Gute Wege, schlechte Wege

Bitburg · Der Winterdienst der Stadt Bitburg kann sich über zu wenig Arbeit momentan nicht beklagen. Ausgerüstet mit Schneeräum- und Streugeräten sorgt das Bauhof-Team zu frühen sowie späten Stunden für sichere Straßen. Doch nicht überall ist der Schnee geräumt. Auch Grundstückseigentümer müssen ran.

 Lässt ihrem Unmut freien Lauf: Schimpfend und tretend bahnt sich die kleine Cassandra ihren Weg nach Hause. TV-Foto: Monika Pradelok

Lässt ihrem Unmut freien Lauf: Schimpfend und tretend bahnt sich die kleine Cassandra ihren Weg nach Hause. TV-Foto: Monika Pradelok

Bitburg. "Schrott! Schnee ist Schrott", sprudelt es aus der kleinen Cassandra heraus. Erbost versucht sie neben ihrer Mutter Jenny (26), ihren Puppenwagen herzuschieben. Keine einfache Aufgabe, denn der sonst so breite Gehweg in der Erdorfer Straße ist zu einer schmalen Gasse zwischen all dem Schnee geworden.
"Der Weg nach Hause ist schon ziemlich abenteuerlich", sagt Jenny. Obwohl in Bitburg die Gehwege "ordentlich geräumt" sind, gebe es Stellen, die eine Herausforderung seien. So wie die nächste Straßenüberquerung: Den beiden stellen sich Schnee und Eis in den Weg. Während Jenny mit dem Kinderwagen unsicher über die Straße schlittert und fast hinfällt, versucht Cassandra mit aller Kraft, die Berge an Schnee und Eis zu überwinden.
Als Mutter und Tochter in der Wittlicher Straße ankommen, eröffnet sich ihnen ein unaufgeräumter und komplett zugeeister Weg. "Das ist für mich der schlimmste Abschnitt", sagt die junge Mutter. Denn hier könnte man leicht ausrutschen.
Doch wer ist für diesen Weg verantwortlich? Normalerweise ist der Winterdienst für städtische Grundstücke zuständig. Denn die Stadt ist nach eigenen Angaben verpflichtet, "verkehrswichtige und gefährliche Straßen" zu räumen und zu streuen. Das sind neben den Hauptverkehrsstraßen auch solche Straßen, die unter anderem zum Krankenhaus, zu Schulen, Kindergärten und zum Zentralen Omnibusbahnhof führen. Zudem räumt der Winterdienst Steil- und Gefällstrecken, Brückenbereiche und enge Kurvenbereiche. Um diese Aufgabe zu bewältigen, werden zwei Unimogs für die Straßen und drei kleine Traktoren für die Gehwege eingesetzt. Darüber hinaus sind zwei Teams unterwegs, um dem Schnee mit Salz und Schaufel den Garaus zu machen.
Je nach Menge des angefallenen Schnees benötigt der Räumdienst zwischen fünf und sechs Stunden.
"Ansonsten aber hat die Stadt die Räum- und Streupflicht für öffentliche Gehwege auf die Anlieger übertragen", erklärt Erich Grün vom Ordnungsamt. Nach der Straßenreinigungssatzung sind Grundstückseigentümer dazu verpflichtet, die Gehewege in der Zeit von 7 bis 20 Uhr zu räumen und zu streuen. Falls kein Gehweg vorhanden ist, muss ein Streifen von 1,50 Metern Breite geräumt werden. Im Zweifelsfall haftet der Grundstückseigentümer, falls ein Passant verunglückt. "Das kann teuer werden", warnt Grün.
Dass der Gehweg in der Wittlicher Straße nicht geräumt ist, sei jedoch eine Ausnahme, berichtet ein Bitburger. Seine Erklärung: "Nicht jeder hat unendlich viel Zeit, da kann es schon mal vorkommen, dass jemand seine Pflicht vergisst." Das ist der kleinen Cassandra allerdings egal. Sie kann es kaum abwarten, dass der Schnee schmilzt und es wärmer wird. Denn für sie ist Schnee Schrott, der sehr mühsam zu bewältigen ist. mmp

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