gerolsteiner Land (06591/13180), Bitburger Land (06561/94340), Kyllburger Waldeifel (06563/930244) oder im Internet unter www.kylltour.de oder www.fkoellges.de.

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