"In meinem Innersten kann ich es mir nicht vorstellen"

Bitburg/Trier · Ein 82-Jähriger soll die damals zehnjährige Tochter der damaligen Freundin seines Sohnes missbraucht haben. Im Prozess haben nun die Mutter, der leibliche Großvater des Opfers sowie der Sohn des Angeklagten ausgesagt. Zur Rede gestellt hat den Angeklagten in den mehr als zehn Jahren seit der Tat offenbar keiner von ihnen.

Bitburg/Trier. Wer hat was wann zu wem gesagt? Oder warum auch nicht gesagt? Das sind die Hauptfragen, die im Prozess gegen einen 82-jährigen Mann aus der Eifel vor dem Trierer Landgericht verhandelt worden sind. Dem Mann wird vorgeworfen, 2005 die damals zehnjährige Tochter der Lebensgefährtin seines Sohnes missbraucht zu haben.
Als Erstes, soviel steht fest, hat sich das Mädchen damals seinem leiblichen Großvater anvertraut, der im Haus des Angeklagten zwei Räume tapezierte und dabei eine für ihn beunruhigende Situation beobachtete. Er habe im Vorbeigehen gesehen, wie der Angeklagte auf der Küchenbank gesessen habe. Das Mädchen habe bei ihm gelegen, den Kopf auf seinem Schoß. Wo die Hand des Angeklagten gewesen sei, fragt der Vorsitzende Richter Armin Hardt. Die habe er nicht genau sehen können, der Tisch sei im Weg gewesen. Am Tag darauf habe er das Mädchen zur Rede gestellt und es habe unter Tränen berichtet, dass der Angeklagte sie angefasst und zwischen den Beinen gestreichelt hätte.
Weiter berichtet der leibliche Großvater: Zunächst habe er nichts gesagt, weil seine Enkelin ihn darum gebeten habe. Dann habe er aber den Sohn des Angeklagten angerufen. Der habe von nichts gewusst und gesagt: "Wenn ich ihn (den Angeklagten, Anm. d. Red.) erwischt hätte, hätte ich ihn totgeschlagen." Der Sohn, Ex-Lebensgefährte der Mutter des Mädchens, bestreitet, dass dieses Gespräch stattgefunden hat.
Kontakt vermieden


Die Mutter gibt an, ihr Vater habe am Telefon Andeutungen gemacht und verlangt, dass sie mit ihrer Tochter spräche. Dabei habe ihr das Mädchen unter Tränen erzählt, dass der Angeklagte sie angefasst hätte, sie ihn habe anfassen müssen und er ihr mit der Hand in die Hose gegangen sei. "Es war sehr schwierig für meine Tochter, darüber zu reden." Mit ihrem damaligen Lebensgefährten habe sie gesprochen. Der habe aber abweisend reagiert und gesagt, das könne nicht sein. Mit seinem Vater gesprochen, wie sie von ihm verlangt habe, habe er wohl nicht. Sie habe auch den Kontakt mit dem Angeklagten in der Folge vermieden.
Der Ex-Lebensgefährte gibt an, er sei nur kurz darüber informiert worden, dass sein Vater das Mädchen angefasst haben soll. Details habe er niemals erfahren. Das sei ein Grund gewesen, warum er seinen Vater nie zur Rede gestellt habe. Er scheint auch Zweifel an der Aussage der inzwischen 21-Jährigen zu haben und sagt: "In meinem Innersten kann ich es mir nicht vorstellen."
Nur einmal kam es offenbar zu einem direkten Gespräch zwischen dem Angeklagten, dessen Sohn sowie der Mutter des Opfers. Doch nicht einmal über dessen Inhalt herrscht Einigkeit. Sein Sohn gibt den Angeklagten mit den Worten "Ich habe nichts gemacht. Ich weiß nicht, was mir vorgeworfen wird." wieder. Nach Aussage der Mutter hingegen soll er gesagt haben "Ich habe sie ja nur gekriebelt." cli

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