Hilfe aus einem Guss: Bitburg will Flüchtlinge und ältere Menschen unterstützen

Bitburg · Und los geht’s: Wer sich besonders für Flüchtlinge und ältere Menschen einsetzen will, ist am Donnerstag, 18. Februar, ins Haus Beda eingeladen. Dort wollen die Verantwortlichen das Netzwerkprojekt Engagierte Stadt vorstellen. Ein Gast an diesem Abend ist Klaus Jensen, Ex-Bürgermeister von Trier.

 Alle für die Engagierte Stadt: So kann es funktionieren.

Alle für die Engagierte Stadt: So kann es funktionieren.

Foto: Istock

Bitburg ist eine Stadt mit fast 90 verschiedenen Nationen. 1431 Ausländer leben hier - die Bewohner in den Flüchtlingsunterkünften nicht mitgerechnet. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von 10,29 Prozent. Trotzdem kam die für März 2015 erstmals vorbereitete Wahl eines Migrationsbeirats nicht zustande - mangels Interesse.

Die Menschen nicht nur willkommen heißen, sondern sie auch in Arbeit und Alltag miteinbeziehen, damit sie sich gleichermaßen daran beteiligen, das ist eine der größten Herausforderungen im Land, und der will sich auch Bitburg stellen. Die Integration von Migranten und Flüchtlingen ist eines der Ziele, die sich die Stadt gesetzt hat - jetzt auch in einem neuen Projekt mit dem Namen Engagierte Stadt.

Bitburg ist eine von 50 Kommunen deutschlandweit, die in das Förderprogramm von Bundesregierung, fünf Stiftungen und einem Unternehmen aufgenommen wurden (der TV berichtete). 272 Städte hatten sich im vergangenen Jahr darum beworben.

Weil der Titel alleine aber nicht zählt, lädt der noch junge Arbeitskreis jetzt die Bürger zu einer Auftaktveranstaltung ein. Sie sollen dann nicht nur über das Konzept informiert werden, sondern auch ihre Erwartungen und Wünsche äußern dürfen.

Denn damit Bitburg zu einer sozial engagierten Stadt wird, braucht es neben Vereinen, Initiativen, Wirtschaft und Politik auch viele Freiwillige, die sie genau dazu machen möchten.

Damit die Städte schon einmal über die bestmögliche Ausgangssituation verfügen, legen also die Stifter - das sind: das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Bertelsmann Stiftung, die BMW Stiftung Herbert Quandt, der Generali Zukunftsfonds, die Herbert Quandt Stiftung, die Körber-Stiftung und die Robert Bosch Stiftung - mehr als drei Millionen Euro in einen Topf - Bitburg erhält etwa 50.000 Euro.

Die Idee dahinter: Nicht in einzelne Projekte soll investiert werden, sondern in die Verzahnung von bereits bestehenden Hilfsangeboten. "Wir wollen ein Netzwerk-Programm sein", sagt Monika Dondelinger vom Caritasverband Westeifel, der sich federführend um das Projekt kümmert. Also: Alles soll aus einem Guss sein.

Impulse erhofft sich der Arbeitskreis zum Auftakt von Klaus Jensen: Der Unternehmensberater und Honorarkonsul Luxemburgs, ehemals Oberbürgermeister der Stadt Trier sowie Staatssekretär im Sozialministerium in Mainz, spricht in Bitburg über die Herausforderungen einer sozial engagierten Stadt. "Wir können uns vor dem Hintergrund seiner Erfahrung keinen Besseren vorstellen als ihn", sagt Monika Dondelinger.

Doch das Thema wolle man nicht nur "von seiner ernsten Seite aus betrachten". Deshalb hat der Arbeitskreis noch einen weiteren Gast eingeladen: Britta Schmidt aus Schwalmtal. Die Humortherapeutin, die außerdem die Moderation des Abends übernimmt, hat ein Kabarettstück mit passendem Titel im Gepäck: "Wer sich nicht bewegt, bei dem bewegt sich nichts".

Etwas bewegen will der Arbeitskreis nicht nur bei der Integration von Flüchtlingen - aber dieses Thema sei besonders der Stadt wichtig gewesen: Mit dem Projekt, erläutert Monika Dondelinger, habe man sich ja bereits zu der Ausschreibung vor einem Jahr befasst, und damit "zu einer Zeit, als uns die Wirklichkeit rasend schnell überrollt" hat. Doch es habe sich gerade in der Flüchtlingshilfe in Bitburg viel getan, und diese Arbeit wird auch bereits kräftig unterstützt: zum Beispiel durch Mitarbeit bei der neuen Internetseite zur Flüchtlingshilfe im Eifelkreis Bitburg-Prüm, die sich gerade im Aufbau befindet.

