Glaube im Alltag Mut zu neuen Wegen

Am letzten Wochenende war wieder einmal die Zählung der Gottesdienstbesucher angesagt. Die genaue Zahl ist zu ermitteln und dann an eine zentrale Stelle weiterzuleiten. In der untersten Schublade meines Schreibtischs liegen noch drei dieser mechanischen Zählapparate. Ich erinnere mich an meine Ministrantenzeit. Da standen wir am Zählsonntag an der Tür und mussten uns konzentrieren, um für jeden Besucher auf den Knopf zu drücken. Immerhin strömten in meiner Heimatgemeinde damals regelmäßig mehr als 400 Menschen ins Gotteshaus.

Die Zeiten haben sich geändert. Wir brauchen keine mechanischen Hilfsmittel mehr, um die Zahl der Gottesdienstbesucher festzustellen. Im Jahr 2016 ist die Zahl der Gottesdienstbesucher im Bistum Trier im Vergleich zum Vorjahr um 10 000 gesunken. In den letzten 10 Jahren haben wir 43 Prozent unserer Gottesdienstteilnehmer verloren.

Da gibt es nichts schönzureden: Auch in unseren Eifeldörfern hat der Sonntagsgottesdienst keinen hohen Stellenwert mehr. Oh ja, zu besonderen Anlässen legt man immer noch großen Wert auf eine Eucharistiefeier vor Ort. Aber wenn die Sonntagsmesse zu anderen Terminen im Dorfleben in Konkurrenz treten muss, landet sie in der Prioritätsliste schnell auf dem letzten Platz.

Ich warne übrigens davor, nostalgisch von der guten alten Zeit zu schwärmen. Dieser Tage hat mir jemand wieder erzählt, dass in unserer Pfarreiengemeinschaft vor Jahren ein Pater es regelmäßig schaffte, drei Messen an verschiedenen Orten hintereinander im 45-Minutentakt zu lesen. Die Leute waren zufrieden, Hauptsache, es ging schnell. Ich habe auch nicht die gottvollen Worte eines Eifeler Ureinwohners vergessen, ich versuche einmal, sie im Originalton wiederzugeben: „Usen Här as zwar en faul Sau, awer wenigstens micht hen en flott Mass!“ Offensichtlich machte sich die scheinbare Wertschätzung der heiligen Messe häufig doch eher an Äußerlichkeiten fest.

Was ist zu tun? Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, weiterhin in eine ansprechende Gestaltung der Sonntagsgottesdienste zu investieren. Eine gute Atmosphäre ist wichtig, eine ansprechende Kirchenmusik, eine lebensnahe Predigt. Auch mit weniger Besuchern soll unsere Liturgie immer noch einen festlichen Glanz aus­strahlen.

Und dann sollten wir den Mut haben, mit neuen Formen zu experimentieren, um dadurch vielleicht auch Menschen zu erreichen, die sich scheinbar vom kirchlichen Leben verabschiedet haben. Auch dabei geht es nicht um billige Events ohne Nachhaltigkeit. Auch Liturgie braucht Relevanz für das Leben der Menschen.

Also jammern wir nicht, bringen wir vielmehr unsere Charismen ins Spiel.

Klaus Bender

Dechant im Dekanat Bitburg

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