Wildpark Hängepartie im Eifelpark Gondorf

Gondorf · Der Eifelpark Gondorf steht vor einer ungewissen Zukunft. Die Saison ist vorbei, anders als in den Vorjahren ist auch der Wildpark nicht mehr für Besucher geöffnet. Den meisten Mitarbeitern wurde gekündigt. Ob und in welcher Form es im nächsten Jahr weitergeht, steht noch in den Sternen.

 Auf Wiedersehen im nächsten Jahr? Die Zukunft des Eifelparks ist ungewiss. TV-Foto: Klaus Kimmling

Auf Wiedersehen im nächsten Jahr? Die Zukunft des Eifelparks ist ungewiss. TV-Foto: Klaus Kimmling

Gondorf. Mit einem freundlichen Grinsen begrüßt Maskottchen Petz am Sonntag die Besucher des Eifelparks Gondorf: Viel zu lachen gibt es derzeit jedoch weder für die Mitarbeiter noch für die Besucher der 75 Hektar großen Freizeiteinrichtung. Zum vorerst letzten Mal hat der Eifelpark gestern seine Pforten geöffnet - sehr zum Bedauern vieler Gäste, die am Wochenende noch einmal einen Ausflug nach Gondorf unternommen haben (siehe Umfrage).
Anders als in den Vorjahren ist nach Ablauf der Saison nicht nur der Freizeitpark, sondern auch der Wildpark geschlossen. Ob die Einrichtung zum Start der Sommersaison im April 2013 wieder öffnet, steht in den Sternen.
Bitter ist die zumindest vorübergehende Schließung außerdem für die Mitarbeiter: Elf von ihnen haben die Kündigung erhalten, nur drei bleiben weiter angestellt, um sich um die Tiere zu kümmern. Auch die Zeitverträge mit den Aushilfskräften wurden nicht verlängert (der TV berichtete).
Eine Entscheidung, die dem Betreiber des Eifelparks, Bernd Capellen, nach eigener Aussage nicht leichtgefallen ist: "Die Mitarbeiter liegen mir natürlich am Herzen, aber es geht einfach nicht anders." Es ist vor allem die Hängepartie um die Verpachtung des Parkplatzes (siehe Extra), die Capellen zu dem Schritt bewogen hat, den Eifelpark über die Wintermonate komplett dichtzumachen - einen Park, an den der Unternehmensberater aus Haan bei Düsseldorf eher zufällig geraten ist: 2003 meldete die Schulte-Wrede-Gruppe, der neben dem Eifelpark auch zwei weitere Freizeitparks in Deutschland gehörten, Insolvenz an. Capellens Auffanggesellschaft BeCa Immobilien übernahm die Geschäftsanteile der Gruppe. Insolvente Firmen zu verkaufen oder abzuwickeln - das ist die eigentliche Kernbeschäftigung des 62-Jährigen.
Dem Unternehmensberater gelang es, innerhalb von wenigen Monaten zwei der drei Parks zu verkaufen. "Nur den Eifelpark wollte keiner haben", sagt Capellen. Also fuhr der Rheinländer selbst in die Eifel, um sich ein Bild von der Freizeiteinrichtung zu machen. Was er sah, gefiel ihm. "Ich habe mir gesagt: Das eine Jahr machst du weiter." Für den Betrieb des Parks gründete er die Eifelpark GmbH - seine Arbeit als Geschäftsführer der Freizeiteinrichtung bezeichnet Capellen als "sein persönliches Hobby": "Ich habe mir vom ersten Tag an kein Geschäftsführergehalt ausgezahlt und bekomme auch keinerlei Aufwandsentschädigung dafür."
Ziel des Unternehmensberaters war es dennoch von Anfang an, den Eifelpark schnellstmöglich wieder zu verkaufen. Das ist nun acht Jahre her. Ein Käufer ist nach wie vor nicht in Sicht. Capellen spricht von einem "Standort-Problem": Zu wenig Menschen leben im Einzugsbereich des Eifelparks, zudem gebe es mit dem Phantasialand in Brühl und dem Freizeitpark Nürburgring Konkurrenzangebote, die nicht allzu weit entfernt liegen. Und so hat er sein ursprüngliches Ziel verfehlt, die Besucherzahlen durch neue Attraktionen und Sonderveranstaltungen im Park zu verdoppeln: In dieser Saison zählte die Einrichtung erstmals sogar unter 100 000 Besucher. "Ich war naiv", sagt Capellen rückblickend.
Dennoch, so beteuert der 62-Jährige, habe seine Entscheidung, einen Großteil der Mitarbeiter zu entlassen und den Eifelpark zunächst zu schließen, nichts mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu tun: "Wir sind nicht pleite." Eine Aussage, die der Jahresabschluss des Geschäftsjahrs 2011 bestätigt: Die Eifelpark GmbH weist ein positives Eigenkapital von knapp 45 000 Euro auf.
Capellen ergänzt: "Wenn wir pleite wären, würde ich mir den Spaß mit den Tieren nicht mehr leisten." Erst in der vergangenen Woche habe er 45 Tonnen Tierfutter gekauft, 50 000 Euro habe er außerdem in diesem Jahr in ein neues Luchsgehege investiert. "Das hätte ich doch nicht gemacht, wenn ich den Eifelpark abgeschrieben hätte." Der 62-Jährige spricht von einem "kleinen Machtspiel", das derzeit zwischen ihm und der Gemeinde laufe. Ein Machtspiel mit ungewissem Ausgang - sowohl für die Mitarbeiter als auch die Besucher des Eifelparks.Extra

