Geselliger Abend mit dem Axtmann

Bitburg · Zur Wrestling-Premiere in der Bitburger Stadthalle kamen am Samstagabend rund 200 Zuschauer, um böse Buben und aufrechte Gladiatoren anzufeuern.

 Zum ersten Mal machte der Wrestling-Zirkus in Bitburg halt. Voller Körpereinsatz gehört dazu. Auch ein Stiefel im Nacken ist Teil des harten Geschäfts. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Zum ersten Mal machte der Wrestling-Zirkus in Bitburg halt. Voller Körpereinsatz gehört dazu. Auch ein Stiefel im Nacken ist Teil des harten Geschäfts. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Bitburg. Der baumlange Zwei-Zentner-Mann, den irgendjemand in eine schreiend bunte Leggins eingenäht hat, pöbelt das Publikum an - die Zuschauer überschütten ihn mit Beleidigungen und hämischem Lachen: "Keiner will dich kämpfen sehen", skandieren die Wrestling-Fans im Chor. Kein Zweifel, der "Axeman" ist einer der bösen Buben mit finsterer Vergangenheit und großer Klappe, die im Ring regelmäßig furchtbar verprügelt werden. Doch bis sie mit schmerzverzerrtem Gesicht um Gnade winseln, haben sie ihrem Gegner, dem Liebling der Zuschauer, einige brutale Schläge verpasst - zumeist unfair und aus dem Hinterhalt. Das Szenario wiederholt sich: Mal kämpfen zwei, dann mal wieder vier muskelbepackte Wrestler gegeneinander und versuchen ihre Gegner auf übelste Weise auf den Ringboden zu schmettern. Das Publikum geht begeistert mit, johlt und jubelt, wenn der Lieblings-Gladiator gewinnt - stöhnt auf und leidet mit, wenn er mit verrenkten Gliedern auf dem Boden liegt. Einige der Zuschauerinnen kreischen laut, um ihren Helden vor hinterhältigen Attacken zu warnen.
"Na klar, es ist ein Showkampf und die Aktionen sind abgesprochen", sagt der 28-jährige Carsten, der extra für diesen Abend aus Köln angereist ist. "Aber dennoch bleibt die Sache spannend und macht einen riesigen Spaß."
Und das soll sie auch, denn das Publikum ist beim Wrestling ein aktiver Teil der Show. Kaum jemanden hält es auf seinem Stuhl, wenn die Kämpfer zu brachialer Rockmusik einmarschieren, Zwischenrufe aus der Menge gehören dazu - und werden von den Gladiatoren auch schon mal mit wutverzerrtem Gesicht beantwortet. Doch das alles gehört zum Spiel - von außen betrachtet erscheinen Akteure und ihre Fans wie eine große Familie.
Seit Januar ist die deutsche Liga "Westside Xtreme Wrestling" (wXw) auf Tournee. Im Tross sind rund 20 Profikämpfer aus Österreich, Frankreich, der Schweiz, den USA und Deutschland. Am Ende des dreistündigen Events kommt ein Mann zum Einsatz, auf den viele der Besucher gewartet haben: "Bad Bones" John Klinger feiert in Bitburg ein Heimspiel, denn der Wrestler, den sein Verband als absoluten Superstar der wXw ankündigt, kämpft zum ersten Mal in seiner Heimatstadt. "Das ist etwas ganz Besonderes für mich", sagt Klinger, der beim anschließenden Fight seine Gegner wegputzt.
Vielleicht war dies für lange Zeit die letzte Gelegenheit "Bad Bones" live und in Action zu sehen.
Der 1,80 Meter große und 110 Kilogramm schwere Berufsringer steht kurz vor dem Vertragsabschluss mit TNA Wrestling, einem der größten Verbände in den USA, dem Mutterland des populären Sports.
Extra

Der TV hat sich im Publikum umgehört, wie die brachialen Kämpfe ankommen. Thomas, 30, sagt: "Die Stimmung bei den Kämpfen ist toll und ein einmaliges Erlebnis." "Geile Show, starke Action. Die Wrestling-Liga hat in den vergangenen Jahren an Attraktivität gewonnen", findet Jens, 34. Und Carsten (28) sagt: "Wenn er sich darauf einlässt, kann der Zuschauer so richtig aus sich herausgehen. Man muss die Kämpfe ja nicht analysieren." now

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