Glaube im Alltag

Was macht eine Begegnung zweier Menschen zu etwas Besonderem? Hundebesitzer sind sich scheinbar immer auf Anhieb sympathisch, selbst wenn ihre Lieblinge sich gerade die Zähne zeigen. Und dann passieren da noch die Arten von Begegnungen, die an uns haften bleiben.

Die Schönen, leider aber auch die weniger Schönen. Wir, das sind meine zwei Jungs und ich, sind im Krankenhaus zu Besuch, denn das jüngste Familienmitglied ist endlich da. An diesem Tag passiert etwas Außergewöhnliches. Ich hatte innerlich schnell abgelehnt, als die Krankenschwester fragte, ob wir denn die Krankenkommunion empfangen wollten. Mir fehlte Besinnung und Ruhe. Mitten drin im Kneten, sah unser Zimmer wie ein Schlachtfeld aus, und die Frage der Wiederherstellung der gesundheitsförderlichen Hygiene verursachte bei mir einen leichten Juckreiz. Meine Frau telefonierte derweil. Sie hatte übrigens die Frage der Schwester positiv beantwortet. Und so blieb die Tür als vereinbartes Zeichen für den erwarteten Pastor einen Spalt geöffnet. Da hörte ich auch schon die bekannte Stimme des Paters über den Flur dringen. Auf meine deutlichen Handzeichen reagierte meine Frau betont gelassen. Doch in der Aufregung hatte ich mich verhört. So konnte fast der gesamte Knetbestand erfolgreich eingesammelt und die Jungs von einer angemesseneren Form der Beschäftigung überzeugt werden. Schließlich brummte ein Legoauto das Bettdeckengebirge leise rauf und runter. Ein Bilderbuch fütterte Seite um Seite die kindliche Fantasie. Als sich dann plötzlich der Türspalt bewegt und ins Zimmer eine zierliche, fein gekleidete, ältere Dame gleitet. Sie steuert mit einem großen Kelch ruhig in die Zimmermitte. "Sie möchten die Krankenkommunion empfangen?", spricht sie meine Frau freundlich an. "Gerne." "Sie auch?", fragt sie mich. Ich zögere - nicht. "Ja!" Währenddessen sind die Jungs ganz fasziniert, stecken im Bann des Geschehens. Der Motor des Legoautos ist gänzlich abgestellt, die Buchseiten liegen vollkommen still. Zurück bleibt andächtiges Schweigen und eine Erinnerung: Es sind die außergewöhnlichen Begegnungen, die unser Leben prägen. Jörg Koch, Pastoralreferent für Jugend Dekanat St. Willibrord Westeifel

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