Gegenwind in der Südeifel

Ferschweiler/Ernzen „ · Naturpark, Kulturdenkmäler und Tourismus: Die Gegner des geplanten Windparks auf dem Ferschweiler Plateau in der Südeifel kennen noch mehr Gründe, weshalb sie auf der Hochebene an der luxemburgischen Grenze keine Windräder sehen möchten. Doch sind die Argumente stichhaltig genug, um die weißen Riesen zu verhindern?

Gegenwind in der Südeifel
Foto: (e_bit )
 Andreas Marxen, Andreas Schmitt, Rudolf Otten und Heiko Gasper wollen nicht als Windkraftgegner, sondern lieber als „Pro-Initiative für das Ferschweiler Plateau“ bezeichnet werden.

Andreas Marxen, Andreas Schmitt, Rudolf Otten und Heiko Gasper wollen nicht als Windkraftgegner, sondern lieber als „Pro-Initiative für das Ferschweiler Plateau“ bezeichnet werden.

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Ferschweiler/Ernzen. "Wird aus dem Naturpark Südeifel ein Windindustriepark?" Diese Frage stellen sich mehrere Bewohner der Südeifel rund um das Ferschweiler Plateau. Auf den Gemarkungen Bollendorf, Ernzen, Ferschweiler und Holsthum möchte die Verbandsgemeinde Südeifel eine von insgesamt 23 Vorrangflächen für Windenergie ausweisen. "Aus dem aktuellen Planungsstand ergibt sich eine mögliche Anzahl von 46 Windrädern", sagt der 38-jährige Ferschweiler Andreas Marxen, der gemeinsam mit anderen Südeifelern gegen die vor seiner Haustür geplante Windkraftfläche mobil macht. Die private Initiative hat den TV zu einem Gesprächsabend nach Ferschweiler eingeladen, um auf ihre Bedenken aufmerksam zu machen. "Wir haben den Verdacht, dass viele Bürger nicht mitbekommen, was hier geplant wird. Im Gegensatz zu Ernzen und Holsthum gab es in Ferschweiler dazu bislang keine Informationsveranstaltung", sagt Marxen.

Naturpark: "Dieser Naturpark war der erste seiner Art in Rheinland-Pfalz. Wenn sich hier Windräder drehen, verliert der Park seinen Naherholungswert, und auch die Charakteristik der Landschaft wird dadurch komplett verändert", sagt Marxen. Bei der Fortschreibung des Flächennutzungsplans für den Teilbereich Windenergie, über die der Verbandsgemeinderat vermutlich bis zu den Sommerferien noch abstimmen soll, seien handwerkliche Fehler gemacht worden, sagt Mitstreiter Heiko Gasper aus Ferschweiler. "Denn er enthält keinerlei Aussagen dazu, wie sich Naturpark und Windpark vereinbaren lassen." Die Kritiker befürchten für Windräder, ihre Zuwege und Stromtrassen vor allem auch großflächige Rodungen. Darüber hinaus ist die geplante Vorzugsfläche von einem Fauna-Flora-Habitat-Gebiet eingekreist, das einen Teil des Plateaus als einen der "120 schönsten Naturschätze des Landes" unter Schutz stellt. "Was habe ich mit der Windkraft gewonnen, wenn ich das alles kaputt mache. Die vorgenommene Abwägung ist ungenügend", meint der Ferschweiler Andreas Schmitt.

Kulturdenkmäler: "160 Objekte mit historischem Wert, sogenannte Kulturdenkmäler, finden sich auf dem Ferschweiler Plateau", sagt Schmitt. Von Druidensteinen über römische Gräberfelder bis hin zur Wallfahrtskapelle Schankweiler Klause: "Das sind Kriterien, die betrachtet werden müssen.", sagt Schmitt. Doch ist das kulturelle Erbe des Ferschweiler Plateaus so hochkarätig, dass Windkraft dort ausgeschlossen werden sollte? "Nein", urteilt die Planungsgemeinschaft Region Trier, welche die Ausschlussgebiete für die Windkraftnutzung festgelegt hat. Denn Ferschweiler ist hinter dem Moseltal und den Eifelmaaren auf dem dritten Platz der sogenannten Wertstufen gelandet, ab dem es in der Zuständigkeit der Kommunen liegt, ob dort Windenergie gewonnen werden darf. Die Gutachter raten aber dazu, "die Wertstufen 1 bis 3, mindestens jedoch 1 und 2, als Ausschlussbereiche für Windkraft festzulegen." Eine Tabuzone ist die Wertstufe 3 dennoch nicht.