EXTRA ODER EINGEKLINKTER ZWEITARTIKEL Streit um die Parkplatzpacht Der Gemeinde Gondorf gehört eine gut 30 000 Quadratmeter große Fläche vor dem Eifelpark. Vor etwa 20 Jahren ließ sie dort für damals 900 000 D-Mark knapp 300 Parkplätze und den Eingangsbereich des Parks samt Toilettenanlage bauen. 60 Prozent der Kosten bezuschusste das Land als Förderung für die Tourismusregion. Anschließend verpachtete die Gemeinde die Fläche an den Eifelpark, der dafür bislang jährlich gut 22 000 Euro zahlte. Zu viel aus Sicht des Parkbetreibers Capellen, der der Gemeinde im vergangenen Jahr Subventionsbetrug vorwarf: Das eingesetzte Fördergeld diene nicht dem Tourismus, sondern allein der Gemeindekasse. Vor Gericht scheiterte Capellen zwar, allerdings befand der Richter, dass der Pachtvertrag, der noch von der Schulte-Wrede-Gruppe unterzeichnet worden war, nicht wirksam auf die Eifelpark GmbH übergegangen sei. Allerdings, so der Richter, habe die GmbH den Vertrag in den Vorjahren dadurch gültig gemacht, dass sie die Pacht dennoch bezahlte. Zum neuen Jahr 2013 muss nun aber ein neuer Vertrag ausgehandelt werden. Doch die Gemeinde und Capellen konnten sich bislang noch nicht einigen. Mittlerweile sind die Fronten offenbar derart verhärtet, dass Capellen sein ursprüngliches Angebot an die Gemeinde, künftig 6000 Euro Pacht für den Parkplatz zu zahlen, zurückgezogen hat. "Ich zahle gar nichts mehr", sagt Capellen. Gondorfs Ortschef Kaufmann gibt sich dagegen versöhnlich: "Wir sind nach wie vor bereit mit Herrn Capellen mündlich zu verhandeln", sagt er auf TV-Nachfrage. Man sei nach wie vor bereit, eine einvernehmliche Lösung zu finden, die fair und für beide Seiten respektabel sein soll.

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