Gemeinsam Eltern suchen

BITBURG. Eine für Adoptionswillige relevante Änderung soll zum 1. Juli in Kraft treten. Es soll eine gemeinsamen Adoptionsvermittlungsstelle der Eifel-Kreise geben. Dem hat der Jugendhilfeausschuss des Kreises Bitburg-Prüm zugestimmt.

Ab 1. Juli soll es eine gemeinsamen Adoptionsvermittlungsstelle der Landkreise Bernkastel-Wittlich, Daun und Bitburg-Prüm. Dem hat der Jugendhilfeausschuss des Kreises Bitburg-Prüm in seiner jüngsten Sitzung zugestimmt. Der Hintergrund: Seit etwa einem Jahr gibt es, ausgehend vom so genannten Haager Übereinkommen, eine Neuerung im Adoptionsvermittlungsgesetz. Darin kommt der nun erstmals festgeschriebenen personellen Mindestausstattung der Vermittlungsstellen bei den Jugendämtern eine besondere Bedeutung zu: "Die Adoptionsvermittlungsstellen sind mit mindestens zwei Vollzeit-Fachkräften oder einer entsprechenden Zahl von Teilzeitkräften zu besetzen", heißt es in dem Übereinkommen.

Bei den Jugendämtern der drei Eifelkreise wäre dieser personelle Aufwand nicht zu rechtfertigen. Die Alternative: die Einrichtung einer zentralen Stelle in einer der Kreis-Städte Bitburg, Daun oder Wittlich. Oder, wie nun beantragt und noch vom Landesjugendamt zustimmungspflichtig: eine von einer Arbeitsgruppe flankierte, offizielle gemeinsame Stelle mit getrennter Dienst- und Fachaufsicht, wobei jedes Jugendamt im Prinzip für seinen Bereich zuständig bleibt. "Das hat einerseits den Vorteil, dass die Fachkompetenz vor Ort erhalten bleibt. Insbesondere bei der intensiven Nachbetreuung der Adoptionen wären die Distanzen für eine effektive Arbeit der Sozialpädagogen sonst einfach zu groß", erläutert Jugendamtsleiter Rainer Stein vom Kreis Daun die Vorteile der beantragten Kooperation.

Dem stimmt auch Josef Winandy, Leiter des Bitburg-Prümer Jugendamts zu: "Eine zentrale Stelle würde für unnötig weite Wege für die Mitarbeiter und die Familien nach sich ziehen". Er erwartet, dass in Mainz noch in diesem Monat über die gemeinsame Stelle der drei Eifelkreise entscheidet, die Modell-Charakter für das ganze Land habe könnte. "Andere Kreise im Land sitzen schon in den Startlöchern", sagt Josef Winandy. Grund: Auch andere Kreise in strukturschwachen Regionen würden gerne eine gemeinsame Adoptionsvermittlungsstelle mit dezentralem Angebot eröffnen. Sicher ist es bisher noch nicht, ob auch das Landesjugendamt dem Eifeler Ansinnen zustimmt. Im ungünstigsten Fall versagt die Behörde dem Eifeler Ansinnen die Zustimmung. Dann müssten die einzelnen Kreise nach einer neuen Lösung suchen.

Die Zahlen belegen, dass es für eine solche Stelle Bedarf in der Eifel gibt. Im Kreis Daun leben derzeit 80 Adoptivkinder bis zu 18 Jahren, ungefähr 105 Familien sind gemeldet, die als Adoptiv- und/oder Pflegefamilien zur Verfügung stehen. Rund 15 Paare pro Jahr würden gern ein Kind adoptieren, "am liebsten Säuglinge, aber heutzutage sind die meisten Vermittelten Schulkinder oder ehemalige Pflegekinder, bei denen die Adoption ermöglicht wurde". Zum Vergleich: Im Jahr 2002 hat es im Kreis Bitburg-Prüm acht Adoptionen gegeben, 22 Paare wollten ein Kind adoptieren.

Pflegeeltern aus dem Pool der Adaptionswilligen

Ein Drittel der Kinder kommt aus der so genannten Dritten Welt oder dem ehemaligen Ostblock, ein Drittel sind ehemalige Pflegekinder, ein Drittel sind von Anfang an zur Adoption freigegeben, wenn sich etwa junge Mütter der Aufgabe nicht gewachsen fühlten.

Die Anforderungen an die Adoptiveltern sind einfach: "Es müssen normale Eltern sein, es gibt zum Beispiel keine Einkommensgrenzen." Lediglich Sozialhilfeempfänger oder lebensverkürzend krank sollte man nicht sein, wenn man ein Kind adoptieren will, um dessen Chancen nicht von vornherein zu beschränken.

Aus dem Pool der Adoptionswilligen, so ist Stein froh, habe man jedoch auch viele Menschen gefunden, die als Pflegeeltern für die Kinder da sind, selbst wenn keine Adoption möglich ist.

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