Tourismus: Wandern, Mountainbiken, Reiten, Camping machen, durch den Dinopark schlendern und bei alldem die Natur genießen: Tourismus wird in der Südeifel bekanntlich großgeschrieben. "Doch der wird leiden", sagt der Holsthumer Rudolf Otten, der sich ebenfalls im Bündnis gegen den Windpark stemmt. "Damit werden auch einige Arbeitsplätze in der Südeifel verloren gehen." Die Bollendorfer, auf deren Gemarkung 12 der 46 Standorte auf dem Plateau eingetragen werden könnten, haben sich gegen die Windkraft entschieden. Ortsbürgermeister Rolf Stump: "Da wir uns Touristengemeinde schimpfen, möchten wir auf den gemeindeeigenen Flächen, die zwei Drittel ausmachen, keine Windräder haben. Wenn Private das machen, können wir das nur schwer verhindern."

Doch die Kritiker sehen auch ihre eigene Wohnqualität in Gefahr: "Ich schaue von meinem Haus in Holsthum direkt auf das Ferschweiler Plateau. Dort oben würden Windräder sehr bedrohlich wirken", sagt Otten.

Das sagt der Bürgermeister: Der TV hat Moritz Petry, Bürgermeister der Verbandsgemeinde, mit den Sorgen der Plateau-Bewohner konfrontiert. Es obliege dem Verbandsgemeinderat, abzuwägen, ob sich die Windkraft mit dem Naturpark und Tourimus vereinbaren ließe, sagt Petry. "Wir haben die klare Vorstellung, dass die Windkraft weder für den Naturpark noch für den Tourismus schädlich ist." Er rechnet jedoch nicht damit, dass sich alle potentiellen Standorte auch realisieren lassen. "Ich weiß, was die Projektierer vorhaben, und denke, dass nachher in der gesamten VG etwa 50 Windräder stehen könnten." Die VG bestimme ja nur Vorrangflächen, auf denen später weitaus weniger Anlagen realisiert würden, als der Flächennutzungsplan potentiell ausweise. Petry: "Wenn nachher auf dem gesamten Plateau zehn Anlagen stehen, wäre das viel." Man könne jedoch um jeden Euro froh sein, sagt Petry, der über die Windenergie in die Gemeindekassen fließe. Petry: "Bei der Flächennutzungsplanung werden aber ausschließlich objektive Kriterien angewandt, schon allein, um die Rechtssicherheit des Plans nicht zu gefährden."

Trinkwasser: Doch dafür, dass dort eines Tages weitaus weniger Windräder stehen, als einige befürchten, könnte ein ganz anderer Umstand sorgen, sagt Ferschweilers Ortsbürgermeister Rudolf Schmitt: "Auf unsere Gemarkung wird kein Windrad kommen. Das ist Trinkwasserschutzgebiet. Wir liefern das Wasser für 70 Prozent der Verbraucher in der VG. Da zieht die Struktur- und Genehmigungs-Direktion (SGD) Nord nicht mit." Für die SGD scheint die Angelegenheit doch noch nicht endgültig entschieden. Auf TV-Anfrage antwortet die Behörde: "Der Bau von Windrädern könnte möglicherweise erfolgen, wenn der Schutzzweck des Trinkwasserschutzgebietes nicht beeinträchtigt wird. Grundlage wäre ein entsprechender Nachweis in Form eines Gutachtens seitens des Projektbetreibers." Größter Projektierer in dem Gebiet ist die EEG Eifel Energiegesellschaft aus Ferschweiler, die in dem Bereich gerne mehrere Windräder errichten würde. Wie viele genau, das möchte Projektplanerin Katja Vernazobres nicht verraten. Ebenso wenig wie die Antwort auf die Frage, ob und wann das Unternehmen ein erforderliches Gutachten zur Verträglichkeit der Windkraft im Trinkwasserschutzgebiet vorlegen wird.
Der Verbandsgemeinderat will die Fortschreibung des Flächennutzungsplans bis zu den Sommerferien unter Dach und Fach bringen. In Kürze geht der Plan nochmals in die Offenlage.

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