Hilfe, die Weiber sind los!

DAUN. Die Begriffe Fastnacht, Fasching, Karneval beziehen sich auf das Gleiche. Sie meinen die sechs tollen Tage vor Beginn der Fastenzeit. In diesen Tagen wird viel und fett gegessen. Man denkt an die bald einsetzende fleisch- und vergnügungslose Fastenzeit.

Nach den früheren strengen Fastenregeln waren Fett, Fleisch und Laktizinien (Milch, Butter, Käse usw.) tabu und hatten aus den Speiseplänen zu verschwinden. Die Fastnacht spielt vor dem "Stichtag" Aschermittwoch sprichwörtlich verrückt. Sie ist spielerisch die Gegenzeit zur Fastenzeit: eine Zeit der "verrückten Narretei" und des Fleischlichen. Daher auch die Bezeichnung: schwerer, schmalziger, schmutziger oder fettiger Donnerstag. Noch einmal wurde kräftig getrunken und geschlemmt, gelärmt, gelästert, geflirtet und Dinge getan, die man bei "klarem" Verstand sonst kaum wagen würde, oder die man spätestens an Aschermittwoch bereut. Das Wort "schmutzig" hat nichts mit Dreck zu tun; im mittelhochdeutschen, heute im alemannischen Bereich, bedeutet: schmotz, schmutz = Fett. Der "Fette Donnerstag" ist auch der "Weiberdonnerstag". Die Frauen in vielen Orten schlossen sich bereits vor dem letzten Krieg auf freiwilliger Basis zu "Möhnen" zusammen, wobei es kein festgeschriebenes Alter gibt. Wohl kann man sagen, dass es vor dem Krieg meist ältere Frauen des Ortes waren, während es heute einer jeden Verheirateten frei gestellt ist, mitzumachen. Eine Frau, häufig ist es die älteste, wird als "Obermöhn" gewählt oder durch die Mehrheit bestimmt. Sie ist dann für die Organisation und den Ablauf des Weiberdonnerstages verantwortlich. Sie lädt die Frauen (meist schon zum Ende des vorhergehenden Kalenderjahrs) zu Besprechungen über Termine, Örtlichkeiten, Gestaltung und vor allem über die Verkleidung ein. Doch in vielen Dörfern der Eifel haben die Möhnen nicht nur an Weiberdonnerstag etwas zu sagen, sondern das Jahr über. Sie leisten für die Gemeinden viel Positives, gleich ob bei der Organisation von Ausflügen, Ausrichten von Altentagen oder durch Spenden oder sonstige sozial eingestellte Aktivitäten. An dem "Donnerstag der Möhnen" ziehen sie lustig singend durchs Dorf, um anschließend im Gemeindesaal oder in einer Gaststätte Kaffee zu trinken und zu feiern. Abends dürfen dann die Männer wieder zu ihrer "Möhn". Gemeinsam verbringen anschließend alle den Rest des Tages bei Essen, Trinken, Scherz und Spiel, bei Büttenreden, Musik, Schunkelei und Tanz. Teilweise spendieren bäuerliche Betriebe den Möhnen auch noch Eier, die abends in der Gaststätte gemeinsam gebacken und verzehrt werden, zum Beisipel in Struth. In ganz wenigen Dörfern halten die Möhnen noch Autofahrer oder Fußgänger an, schneiden Schlipse ab oder putzen die Schuhe mit dem Spruch: "Dir zur Ehre, uns zu Nutzen, wollen wir dir die Schuhe putzen." Diese Dienste müssen dann mit Geld oder Naturalien bezahlt werden. Äußerlich lachend, innerlich knirschend, spendiert der so Hereingelegte eine dicke Münze oder einen Schein, wofür er aber dann auch das Recht auf einen Schnaps oder ein "Küsschen" hat. Fotos, Infos und Termine zur Fastnacht auf

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