Große Besetzung, großer Klang und große Gefühle

Bitburg · Sie sind eine Rarität im Orchesterleben der Eifel: Die Musiker des Prümer Orchesterprojekts warten in sinfonischer Besetzung mit Streichern auf. 550 Zuhörer kamen in die Stadthalle Bitburg, um ihr neues Programm zu erleben.

 Mehr Streicher für die Eifel: Das Prümer Orchesterprojekt glänzt in der Besetzung eines klassischen Sinfonieorchesters. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Mehr Streicher für die Eifel: Das Prümer Orchesterprojekt glänzt in der Besetzung eines klassischen Sinfonieorchesters. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Bitburg. "Das ist ein Klang, den man von Musikern aus der Region nicht oft hört", sagt ein Besucher in der Bitburger Stadthalle. "Und handwerklich absolut sauber gemacht." Vor einer Minute hat Dirigent Markus Wolsiffer die Pause ausgerufen. Die Musiker mischen sich unter das Publikum und holen sich ihr verdientes Lob ab: Umarmungen, Schulterklopfen, Händeschütteln und spontanen Applaus aus allen Ecken.
Es ist ja auch ein außergewöhnliches Konzert, das die Mitglieder des Prümer Orchesterprojekts bieten: Sie sind das einzige Sinfonie-Orchester in großer Besetzung in der Eifel, das semiprofessionell arbeitet. Ein Großteil der Akteure geht einem Beruf außerhalb der Musik nach oder noch zur Schule. Lediglich rund 15 Musiker des 60-köpfigen Ensembles studieren Musik, zumeist auf Lehramt.
Das Alleinstellungsmerkmal des Orchesters: In der sonst von Bläsern dominierten Eifel hat Markus Wolsiffer, Musiklehrer am Regino-Gymnasium in Prüm, genug Streicher zusammengebracht, um Kompositionen wie die "Peer Gynt Suite" von Edward Grieg so erklingen zu lassen, wie der Urheber es sich gewünscht hat. "Es gibt eine Streicher-Klasse am Regino-Gymnasium, und auch die hiesigen Musikschulen sind auf den Zug aufgesprungen und bilden junge Menschen inzwischen an Geige, Cello und Violine aus", sagt ein weiterer Besucher. "Vor etwa 15 Jahren wäre so ein Konzert in der Eifel nicht möglich und kaum zu ertragen gewesen", sagt er und lacht.
Einige der vielen jungen Zuschauer erhalten die Chance, mitten im Orchester zu sitzen und zu spüren, "wie der Boden bebt, wenn alle Instrumente zugleich spielen", lautet die Ansage kurz vor der Pause. "Dann könnt ihr von der Bühne aus miterleben, wie der Dirigent ab und zu mMal einen bösen Blick wirft." Prompt bildet sich vor dem Pappkarton, aus dem später die Namen der Glücklichen gezogen werden, eine lange Schlange.
Nach zweieinhalb Stunden eines Konzerterlebnisses, das Kompositionen von Max Bruch, Johannes Brahms, Glazunow, Filmmusik aus "Chroniken von Narnia" und Melodien aus dem Musical "Les Misérables" beinhaltet, sind die rund 550 Zuschauer begeistert. Mehr Menschen konnte die Halle nicht fassen, da die Bühne für die 60 Musiker vergrößert werden musste. Einige Zuschauer, die im Innenraum keine Sitzplätze mehr fanden, genossen das Konzert bei offener Saaltür im Foyer. Großer Klang und große Gefühle - draußen wie drinnen. now

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