Ja-Wort neben dem Mühlstein
Hüttingen · In der Verbandsgemeinde Neuerburg haben Brautpaare nun die Qual der Wahl: heiraten in der Amtsstube, auf der Burg Neuerburg oder - ganz neu - in der Hüttinger Mühle. Dort gibt es sogar zwei Trauzimmer: die Mühlenwerkstatt und die Tenne.
Hüttingen. Unter dem Dach hängt ein rostiges Fahrrad, an der Wand jede Menge altes Werkzeug und Körbe in verschiedenen Größen stehen auf dem Boden: Wenn man die Hüttinger Mühle besucht, meint man, die Zeit wäre stehengeblieben und jeden Augenblick käme der Müller um die Ecke. Seit September kann man dort in der ehemaligen Tenne oder der Mühlenwerkstatt heiraten.
Bei standesamtlichen Trauungen geht der Trend zum Besonderen. Immer seltener möchten sich Brautpaare in der meist doch eher nüchternen Amtsstube das Ja-Wort geben. Die Erfahrung hat auch Evelyne Schneider, Standesbeamtin der Verbandsgemeinde (VG) Neuerburg gemacht. "Die Burg Neuerburg wird sehr gut angenommen. Deswegen haben wir schon längere Zeit nach einer zweiten Außenstelle Ausschau gehalten." Fündig wurde sie in Hüttingen. Dort ist es möglich, sich im rustikalen Ambiente zu vermählen.
Die Familie Fisch betreibt in der ehemaligen Mühle eine Obstbrennerei und stellt auch Räume für anschließende Feiern zur Verfügung. "Wir sind kein Hotel, das viel Schnickschnack bietet. Bei uns finden Brautpaare urige Gemütlichkeit", sagt Michael Fisch. Er selbst hat als Erster die Mühle als Trauzimmer ausprobiert und dort seine Freundin geheiratet. Mit Jeans und Schlips, "aber den habe ich nur bis mittags getragen," verrät er augenzwinkernd.
Ob Jeans oder Anzug, auch im champagnerfarbenen Brautkleid treten die Heiratswilligen vor die Standesbeamtin. Da sich nur noch etwa ein Drittel anschließend für eine kirchliche Trauung entscheidet, werden die standesamtlichen Trauungen umso mehr zelebriert.
Einen Samstag im Monat steht die Mühle für Brautpaare offen. Bisher gab es dort zwei Hochzeiten, zwei weitere sind reserviert. "Im Jahr 2012 haben 39 Paare geheiratet, 2011 waren es noch 56", sagt die Standesbeamtin. Im Durchschnitt verheiratet sie 45 Paare im Jahr.
Da es in Körperich bis 1970 ein eigenes Standesamt gab, das aber im Zuge der Verwaltungsreform geschlossen wurde, freut es Evelyne Schneider umso mehr, dass sie eine Außenstelle im alten Amtsbezirk gefunden hat.
Erlebt hat sie schon viel in ihrer Zeit als Standesbeamtin. Ein Brautpaar wollte sich gerne genau um fünf Minuten vor zwölf Uhr das Ja-Wort geben. Nicht nur das war kurios, auch der Tag wurde zur Zitterpartie, denn die Braut war schwanger und genau am Tag der standesamtlichen Trauung sollte der Geburtstermin sein. Doch alles lief wie am Schnürchen, die Braut sagte "Ja", und das Baby kam 14 Tage später.
Das älteste Brautpaar, das sie getraut hat, war 78 und 79, einen Tag später wurde der Bräutigam 80.
Und das gab\'s auch schon: Sie sagte "Ja" und er schwieg. Auch dann ist die Hüttinger Mühle nicht der schlechteste Platz, denn neben dem Trauzimmer befindet sich die Brennerei von Michael Fisch.
Extra
Die Hüttinger Mühle hat ihren Ursprung im 18. Jahrhundert. Die Takenplatte trägt die Jahreszahl 1734, sagt Michael Fisch. Bis 1815 gehörte die Getreidemühle zur Grafschaft Vianden, dann ging sie in preußischen Staatsbesitz über. Später kaufte Wilhelm Achen die Mühle, durch Heirat seiner Tochter mit Peter Bretz blieb sie bis 2004 im Besitz der Familie. Seit 1953 ist die Mühle stillgelegt. Danach hat die Familie Fisch das Anwesen gekauft. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.hü;ttinger-mühle.de Interessierte Brautpaare melden sich bei Familie Fisch, Telefon 06566/636, oder beim Standesamt, Telefon 06564 69-0. sn