Und noch etwas ist Thema für die Engagierte Stadt: die demografische Entwicklung. Warum es immer wichtiger wird, auch "ältere Menschen miteinzubeziehen", zeigt nicht zuletzt ein Blick auf die Statistik des Einwohnermeldeamts: 3693 von 13.900 Bitburgern mit Hauptwohnsitz in der Stadt sind älter als 60 Jahre (Stichtag: 31. Dezember 2015). Das sind nicht nur 127 Menschen mehr als noch im Jahr zuvor, sondern auch 26,57 Prozent der Bürger.

Zum Informationsabend "darf jeder kommen", sagt Monika Dondelinger. Zwar sei der Arbeitskreis organisatorisch zunächst auf Bitburg beschränkt, aber "wir wollen die Menschen eifelweit ansprechen, und über die Grenzen der Stadt hinaus wirken". Auch das ist ein Merkmal der Engagierten Stadt: Zusammen bewegt man mehr.

Termin: Donnerstag, 18. Februar, 19 Uhr, im Haus Beda in Bitburg. Der Eintritt ist frei. Formlose Anmeldungen sind erwünscht unter Telefon 06561/96710 oder E-Mail m.conti@caritas-westeifel.de
Drei Fragen an …

… Bürgermeister Joachim Kandels.

Warum passt der Titel zu Bitburg?
Kandels: Bitburg ist eine engagierte Stadt, weil es eine große Vielfalt an ehrenamtlichem Engagement gibt. Ich nenne nur die Kinder-, Jugend,- und Seniorenarbeit, die vielen Vereine, den Sport und das große Engagement der Bürgerinnen und Bürger in der Flüchtlingsarbeit. Auch durch die Bürgerbeteiligungen werden die Menschen in politische Prozesse eingebunden. Diese Vielfalt, die auf vielen Schultern getragen wird, wollen wir in einem Netzwerk bündeln und stärken.

Flüchtlingshilfe und Demografischer Wandel: Warum sind der Stadt diese Themen wichtig?
Kandels: Berufe zum Beispiel im Pflegedienst oder Handwerk sehen sich zunehmend mit Nachwuchssorgen konfrontiert. Junge Menschen, die als Flüchtlinge hier eine neue Heimat finden, sollen integriert werden, indem sie die Sprache und einen Beruf erlernen. Sie können für den hiesigen Arbeitsmarkt und damit für unsere mittelständischen Unternehmen und Handwerksbetriebe eine Chance sein.

Wie wichtig sind die freiwilligen Helfer?
Kandels: Kernstück der Engagierten Stadt sind Freiwillige im Ehrenamt. Um die Engagierte Stadt Bitburg auf den Weg zu bringen, braucht es viele, die mitmachen. Daher würde ich mich freuen, wenn sich möglichst viele an der Auftaktveranstaltung beteiligen.
Extra

Die Mitglieder des Arbeitskreises Engagierte Stadt Bitburg sind: Marlies Borsch (Krankenhaussozialdienst, Krankenhaus Bitburg), Mechthild Conti (Caritas), Hedwig Disch (Seniortrainerin und Elisabethenkonferenz), Monika Dondelinger (Caritas), Thomas Elgass (Turnverein Bitburg), Melanie Enders (Stadtverwaltung Bitburg), Monika Fink (Integrationsbeauftrage der Stadt Bitburg und Vorsitzende des DRK Bitburg-Prüm), Siegfried Kalkes (Pflegestützpunkt Bitburg), Marlies Raberg (Seniorenbeauftragte der Stadt Bitburg), Beate Tömmes (Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bitburg), Gerd Wanken (Haus der Jugend Bitburg).
Meinung: Jeder wird gebraucht

Es gibt schon jede Menge engagierte Helfer in der Stadt. Deren Arbeit soll in diesem Projekt gestärkt und so weiterentwickelt und vernetzt werden, dass sich Bitburg für die Zukunft keine Sorgen machen muss. Also nichts wie hin! Jeder Einzelne wird gebraucht.
e.blaedel@volksfreund.de

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