Holzhacken statt Bierzapfen

Bitburg-Erdorf · Bis vor vier Jahren gab es in Bitburger Stadtteil Erdorf noch drei Gaststätten. Nun ist nur noch eine übrig. Denn am Wochenende schloss auch die Traditionsgaststätte Turmann nach fast 90 Jahren.

 Statt Bier gibt es im Schankraum bei Arnold Trumann künftig nur noch Frühstück für Pensionsgäste. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Statt Bier gibt es im Schankraum bei Arnold Trumann künftig nur noch Frühstück für Pensionsgäste. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Bitburg-Erdorf. Die Gaststätte und Pension Turmann im Bitburger Stadtteil Erdorf ist eine Institution. Seit 1927 war sie Treffpunkt fürs Feierabendbier und hatte einen festen Platz im Ortsgeschehen. Dort wurde Karneval gefeiert, das Laurentiusfest am 10. August, Kommunionen und Geburtstage. Dort trafen sich die Mitglieder des Sport- und Gesangvereins nach Training und Probe. Am Samstag öffnete die Gaststätte zum letzten Mal. Aus Altersgründen machen Arnold und Marlies Turmann Schluss.
"Es ist sehr bedauerlich, dass mit der Gaststätte eine dörfliche Institution und damit auch dörfliche Kommunikation verloren geht", sagt Ortsvorsteher Werner Becker. "Ich geh\' zum Bäcker einen trinken", das war bis dahin ein geflügeltes Wort im Ort. Denn Arnold Turmann, der die Gaststätte 1972 in dritter Generation von seinen Eltern übernahm, betrieb im gleichen Haus auch eine Bäckerei. An manchen Tagen gingen deshalb im Gebäude die Lichter gar nicht aus. Vom Tresen wechselte der gelernte Bäcker in die Backstube. So lange er Brötchen backte, vergnügten sich seine Gäste weiter beim Kartenspiel und Flaschenbier. Morgens gingen sie mit frischen Brot nach Hause.
"Es fällt nicht leicht, nach so vielen Jahren die Wirtschaft zu schließen", sagt Arnold Turmann. 41 Jahre lang war er dort Hausherr. Aber die Zeit, die er in der Gaststätte verbrachte, begann schon viel eher: 1962, als er vierzehn Jahre alt war, starb sein Vater. Das bedeutete für ihn, in jeder freien Minuten auszuhelfen. Zudem betrieb die Familie ein Lebensmittelgeschäft im gleichen Haus. Da Turmann und seine Frau darin wohnen bleiben möchten, kommt es für sie nicht in Frage, die Gaststätte zu verpachten. Die 14 Fremdenzimmer möchten sie als Hotel Garni weiter betreiben. "Damit fällt der Abschied nicht ganz so schwer", findet Turmann. Und: "Für mich war es eine schöne Zeit", sagt Turmann. Am meisten werden ihm "die Leute" fehlen. In der gewonnenen Zeit will er sich mit Holzhacken fit halten. sys

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